Die 100-Tage-Challenge: Julia Mooney und ihr graues Kleid

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Es gibt manchmal Geschichten, die sind so verrückt, dass sie auf Außenstehende einfach unglaublich wirken. Julia Mooney hat eine solche Geschichte erlebt. Eines Tages fiel ihr auf, dass sie viel zu viel Geld für Klamotten ausgab. Sie kaufte sich jede Woche neue Outfits und investierte ihre Energie in Shopping-Trips, die ihr gar keine Freude bereiteten.

Als sie bemerkte, wie verschwenderisch sie mit ihren Klamotten umging und wie selten sie wirklich lange zufrieden mit einem Kleidungsstück war, wusste Julia, dass es Zeit für eine Veränderung war. Sie hatte eine verrückte Idee, wie sie endlich zufrieden mit dem sein konnte, was sie hatte.

1. Julia Mooney

Julia Mooney war 34 Jahre alt und hatte gerade eine neue Stelle als Kunstlehrerin angenommen. Wie die meisten Kunstlehrer liebt Julia bunte Outfits und kleidet sich gerne in den verrücktesten Klamotten. Doch eines Tages fasste sie den Entschluss, etwas an ihrem Look zu verändern. Der Grund dafür war eigentlich ganz simpel, doch vorerst wollte sie ihre Motive noch für sich behalten.

Julia wollte wissen, wie ihre Mitmenschen darauf reagieren würde, wenn sie plötzlich ein ganz neues Outfit trug. Doch mit der Reaktion, die sie dann bekam, hätte Julia nie gerechnet. Aus einer einfachen Idee wurde eine Bewegung, die ihresgleichen sucht.

2. Viele neue Eindrücke

An ihrem ersten Arbeitstag sammelte Julia viele neue Eindrücke. Sie unterrichtete eine Klasse voller 13-Jähriger und wusste, dass es ein anstrengendes Jahr werden würde. Außerdem hatte sie allmählich das Gefühl, dass sie selbst keinen guten Eindruck hinterließ. Der Grund dafür war zwar ganz simpel, doch noch wollte Julia abwarten, ob sie ihr Eindruck wirklich nicht täuschte.

Sie hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, zu ihrem ersten Arbeitstag ein ganz besonders Outfit zu tragen. Doch mit dieser Reaktion hätte sie nie im Leben gerechnet. Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass ihre neuen Schüler sie anstarrten. War sie zu weit gegangen? Sie begann sich unwohler in ihrer Haut zu fühlen.

3. Julias Klasse

Julia merkte: Ich schwitze. Die Kunstlehrerin schwitzte nicht nur, sie lief förmlich aus. Obwohl sie sich direkt unter das Klimagerät stellte, wurde ihr immer heißer. Der Schweiß lief in Strömen und allmählich bekamen auch die Schüler mit, dass etwas nicht stimmte. Doch es sollte noch einige Tage dauern, bis auch dem letzten Schüler auffiel, was genau mit Julia los war.

Sie hatte schon seit längerem einen Plan gefasst und am Anfang des neuen Schuljahres hatte sie endlich damit begonnen, diesen in die Tat umzusetzen. Julia stand vor der Klasse und wusste, dass es nun an der Zeit war, ihren Plan öffentlich zu machen.

4. Ein verrückter Plan

Julias Plan war ein Vorhaben, welches zwar verrückt war, aber für sie perfekten Sinn ergab. Denn Julia hatte den Plan gefasst, 100 Tage am Stück dasselbe Outfit zu tragen. Sie wollte jeden Tag genau das Gleiche anziehen und dabei keinen einzigen Tag auslassen. Sie hatte sich auch schon für ein Outfit entschieden und bereits damit begonnen, ihren Plan in die Tat umzusetzen.

Das Outfit, welches Julia für ihren Plan gewählt hatte, war ein graues Kleid aus Baumwolle. Es war ein schlichtes Outfit, welches ihr besonders gut gefiel und welches nicht zu auffällig war. Genau das richtige Kleid also, um es 100 Tage am Stück zu tragen.

5. 100 Tage dasselbe Outfit

Julia hatte vor, ihr Outfit für die nächsten 100 Tage zu tragen. Auf ihrer Instagram-Seite schrieb sie: „Für die nächsten 100 Tage werden ich das Kleid jeden Tag tragen, ob Schneeregen oder Sturm. Langweilig? Natürlich. Ich zeige meine Persönlichkeit genau so gern durch meine Kleidung wie jeder andere auch. Darum ist das eine echte Herausforderung.“

Doch das erklärte noch nicht, warum Julia diese seltsame Entscheidung getroffen hatte. Im Grunde hatte sie mehrere Gründe. Zum einen wollte sie Zeit sparen und sich keine Gedanken mehr um ihre Outfits machen müssen. Außerdem wollte sie aufzeigen, dass man nicht ständig neue Klamotten braucht. Ein einfaches Kleid hält gut und gern auch 100 Tage.

