
Ein neuer Trend macht in den sozialen Medien die Runde: Methylenblau als angeblicher Wundercocktail für das Gehirn. Influencer zeigen sich mit blauer Zunge und versprechen mehr Energie, bessere Konzentration und sogar Schutz vor Demenz.
Doch was steckt wirklich hinter diesem Hype? Mediziner und Toxikologen schlagen Alarm. Der Farbstoff stammt eigentlich aus der Notfallmedizin, ist in bestimmten Fällen hilfreich – aber in anderen hochgefährlich. Wer Methylenblau leichtfertig als Nahrungsergänzungsmittel nutzt, spielt mit seiner Gesundheit. Was viele Influencer verschweigen, kann im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein.
1. Trend mit Nebenwirkungen

In den sozialen Netzwerken hat sich Methylenblau in kürzester Zeit zum vermeintlichen Supermittel für das Gehirn entwickelt. Immer mehr Clips zeigen junge Nutzer mit blauer Zunge.
Sie feiern den Stoff als Energie-Booster und Konzentrationshilfe – dabei fehlt jede fundierte Grundlage. Was harmlos aussieht, birgt ernste Gefahren. Besonders problematisch: Viele folgen dem Trend, ohne die medizinischen Hintergründe zu kennen. Dabei handelt es sich um ein hochwirksames Medikament, das keineswegs in den Freizeitbereich gehört.
2. Was ist Methylenblau eigentlich?

Methylenblau ist ein medizinischer Farbstoff, der in Krankenhäusern vielfältig verwendet wird. Er dient zur Darstellung von Gewebe oder Flüssigkeiten bei Untersuchungen.
Zudem wird der Stoff als Notfallmedikament bei bestimmten Vergiftungen eingesetzt, etwa bei Methämoglobinämie. Diese Anwendung erfolgt ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht und in klar definierten Dosen. Die Einnahme auf eigene Faust ist riskant, denn Methylenblau hat komplexe Wechselwirkungen mit dem Stoffwechsel und wirkt keinesfalls wie ein Nahrungsergänzungsmittel.
3. Studien mit Einschränkungen

Einige Tierversuche deuten an, dass niedrige Dosen Methylenblau die Gedächtnisleistung beeinflussen könnten. Diese Ergebnisse haben die Grundlage für den Trend gelegt.
Doch solche Effekte lassen sich nicht automatisch auf den Menschen übertragen. Bisher gibt es keine aussagekräftigen Studien am Menschen, die eine solche Wirkung bestätigen. Selbst Forscher betonen: Der Stoff gehört nicht in den Alltag von gesunden Personen, sondern muss im medizinischen Kontext betrachtet werden. Ohne klare Belege ist jede Einnahme ein Spiel mit dem Feuer.
4. Gefahr durch Wechselwirkungen

Besonders gefährlich wird Methylenblau in Kombination mit anderen Medikamenten. Vor allem mit Antidepressiva oder bestimmten Antibiotika kann es zu lebensbedrohlichen Reaktionen kommen.
Experten warnen vor dem sogenannten Serotoninsyndrom, bei dem sich zu viel Serotonin im Körper anreichert. Symptome wie Fieber, Muskelzucken, Verwirrtheit und erhöhter Blutdruck können folgen. Im schlimmsten Fall endet das Syndrom tödlich. Viele Nutzer wissen nicht, dass sie sich selbst massiv gefährden, wenn sie Methylenblau einnehmen und gleichzeitig andere Präparate nutzen.
5. Überdosierung ist hochgefährlich

Neben Wechselwirkungen birgt auch eine zu hohe Dosis Methylenblau große Risiken. Übelkeit, Erbrechen und in schweren Fällen Symptome einer Blutvergiftung wurden beobachtet.
Ironischerweise wird Methylenblau manchmal selbst zur Behandlung von Vergiftungen eingesetzt – aber in anderer Dosierung. In hohen Mengen kann es genau das Gegenteil bewirken: Der Stoff kann toxisch auf das Blut und Organe wirken. Wer sich daran orientiert, was Influencer auf TikTok zeigen, setzt seine Gesundheit leichtfertig aufs Spiel.
6. Keine zugelassene Anwendung

In Deutschland und vielen anderen Ländern ist Methylenblau nicht als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Es darf nur unter ärztlicher Kontrolle verwendet werden.
Die Einnahme ohne medizinische Indikation verstößt gegen alle Standards einer sicheren Arzneimittelanwendung. Trotzdem kann der Stoff über das Internet bestellt werden – oft aus unsicheren Quellen. Kontrollen oder Garantie für die Reinheit gibt es nicht. Das bedeutet: Wer Methylenblau online kauft, weiß oft nicht, was wirklich im Fläschchen steckt – und riskiert eine unkontrollierbare Wirkung.
7. Warnung der Experten

Mediziner sind sich einig: Finger weg von Methylenblau als Lifestyle-Produkt! Es gibt keine seriöse Basis für den angeblichen Nutzen im Alltag.
Die Risiken überwiegen deutlich. Selbst kleinste Mengen können problematisch sein, insbesondere bei Vorerkrankungen oder gleichzeitiger Medikamenteneinnahme. Wissenschaftliche Institute und Arzneimittelbehörden warnen ausdrücklich vor der Nutzung ohne medizinische Betreuung. Wer dennoch zur Einnahme greift, setzt sich unnötiger Gefahr aus – und folgt einem gefährlichen Hype.
8. Gesunde Alternativen statt Risiko

Wer seine Konzentration oder Gedächtnisleistung steigern will, sollte auf erprobte, natürliche Methoden setzen. Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung sind bewährte Wege. Auch mentale Übungen wie Meditation, Lesen oder Musik hören können das Gehirn anregen – ganz ohne Risiko.
Die Abkürzung über Substanzen wie Methylenblau bringt keine echte Lösung, sondern kann im schlimmsten Fall zu einem Notfall führen. Statt auf gefährliche Trends zu setzen, lohnt sich der Weg über langfristige und gesunde Routinen.