Die einmalige Hattie McDaniel

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Gone with the wind

Noch heute haben es schwarze Schauspieler oft schwerer, doch zu Zeiten von Hattie McDaniel sah war das Ganze noch schwieriger. Tatsächlich schrieb sie Geschichte, da sie die erste schwarze Schauspielerin war, die einen Oskar gewann. Diesen bekam sie für ihre Rolle in ‚Vom Winde verweht‘. Ein Film, der bis heute noch ein wahrer Klassiker ist.

Heute schauen wir auf ihre Karriere zurück und vor allem auch auf die vielen Hürden, die sie für ihren Erfolg überwinden musste. Wollt Ihr auch herausfinden, warum sie ihre eigene Oskar Zeremonie nicht besuchen konnte? Dann lerne hier elf interessante Fakten über Hattie McDaniel, eine unvergessene Legende der Schauspielindustrie.

1. Die Kindheit der Hattie McDaniel

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Showboat

Hattie McDaniel hatte keine einfache Kindheit, was sie vermutlich bereits auf viele Herausforderungen in ihrer späteren Karriere vorbereitete. Sie war das 13. Kind einer Haushälterin und wurde 1893 in Kansas geboren. Zu Beginn schlug sie ebenfalls die Karriere einer Haushälterin ein und übernahm zugleich einige Verantwortungen für den Rest der Familie.

Dadurch lernte sie bereits früh mit vielen verschiedenen Menschen zu arbeiten und einige Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Sie ging zur Grundschule in Denver, Colorado und in Hatties Klasse gab es nur eine andere schwarze Schülerin. Schon zu Beginn war sie also etwas anderes und stach aus der Gruppe hervor. Das sollte auch im späteren Leben so bleiben.

2. Die Lasten ihres Vaters

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Maryland

Ihre Kindheit war nicht nur durch ihre eigenen Herausforderungen und den ihr unterstellten Vorurteilen erschwert, sondern auch durch die Lasten ihres Vaters geprägt. Dieser war ein ehemaliger Sklave, der während dem Bürgerkrieg verletzt wurde.

Zwar war Hattie nie selbst eine Sklavin, allerdings hatte sie mit ihrem Vater schon früh die Wahrheiten über Rassismus und Sklaverei erlernen müssen und entschied sich, dass sie dies in ihrem Leben nicht akzeptieren wird. Die Gegend, in der sie aufwuchs, machte ihr das nicht gerade einfacher und legte ihr viele Steine in den Weg. Sie wurde oft für ihren Lebensstil kritisiert, aber dennoch trugen ihre Hoffnungen langsam Früchte.

3. Kritik aus dem eigenen Freundeskreis

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Beulah

Ihre ganzen Bemühungen trugen erst viel später Früchte und während den vielen Rückschlägen, die sie erlitt, bekam sie nicht immer nur gutes Feedback und Unterstützung. Sogar aus dem eigenen Freundeskreis und der Familie kam oft negatives Feedback. Am häufigsten wurde ihr vorgeworfen, dass sie die schwarze Bevölkerung nicht gut genug repräsentierte.

Als Schauspielerin bekam sie oft die Rolle einer Haushälterin, welche sie nie ablehnte, dankend annahm und sich auch niemals dafür entschuldigte. Während sie dafür aus ihren eigenen Kreisen oft kritisiert wurde, verbesserte sie gleichzeitig die Arbeitsbedingungen schwarzer Amerikaner und schrieb dadurch Geschichte. Das war ihr die Kritik im Nachhinein sicher wert.

4. Kleine Veränderungen prägten ihr Leben

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Beulah

Während die Menschen vor dem Fernseher nur das Hausmädchen Hattie sahen, spielten sich hinter der Kamera ganz andere Szenen ab. Hattie nahm zum Beispiel immer wieder Einfluss auf ihre Rollen als Haushälterin. Das führte oft sogar dazu, dass die Rolle oder gar das ganze Skript letztendlich weniger rassistisch war, als ursprünglich geplant.

Ihre Kritiker dagegen warfen ihr vor, dass sie die Stereotypischen Meinungen der Schwarzen weiterhin aufrechterhält und dabei keine Rücksicht auf andere schwarze Menschen in ihrem Umfeld nimmt. Nur wenige wussten, was hinter den Kameras passierte. Wir sollten eben niemals einfach nur urteilen, ohne die ganze Wahrheit zu kennen.

5. Wer war Hattie nun wirklich?

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Hattie McDaniel wuchs in Armut auf und ihre Familie hatte ihr nicht viel zu bieten. Ihr Zukunft sah daher eigentlich nicht wirklich rosig aus. Niemals hätte damals gedacht, dass sie eine weltweit bekannte Nummer im Showbusiness sein wird. Vor ihr versuchte sich bereits einer ihrer Brüder im Showbusiness und tatsächlich führte das dazu, dass Hattie selbst ihre erste Rolle in einer Comedy-Truppe bekam.

Mit ihrem Job als Haushälterin bezahlte sie ihre Rechnung und nahm zugleich jeden kleinen Job im Showbusiness an. Was viele anfangs belächelten, zahlte sich letztendlich aus. Hattie McDaniel ging in die Geschichte des Schauspielerns ein und das auf eine ganz besondere Art und Weise.