6. Für den Umweltschutz

Vor allem wollte Julia sich für den Umweltschutz einsetzen. Indem sie dasselbe Kleid jeden Tag trug, reduzierte sie die Produktion von neuer Kleidung um ein gutes Stück. Damit wurde auch das Leid in den Fabriken reduziert, in denen Männer und Frauen täglich 16 Stunden in der Klamottenproduktion arbeiteten.

Julias Plan war aller Ehren wert, doch das sah leider nicht jeder so. Viele Menschen sahen sie komisch an und fanden es unhygienisch, jeden Tag dasselbe Kleid zu tragen. Dazu sagte Julia: „Ich wasche das Kleid natürlich regelmäßigund komme sauber und gepflegt zur Arbeit.“ Weil es noch einen weiteren Grund für ihren Plan gab, zog Julia ihn eisern durch.

7. Eine Bewegung beginnt

Julia wollte mit ihrem Plan auf einige Probleme dieser Gesellschaft aufmerksam machen. Und das gelang ihr innerhalb kürzester Zeit. Schnell hatte sie über 10.000 Follower auf Instagram. Immer mehr Menschen schlossen sich ihrem Vorbild an und trugen jeden Tag dasselbe Outfit. Auch ihr Mann, ein Geschichtslehrer, trug dasselbe Shirt für 100 Tage.

Später gab es 17 weitere Lehrer, die es ihr gleichtaten. Wo am Anfang noch Ablehnung und Belustigung waren, gab es nun eine echte Bewegung, die ihresgleichen suchte. Schließlich berichtete sogar die lokale Tageszeitung über den Fall. Julia ging viral, doch das war erst der Anfang einer beeindruckenden Geschichte.

8. Ihre Botschaft

Julias Botschaft war eindeutig: „Wir sollten weniger kaufen. Wir sollten mit dem zufrieden sein, was wir haben. Wir sollten eigene Dinge herstellen und gebrauchtes kaufen, wo immer es möglich ist. Dadurch ließe sich das Leid auf dieser Welt bereits reduzieren.“

Julia hatte wirklich vor, sich dauerhaft zu verändern. Auch nach dem Ende ihres Vorhabens wollte sie nicht mehr ständig nach neuen Klamotten shoppen. Sie wollte tun, was sie tun konnte, und rief andere dazu auf, dasselbe zu tun. Bevor es jedoch soweit war, musste Julia die letzten Tage ihrer Outfit-Challenge zu Ende bringen. Denn eine letzte Prüfung stand noch bevor.

9. Das Ende der Challenge

Am 13. Februar 2019 und damit genau 100 Tage nach ihrem Anfang, kam Julias Kleidungs-Challenge zu einem Ende. Die gesamte Schulleitung hatte sich ihrem Zweck inzwischen angeschlossen. So kam dieses Bild zustande, auf dem alle Lehrer in ihren Outfits zu sehen sind. Genau wie Julia hatten sie ihre Kleidung nach und nach ebenfalls jeden Tag bis zum Ende der Challenge getragen.

Julia schrieb: „Wie sich herausstellt, habe ich ziemlich coole Kollegen. 17 Lehrer und Lehrerinnen haben sich mir angeschlossen und gemeinsam haben wir hoffentlich auf eine Situation aufmerksam gemacht, die wirklich schlimm ist und die wir so nicht mehr haben möchten.“

10. Julias Schlusswort

Nach ihrer Challenge war Julia in ihrer ganzen Stadt bekannt. Auch das Internet feiert die Lehrerin für ihren Mut, jeden Tag dieselben Klamotten zu tragen. Ihr graues Dress ist inzwischen zu einem Symbol gegen Verschwendung geworden.

Doch Julia wollte deutlich machen: „Ich liebe es, Klamotten zu tragen und mich immer neu zu erfinden. Ich weiß, dass wir immer auch bei anderen darauf schauen, welche Kleidung diese tragen. Es war nicht leicht, jeden Tag dasselbe zu tragen, doch wir haben es geschafft. Nach 100 Tagen haben wir gemeinsam gezeigt, dass es möglich ist, mit wenig auszukommen und kein Stück weniger glücklich zu sein.“

11. Das macht Julia heute

Das 100-Tage-Experiment von Julia Mooney ist zwar schon einige Zeit abgeschlossen. Die Lehrerin ist aber weiterhin voll dabei, keine Kleidung mehr zu verschwenden. Sie hat mehr als ein dutzend Säcke mit Kleidern an Bedürftige verschenkt. Außerdem trägt sie jetzt öfter selbstgemachte Kleider. Diese stellt sie mit ihren kleinen Kindern her, denen sie ebenfalls den Wert von Kleidung erklärt.

Julia ist noch immer an ihrer Schule tätig und versteht sich sowohl mit den Schülern als auch mit ihren Lehrerkollegen prächtig. Bald will Julia eine neue Challenge starten: Ein Outfit ganze 200 Tage am Stück tragen. Ihre Lehrerkollegen haben bereits zugesagt, sie auch bei diesem Vorhaben zu unterstützen.