Ein Herzinfarkt mit nur Mitte 40 hat die Berliner Politik heute aus dem Takt gebracht – und eine Debatte losgetreten, die bis in die Regierungsbank grollt: Sind 12-Stunden-Tage im Bundestag noch zeitgemäß, oder ruinieren sie die Gesundheit einer ganzen Generation von Abgeordneten?
Der Schock im Juli: Sören Pellmann kippt um

Der 48-jährige Linken-Fraktionschef Sören Pellmann bricht nach einer terminreichen NRW-Tour zusammen. Diagnose: akuter Herzinfarkt, Stent-OP in der Nacht. Drei Monate später hat er 22 Kilo abgespeckt und spricht offen über „Terminhatz ohne Pausen“ und „Alkohol an jedem Empfang“.
Noch brisanter als seine Genesung ist sein Appell: Politik müsse „Schwäche zulassen“, sonst drohe eine stille Epidemie. Er zählt zehn bis zwölf Termine pro Tag – und warnt Kollegen, die ersten Symptome zu ignorieren. Wie reagierte das Präsidium des Bundestages auf diese Warnung?
Julia Klöckner zieht die Reißleine

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) lässt heute ein Schreiben kursieren: Schluss mit Überstunden, her mit festen Sitzungsenden! Sie will Elternzeiten ermöglichen, hybride Ausschüsse erleichtern und namentliche Abstimmungen bündeln, damit Nachtsitzungen Geschichte werden.
Klöckner argumentiert mit sinkendem Vertrauen der Wähler und dem „Maschinenraum” des Parlaments, der modernisiert werden müsse. Doch wie tief sitzt das Problem strukturell?
Bertelsmann-Studie zerlegt den Parlamentsalltag

Eine frische Studie zeigt: 30 Ex-Abgeordnete berichten von ineffizienten Prozessen, fehlender Digitalisierung und einer aggressiveren Debattenkultur. Nur 42 Prozent der Bürger vertrauen dem Bundestag noch – ein Absturz um fast 20 Punkte seit 2018.
Die Autoren fordern Coaching-Programme, Exit-Interviews und klare Zeitgrenzen für Ausschüsse. Stressfaktor Nummer Eins bleibt jedoch der Rhythmus der Sitzungswochen…
Alkohol, Abendempfänge, permanente Erreichbarkeit

Pellmanns Beispiel macht Schule: Mehrere Juso- und Grüne-MdB bekennen, Einladungen mit Wein-Flat künftig abzulehnen. Insider berichten von „Spitzentagen“ mit drei Empfängen plus Talk-Show – ohne eine einzige warme Mahlzeit.
Die omnipräsenten Smartphones verschärfen das Problem: Push-Nachrichten aus dem Wahlkreis klingeln auch nachts. Gibt es schon Vorbilder für einen anderen Umgang mit Mandat und Familie?
Baby im Plenarsaal: Hanna Steinmüllers stilles Statement

Als die 32-jährige Grünen-Abgeordnete Hanna Steinmüller ihr schlafendes Baby in der Bauchtrage ans Rednerpult bringt, geht ein Raunen durch den Reichstag. Klöckner legitimiert das Mitbringen von Säuglingen – ein Tabubruch, der Eltern ermutigen soll.
Steinmüller betont, dass Kinder „zum Alltag gehören“ und fordert mehr Sichtbarkeit statt Verzicht. Trotzdem fragen sich viele: Reichen symbolische Gesten – oder braucht es Gesetze?
Countdown zum „Parlamentszeitgesetz“

Unter-45-Abgeordnete aus SPD, Grünen, FDP und Linken präsentieren heute ein Eckpunktepapier: maximal 10 Arbeitsstunden pro Tag, verpflichtende Gesundheits-Check-ups alle zwei Jahre und digitale Abstimmungsfenster. Noch vor Jahresende wollen sie den Entwurf einbringen.
Der Druck ist enorm: Drei Herzinfarkte unter Bundestagsmitgliedern in 18 Monaten, ein Wahljahr 2025 vor der Tür. Das Präsidium signalisiert Gesprächsbereitschaft – jetzt liegt es an der Mehrheit, Gesundheit über Parteitaktik zu stellen. Welche Folgen das für den Wahlkampf 2025 hat, analysieren wir in Kürze.
