
Ohne sie läuft in der Stadt nichts – doch was verdienen sie wirklich? Während viele Berufe im Rampenlicht stehen, verrichten andere ihre Arbeit still und zuverlässig im Hintergrund. Dabei übernehmen sie Aufgaben, die unseren Alltag überhaupt erst möglich machen. Von Frühschicht bis Spätwache, bei Wind und Wetter, sorgen sie für Sicherheit, Sauberkeit und Bewegung.
In Zeiten von Personalmangel und Streiks rückt ihr Wert zunehmend in den Fokus. Doch wie sieht es mit der Bezahlung aus? Wir haben die wichtigsten Zahlen, Forderungen und Unterschiede für dich zusammengefasst – und es gibt deutliche Überraschungen.
1. Systemrelevant – aber finanziell benachteiligt?

Berufe, die unseren Alltag sichern, werden oft erst dann sichtbar, wenn sie fehlen. Besonders bei Streiks fällt auf, wie unverzichtbar sie sind. Gleichzeitig sind diese Jobs physisch und mental fordernd, oft mit unregelmäßigen Arbeitszeiten verbunden. Trotzdem liegt die Bezahlung häufig unter dem Durchschnitt.
Das führt zu Frust, Personalmangel und zu immer häufigeren Tarifkonflikten. Viele Beschäftigte fühlen sich nicht ausreichend gewürdigt – und nicht ausreichend bezahlt. Doch wie groß ist der Unterschied zwischen Verantwortung und Vergütung wirklich? Und wie unterschiedlich sieht es in den einzelnen Städten aus?
2. Regionale Unterschiede sind enorm

Je nach Bundesland schwanken die Gehälter teils deutlich. In Baden-Württemberg verdienen Beschäftigte in vielen Berufen am besten, während etwa in Bayern – trotz hoher Durchschnittslöhne – manche systemrelevanten Tätigkeiten überraschend schlecht vergütet werden. Die Lebenshaltungskosten steigen, vor allem in Städten.
Doch viele Löhne halten nicht Schritt. Besonders betroffen sind Berufe im öffentlichen Sektor. Hier machen sich Tarifverträge bemerkbar – aber auch große Unterschiede zwischen den Arbeitgebern. Wer wo wie viel verdient, hängt also nicht nur vom Job ab, sondern auch von der Region und dem Betrieb.
3. Müllabfuhr – Knochenjob mit Verantwortung

Ohne Müllentsorgung geht nichts – wie wichtig dieser Dienst ist, zeigt sich oft erst bei einem Streik. In Berlin verdienen Müllwerker:innen bei der BSR rund 3.559,81 Euro brutto im Monat, inklusive Zulagen. Bei privaten Betrieben wie Berlin Recycling liegt das Gehalt deutlich niedriger – bei 2.700,71 Euro ohne erwähnte Zulagen.
Im Jahresvergleich verdient man bei der BSR über 42.700 Euro, bundesweit sind es laut Stepstone jedoch nur 39.000 Euro im Durchschnitt. Spitzenreiter ist Stuttgart, mit 44.400 Euro jährlich. Trotzdem bleibt der Verdienst unter dem allgemeinen Durchschnitt.
4. Busfahrer:in – Verantwortung am Steuer

Wer bei der BVG in Berlin als Busfahrer:in einsteigt, erhält ein Grundgehalt von 2.806,79 Euro brutto im Monat, was jährlich etwa 33.681 Euro ergibt. Zusätzlich gibt es Zuschläge für Schicht- und Feiertagsarbeit, sowie 1.900 Euro Weihnachtsgeld und 500 Euro Urlaubsgeld.
Im bundesweiten Vergleich liegt Berlin im Mittelfeld. In Stuttgart verdienen Busfahrer:innen durchschnittlich 39.900 Euro, in Bayern dagegen nur 32.000 Euro jährlich. Angesichts der hohen Verantwortung im Straßenverkehr und oft stressiger Schichten bleibt das Gefälle auffällig.
5. Bahnfahrer:innen – gleiche Schicht, ähnliches Gehalt

Bei der Straßenbahn der BVG gelten dieselben Konditionen wie für Busfahrer:innen. Das bedeutet: ein monatliches Bruttogehalt von 2.806,79 Euro, plus Zuschläge und Sonderzahlungen.
Laut Stepstone verdienen Straßenbahnfahrer:innen in Berlin im Schnitt 36.400 Euro im Jahr, in Stuttgart sogar 41.600 Euro. Auch hier zeigt sich: Trotz ähnlicher Belastung wie in anderen Branchen bleibt das Gehalt unter dem regionalen Durchschnitt. Gerade bei Jobs mit Sicherheitsrelevanz ist das ein Punkt, der in aktuellen Tarifrunden immer stärker thematisiert wird.
6. Verdienst vs. Durchschnitt – die Lücke ist groß

Vergleicht man diese Gehälter mit dem allgemeinen Durchschnitt, wird die Schieflage deutlich. In Berlin liegt der Durchschnittsverdienst bei 48.250 Euro jährlich, in Baden-Württemberg sogar bei 50.250 Euro.
Bus- und Bahnfahrer:innen, wie auch Müllwerker:innen, liegen in der Regel 10.000 bis 20.000 Euro darunter. Die Gründe dafür sind vielfältig: von veralteten Tarifstrukturen über Personalmangel bis hin zu fehlender gesellschaftlicher Anerkennung. Doch wer täglich unter schwierigen Bedingungen arbeitet, sollte nicht dauerhaft unterbezahlt bleiben.
7. Was fordert ver.di?

Die Gewerkschaft ver.di fordert für Beschäftigte in diesen Bereichen eine spürbare Lohnsteigerung. Für den Fahrdienst der BVG etwa 750 Euro mehr im Monat, 300 Euro Wechselschichtzulage, 200 Euro Schichtzulage und ein 13. Gehalt.
Für die Mitarbeitenden der BSR sind es mindestens 350 Euro zusätzlich, Azubis sollen 200 Euro mehr bekommen. Außerdem stehen mehr freie Tage und höhere Zuschläge im Raum. Ziel ist es, die Belastung auszugleichen und die Berufe attraktiver zu machen – vor allem im Hinblick auf den wachsenden Fachkräftemangel.
8. Bleibt alles wie es ist?

Die steigende Zahl an Streiks zeigt: So kann es nicht weitergehen. Immer mehr Menschen erkennen den Wert dieser Arbeit – doch es braucht politische und strukturelle Veränderungen, um langfristig etwas zu bewegen.
Die Berufe im öffentlichen Dienst müssen nicht nur sicher, sondern auch fair bezahlt sein. Denn Busse, Bahnen und Müllabfuhr betreffen uns alle. Wer täglich unsere Städte am Laufen hält, sollte auch entsprechend wertgeschätzt werden – nicht nur mit Applaus, sondern auch auf dem Kontoauszug.