Hauskatzen verschwinden, Wolfsspuren bleiben: Eine wachsende Angst erfasst ländliche Siedlungen in Sachsen und Brandenburg. Immer häufiger melden Besitzer ihre Lieblinge als vermisst – nun bestätigen Behörden und DNA-Analysen: In mehreren Fällen haben tatsächlich Wölfe zugeschlagen.
Wenn die Samtpfoten nicht mehr heimkehren

Die Idylle trügt: Dutzende Katzen gelten allein in der Oberlausitz seit Spätsommer als verschollen. Jäger berichten von nächtlichen Kamerabildern, auf denen Wölfe mit hellen Fellbüscheln im Fang davonlaufen. Offiziell wurde lange gezögert, doch am Morgen des 8. Oktober lieferte ein Bericht aus Dresden den Paukenschlag: „Mehrere Fälle bestätigt – Wölfe fressen unsere Hauskatzen“.
Noch sind es Einzelfälle in den Akten, aber ihre Wirkung ist enorm. Tierhalter organisieren Nachtsicht-Patrouillen, Veterinärämter verzeichnen einen Boom bei Anträgen für Entschädigung. Viele fragen sich: Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Jetzt wird es spannend – werfen wir einen Blick in die Labors, in denen winzige DNA-Spuren die Wahrheit ans Licht bringen.
DNA-Durchbruch in Sachsen

Kromlau, Herbst 2024: Eine Freigängerin verschwindet; zurück bleiben nur Pfoten und Fellreste. Laborproben weisen erstmals zweifelsfrei Wolfs-Speichel nach – ein Präzedenzfall, den das Landesumweltamt später bestätigt. 2025 taucht das Motiv erneut in den Statistiken auf: mindestens eine getötete Katze erscheint offiziell in der Liste der Wolfsrisse, flankiert von 112 Nutztieren allein im ersten Quartal.
Mit jedem bestätigten Fall wächst der Druck. Kommunen rund um Weißwasser lassen Infoflyer drucken, Schulen warnen Kinder vor streunenden Hunden – und vor Wölfen. Doch Sachsen steht nicht allein …
Weiter südlich schlägt ein zweites Bundesland Alarm – sehen wir nach Brandenburg.
Brandenburg meldet die erste Katze – und greift zum Jagdrecht

2024 war es noch eine Randnotiz: „Eine Hauskatze“ erscheint in Brandenburgs Rissstatistik. Für das Agrarministerium jedoch ein Wendepunkt. Im August 2025 kündigt es eine Abschussquote von 15 Prozent der Rudel an, ausdrücklich auch für „Problemwölfe“ in Siedlungsnähe.
Befürworter jubeln, Naturschützer toben. Sie warnen: Ein Abschuss löst das Problem nicht, wenn lockende Freigänger weiter draußen streunen. Die Fronten verhärten – und die Wissenschaft schaltet sich ein.
Was sagen Experten zu Jagdplänen und Katzenverlusten?
Warnung aus der Forschung

Wildtierbiologen betonen: „Katzen sind für Wölfe Beute zweiter Wahl.“ Erst wenn Rehe knapp oder Welpen hungrig sind, wagen sich die Räuber ins Dorf. Gleichzeitig verweisen sie auf ein unterschätztes Detail: Katzen töten selbst Millionen Kleinvögel pro Jahr – ein ökologischer Konflikt, der in der hitzigen Debatte oft vergessen wird.
Naturschutzverbände fordern deshalb ein Gesamtpaket: besserer Herdenschutz, verpflichtende Katzenkastration, nächtliche Anleinpflicht in Hotspots. „Wer nur den Wolf jagt, verpasst die Wurzel des Problems“, warnt Professorin Mara Keßler von der Uni Leipzig.
Bleibt die Frage: Was können Halter hier und jetzt tun, um ihre Lieblinge zu retten?
Schutz für Freigänger – was wirklich hilft

Erfahrene Tierärzte raten zu Fütterungszeiten bei Tageslicht, reflektierenden Sicherheitshalsbändern und – so unpopulär es klingt – einer nächtlichen Ausgangssperre für Katzen in Wolfsgebieten. Intelligente Mikrochip-Klappen melden jede Heimkehr per App; GPS-Tracker zeigen, ob die Katze sich in riskante Randzonen wagt.
Landkreise fördern inzwischen wolfssichere Mini-Gehege bis zu 80 Prozent, wenn der Garten ans offene Feld grenzt. Noch ist das Angebot begrenzt – doch eine neue Technologie könnte bald Standard werden.
Und genau hier eröffnet sich ein Hoffnungsschimmer …
High-Tech gegen den Grauen – Zukunftsideen

Start-ups aus Brandenburg testen „Smart Fences“: Sensoren erkennen Großraubtiere auf 50 Metern und aktivieren blendende LED-Blitze, die Wölfe vertreiben, Katzen jedoch nicht stören. Parallel entwickeln Hersteller ultraleichte Schutzwesten mit Kevlar-Einlagen für Freigänger – ein Produkt, das in Japan bereits gegen Kojoten Erfolg hat.
Sollte Berlin im kommenden Winter tatsächlich den Wolf ins nationale Jagdrecht heben, könnten Prävention und Regulierung erstmals verzahnt werden. Ob Abschussquote oder Laserzaun – der Showdown um Deutschlands Wölfe und Katzen hat gerade erst begonnen.
Lasst uns dranbleiben, denn das nächste Kapitel schreibt bereits die Nacht da draußen.