Diese Frau hat drei der beliebtesten Songs aller Zeiten inspiriert

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Kreativität ist eine seltsame, schwer fassbare Sache. Manchmal scheint die Inspiration aus dem Nichts zu kommen, mit Leichtigkeit aus der Luft gegriffen. Als wäre sie schon immer da gewesen. Und an anderen Tagen ist die Inspiration frustrierenderweise unerreichbar, als existieren keine Dinge im Kopf und Musiker kämpfen damit, überhaupt ein Wort zu Papier zu bringen.

Oft haben Künstler jedoch Musen, die sie dazu bewegen, ihre Werke zu schaffen. Dies können Ereignisse sein, aber auch andere Personen in ihrem Umfeld. Und erstaunlicherweise sind drei der beliebtesten Lieder des 20. Jahrhunderts auf diese Weise entstanden. Geschrieben von zwei Männern, die von ein und derselben Frau inspiriert wurden.

1. Pattie Boyd

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Die Frau, um die es geht, ist ein wunderschönes englisches Model namens Pattie Boyd. Und sie ist inzwischen zu einer Art Kulturikone geworden. 2018 beschrieb „Harpers Bazaar“, dass Boyd in den 1960er Jahren „an der Schnittstelle von Mode, Rock ’n‘ Roll, Kunst und Ruhm“ stand.

Damals war die junge Frau der Inbegriff dessen, was der Journalist Tom Hibbert später als „britischer Frauenlook“ beschreiben sollte. Boyd war auch ein gefragtes Fotomodell und gehörte zum festen Bestandteil der Fotoshootings der britischen Ausgaben von Vogue und Vanity Fair sowie der französischen Elle. Der Erfolg kam für sie immer und immer wieder. Sie war wirklich gefragt.

2. Eine wahre Ikone

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Sie drehte auch Werbespots für L’Oréal und Smiths und nahm an der begehrten Fotostrecke für „Tatler“ mit dem berühmten Fotografen Jeanloup Sieff teil. Es ist also nicht verwunderlich, dass Boyd zu einer Stilikone für junge britische Frauen wurde. Jeder wollte so sein wie sie, doch kaum einer konnte es dieser Ikone gleichmachen.

So schrieb Mary Quant im Jahre 1966: „Ihr Ziel ist es, kindlich, jung und naiv auszusehen, doch es braucht mehr, um diesen Look zu erreichen“. Und auf dem Höhepunkt ihres Ruhms hat sich Boyd einen berühmten Ehemann geangelt. Nämlich keinen Geringeren als George Harrison. Genau, der George Harrison von den Beatles.

3. Erste Begegnung

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In ihrer 2007 erschienenen Autobiografie „Wonderful Tonight“ beschreibt sie ihre erste Begegnung mit Harrison im Jahr 1964, als die Gruppe den Film „A Hard Day’s Night“ drehte. Das Model erinnerte sich daran, dass zu dieser Zeit „Großbritannien und der größte Teil Europas von der Beatlemania erfasst waren“.

Dasselbe galt natürlich auch für Amerika, wo die Band gerade einen Starauftritt in der „Ed Sullivan Show“ hatte. Boyd fuhr fort: „Ich war ein Model und arbeitete mit einigen der erfolgreichsten Fotografen in London zusammen, darunter David Bailey und Terence Donovan. Ich war in Zeitungen und Zeitschriften wie Vanity Fair und Vogue zu sehen.“

4. Der erste Eindruck

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„Aber im März schickte mich mein Agent zu einem Casting für einen Film.“ Doch zunächst sagte man ihr gar nicht, wohin es gehen sollte. Daher erfuhr Boyd erst später, dass sie die Rolle „eines Schulmädchen-Fans in einem Beatles-Film“ gewonnen hatte. Das bedeutete, dass sie die Gruppe kennenlernen würde! Doch ihr erster Eindruck war überwältigend.

In ihren Memoiren fügt sie hinzu: „Auf den ersten Blick wirkte John zynischer und forscher als die anderen. Ringo war der liebenswerteste, Paul war niedlich und George war mit seinen samtbraunen Augen und seinem kastanienbraunen Haar der bestaussehende Mann, den ich je gesehen hatte“. Boyd und Harrison lernten sich bald näher kennen.

