Hitzeflimmern, Flutwasser und Sturmgeheul – Europas Sommer 2025 wurde zum beispiellosen Stresstest für Menschen, Infrastruktur und Wirtschaft.
Ein Sommer der Extreme

Temperaturen jenseits der 45 °C, sintflutartige Regenfälle und orkanartige Böen wechselten sich in atemberaubender Geschwindigkeit ab. Ganze Landstriche lagen wochenlang unter Rauchglocken von Waldbränden, während anderswo Zufahrtsstraßen zu beliebten Badeorten über Nacht zu reißenden Strömen wurden.
Diese Verdichtung von Hitzeperioden, Dürren und Stürmen binnen weniger Monate hat selbst erfahrene Meteorolog*innen sprachlos gemacht. Die Folge: ein dramatischer Verlust an Lebensqualität – und ein Vorgeschmack darauf, was ein ungebremster Klimawandel bedeuten könnte.
Weiter geht’s mit der Frage, wer eigentlich für diese Zerstörung bezahlt.
Milliarden-Schäden in Zahlen

Ökonomische Analysen veranschlagen allein für den Sommer 2025 direkte und indirekte Schäden von 43 Milliarden Euro. Doch das ist erst der Auftakt: Addiert man nachgelagerte Effekte wie Ernteausfälle, Produktionsstopps und Infrastruktursanierungen, könnte die Gesamtrechnung bis 2029 auf 126 Milliarden Euro klettern.
Fachleute betonen, dass diese Zahlen konservativ kalkuliert wurden – Waldbrände, Hagelstürme oder gleichzeitige Hitze- und Dürreereignisse tauchen oft nur als Randnotiz auf, obwohl gerade ihre Wechselwirkungen die Ökosysteme an den Rand des Kollapses treiben.
Doch wo in Europa tickten diese Kostenbomben besonders laut? Lassen Sie uns einen Blick auf die Hotspots werfen.
Hotspots in Süd- und Westeuropa

Am härtesten traf es den mediterranen Raum: Spanien, Frankreich und Italien addieren zusammen über 100 Tage extremer Hitze, was kumulierte Verluste von nahezu 35 Milliarden Euro nach sich zog. Felder verdorrten, Wein- und Olivenbauern verschoben Ernten, Wasser wurde rationiert.
Selbst Regionen mit sonst mildem Klima, etwa die Atlantikküste Portugals oder die Bretagne, litten unter Temperaturen, die Tourismus- und Fischerei-Betriebe vor ungekannte Herausforderungen stellten. Deutschland blieb mit rund 2,5 Milliarden Euro vergleichsweise glimpflich, bekam aber die Lieferkettenverwerfungen seiner südlichen Nachbarn unmittelbar zu spüren.
Doch es sind nicht nur Landwirte, die um Existenzen kämpfen – auch Industrie und Dienstleistung geraten ins Schlingern.
Industrie und Tourismus unter Druck

Schmelzende Asphaltdecken sorgten für Baustopps, während Stromnetze ins Wanken gerieten, weil Klimaanlagen im Dauermodus liefen. In Küstenorten mussten Hotels Gäste evakuieren, Kreuzfahrtschiffe blieben in Häfen, weil Hafenanlagen überflutet waren.
Die Kosten solcher Betriebsunterbrechungen schlagen mit Milliarden zu Buche, zumal viele Versicherungen Extremwetterschäden inzwischen mit steigenden Prämien oder Ausschlüssen belegen. Ökonom*innen warnen: Bleiben Investitionen in Klimaanpassung aus, droht eine dauerhafte Abwanderung ganzer Wirtschaftszweige.
Wie reagiert also die Politik in Brüssel und den Hauptstädten auf diesen Weckruf?
Brüssel zieht Konsequenzen

Die EU-Kommission beschloss Ende August einen Resilienz-Fonds von 10 Milliarden Euro jährlich, um hitzesichere Städte, Hochwasserschutz und Waldbrandprävention zu fördern. Zudem soll ein gemeinsamer Katastrophenschutz-Pool die schnelle Verteilung von Feuerwehr- und Rettungsressourcen gewährleisten.
Gleichzeitig erhöht die Europäische Zentralbank den Druck auf Banken, Klimarisiken in Kreditportfolios strenger zu bewerten. Unternehmen, die keine Anpassungsstrategien vorlegen, müssen künftig mit höheren Finanzierungskosten rechnen.
Doch was heißt das für Bürgerinnen und Bürger – bleibt Extremwetter unser neues Normal? Die letzte Folie liefert die unbequeme Antwort.
Die Rechnung kommt erst noch

Expert*innen sind sich einig: Ohne radikale Emissionssenkungen sind 43 Milliarden Euro pro Sommer bald die Unterkante. Jeder zusätzliche Zehntelgrad Erderwärmung macht Extremereignisse wahrscheinlicher und teurer.
Gleichzeitig birgt die Krise Chancen: Investitionen in erneuerbare Energien, grüne Infrastruktur und wassersparende Technologien kurbeln Wachstum an und schaffen Arbeitsplätze. Dennoch gilt: Was wir heute nicht in Prävention stecken, zahlen wir morgen doppelt – und zwar nicht nur mit Geld, sondern mit Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität.
Damit endet unser Blick in einen Sommer, der Europa wachrütteln sollte. Die nächste Saison steht schon vor der Tür. Sind wir vorbereitet?