6. Die lebensverändernde Rolle

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Gone with the wind

Sie sprach für die Rolle der Mammy für den Film ‚Vom Winde verweht‘ vor und wusste damals natürlich noch nicht, dass diese Rolle alles verändern würde. Beim Vorsprechen angekommen begann sie das Skript zu lesen und sie musste das Kostüm einer Haushälterin tragen. Sie selbst sagte, dass sie sich wie sie selbst fühlte und vielleicht deswegen so authentisch war.

Damals konnte wohl noch niemand ahnen, wie erfolgreich dieser Film wirklich werden würde und dass Menschen auf der ganzen Welt Hattie in der Rolle der Mammy sehen werden. Doch nicht nur das, denn mit dieser Rolle gewann sie auch einen der bedeutendsten Preise in der Filmbranche.

7. Wie kam es nun zur Oskarverleihung?

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Zur damaligen Zeit war es für viele unvorstellbar, dass eine schwarze Frau einen Oskar gewinnen könnte. Daher war es klar, dass der Oskar ihr nicht auf einem Silbertablett serviert werden würde und dass sie dafür schwer zu kämpfen haben wird. Das war Hattie auch selbst bewusst und daher setzte sie sich persönlich dafür ein, dass ihr Name für den Oksar der besten Nebendarstellerin vorgeschlagen wurde.

Ihre Rolle hatte so viel positives Feedback bekommen, welches ihr das Gefühl gab, sie könnte es schaffen. Sie lief also in das Büro ihres Produzenten und überzeugte ihn davon ihren Namen einzuschicken und wir alle wissen, wie die Geschichte endete.

8. Die traurige Wahrheit ihrer Oskarverleihung

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Die 12. Jährliche Verleihung des Oskars war wie immer ein glitzerndes und aufregendes Event. Es fand im beeindruckenden Ambassador Hotel statt und alles was Rang und Namen hatte, war dort anzufinden. Leider gab es damals immer noch gewisse Gesetze, die schwarze Amerikaner benachteiligten und so konnte Hattie zum Beispiel nicht mit dem restlichen Team von ‚Vom Winde verweht‘ sitzen.

Als Hattie bei der Oskar Verleihung ankam war sie ganz verwundert, dass sie an einen extra Tisch geführt wurde. Weit weg von ihrem Team und noch dazu ohne wirkliche Sicht auf das Geschehen. Sie durfte noch nicht einmal Begleitung mitbringen, ließ sich davon jedoch nicht die Laune verderben.

9. Ihre unvergessliche Ansprache

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Gone With The Wind

Trotz der Einschränkungen und gesetzlichen Vorschriften, war sie zum Glück erlaubt eine Ansprache zu halten. Diese wird wohl niemand je vergessen. Mit hocherhobenem Kopf sprach Hattie eine sehr starke Rede, die vielen Leuten die Augen öffnete.

In keinem Wort sprach sie über die vielen Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden. Stattdessen bedankte sie sich bei allen, die ihren Weg kreuzten und sie dabei unterstützten zu dem Menschen zu werden, der sie jetzt ist. Sie möchte ein Vorbild für andere Menschen ihrer Rasse sein und der Filmindustrie sein. Einer der bekanntesten Sätze der Rede ist vermutlich: ‚Mein Herz ist zu voll, um Ihnen zu sagen, wie ich fühle.‘

10. Ein gelüftetes Geheimnis

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Family Honeymoon

Das etwas Verwunderliche war jedoch, dass vorab bereits jeder wusste, wer den Oskar für die beste Nebendarstellerin bekam. Doch warum war dem so? Tatsächlich ist vor der Verleihung eine Liste der Gewinner durchgesickert und vermutlich sogar absichtlich. Der Grund ist einfach, die Veranstalter wollten das Publikum vorbereiten und eventuelle unangemessenen Reaktionen verhindern.

Obwohl jeder vorab wusste, wer den Oskar bekommen sollte, war dennoch jeder von Hatties Ansprache berührt. Ihre Eleganz und Anmut machten Hattie überall beliebt und vermutlich war das der Grund warum viele ihren Oskar akzeptierten. Außerdem war jedem im Saal bewusst, dass heute Geschichte geschrieben wurde und dass das vieles verändern würde.

11. Der letzte Wunsch der Hattie McDaniel

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Thank your lucky stars

Nach ihrem Oskar bekam sie viele andere Rollen und wurde gar die erste schwarze Frau, mit einer eigenen Radiosendung. Mit einem Alter von nur 57 Jahren verstarb Hattie McDaniel allerdings im Jahr 1952 an Brustkrebs. Ihre beiden letzten Wünsche waren weise Gardenia Blumen und ein Grab im Hollywood Forever Friedhof.

Die Gesetze damals erlaubten es allerdings nicht, ihr diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Tatsächlich organisierte ihre Familie jedoch Jahre später einen Gedenkstein am Hollywood Forever Friedhof. Somit hatte sich ihr letzter Wunsch doch noch irgendwie erfüllt. Eine unvergessene Legende, die nicht nur Schauspielgeschichte schrieb, sondern sich auch für die Gleichberechtigung der Schwarzen einsetzte und immer in unseren Herzen weiterleben wird.