5. Eine große Veränderung

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„In einer Mittagspause saß ich neben George“, schrieb das Model. „Die Nähe zu ihm war elektrisierend. Fast das Erste, was er zu mir sagte, war ‚Willst du mich heiraten? Er scherzte zwar, aber es gab einen Hauch von Ernsthaftigkeit.“

„Wir kamen bald darauf zusammen und heirateten zwei Jahre später, am 21. Januar 1966. Ich war 21, er war 22. Ich war so glücklich und so sehr verliebt.“ Doch leider sollte dieses Glück nicht von Dauer sein. Boyd schrieb weiter: „Seit einer Reise zum Ashram von „Maharishi Mahesh Yogi“ in Indien im Jahr 1968 war George besessen von der Meditation. Manchmal war er auch zurückgezogen und depressiv.“

6. Untreue in der Ehe

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Harrison war Boyd auch nicht immer treu und sie wusste davon. „Es gab noch andere Frauen, was mich wirklich verletzte“, gab Boyd zu. „George war fasziniert von dem Gott Krishna, der immer von jungen Mädchen umgeben war. Er kam aus Indien zurück und wollte eine Art Krishna Figur sein. Ein spirituelles Wesen mit vielen Frauen. Das hat er sogar gesagt. Keine Frau war tabu.“

Dann war da noch eine Französin, die mit Eric Clapton zusammen war. Harrison hatte ein intimes Verhältnis mit ihr, nachdem diese sich von Clapton getrennt hatte. Und diese Liaison brach Boyd verständlicherweise das Herz. Sie versuchte weiter zu machen, aber es fiel ihr sichtlich schwer.

7. Eine neue Bekanntschaft

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In dieser Zeit begann auch Clapton mehr Zeit mit Harrison zu verbringen. Und die beiden machten gemeinsam Musik. Daher fand sich Boyd immer häufiger in Claptons Gesellschaft wieder. Und sie fand schnell heraus, dass er ein ganz anderer Mensch war als seine Bühnenpersönlichkeit.

Boyd schrieb später über den Musiker: „Als ich ihn kennenlernte, verhielt er sich nicht wie ein Rockstar. Er war erstaunlich schüchtern und zurückhaltend.“ Und sie genoss die Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. „Es war schwer, sich nicht geschmeichelt zu fühlen, wenn ich Clapton dabei erwischte, wie er mich anstarrte oder wenn er sich einfach nur neben mich setzte.“

8. Neue Gefühle

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Boyd fuhr fort: „Er machte mir Komplimente über meine Kleidung und das Essen, das ich gekocht hatte. Und er sagte Dinge, von denen er wusste, dass sie mich zum Lachen bringen würden. Das waren alles Dinge, die George nicht mehr tat.“

Boyd fand dann heraus, dass sie das Thema eines neuen Songs geworden war, den Clapton geschrieben hatte. „Wir trafen uns heimlich in einer Wohnung in South Kensington“, erinnerte sie sich. „Er schaltete das Tonbandgerät ein und spielte mir den bewegendsten Song vor, den ich je gehört hatte. Es war der Song „Layla“.“ Das Lied handelte von einem Mann, der in eine Frau verliebt war, die er nicht haben konnte.

9. Schwierige Gefühle

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„Er spielte es mir zwei oder dreimal vor und beobachtete dabei ganz genau mein Gesicht, um meine Reaktion zu sehen.“, fuhr Boyd fort. „Mein erster Gedanke war: Jeder wird wissen, dass es um mich geht.'“ Boyd musste schlucken. „Ich war mit Erics engem Freund, George Harrison, verheiratet. Aber Eric hatte sein Verlangen nach mir schon seit Monaten deutlich gemacht“, schrieb Boyd.

„Ich fühlte mich unwohl, weil er mich in eine Richtung drängte, von der ich nicht sicher war, ob ich sie einschlagen wollte. Aber mit der Erkenntnis, dass ich eine solche Leidenschaft und Kreativität entfacht hatte, überkamen mich die Gefühle.“ Und, so gab Boyd zu, „Ich konnte nicht länger widerstehen“.

10. Immer mehr Lieder werden geschrieben

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Clapton hatte seine Ambitionen deutlich gemacht: Er wollte Boyd für sich selbst. Das Album von 1970, mit dem Titel „Layla and Other Assorted Love Songs“, wurde von vielen Kritikern als Claptons größtes Werk gefeiert und enthält auch eine Bearbeitung von Billy Myles „Have You Ever Loved a Woman“.

Passenderweise handelt der Text des Covers ebenfalls von der Liebe zu der Ehefrau eines engen Freundes. Und „Layla“ war nicht das einzige Lied, das jemals über Boyd geschrieben wurde. Im Jahr 1969, drei Jahre nachdem sie und Harrison geheiratet hatten, schrieb der Beatles-Star „Something“ als Hommage an seine Frau. Da waren von seiner Seite aus noch Gefühle…

11. Ein neues Lied

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Boyd erklärt in ihrem Buch: „George sagte mir ganz sachlich, dass er es für mich geschrieben habe. Ich fand es wunderschön, und es wurde der erfolgreichste Song, den er je geschrieben hat. Mit mehr als 150 Coverversionen.“ Boyd fuhr fort: „Frank Sinatra sagte, er halte es für das beste Liebeslied, das je geschrieben wurde.“

„Georges Lieblingsversion war die von James Brown. Meine war die von George Harrison, die er mir in unserer Küche vorspielte“. Viele Musikhistoriker sind der Meinung, dass Harrison mit „Something“ in der gleichen Liga als Songschreiber spielt wie seine berühmteren Bandkollegen John Lennon und Paul McCartney. Was für ein Erfolg.