Ein zerstörerischer Wirbelsturm zieht seine Schneise durch Asien, fordert immer mehr Opfer und löst panische Evakuierungen aus – doch die größte Gefahr könnte noch bevorstehen.
Bilanz der Verwüstung

Der Super-Taifun „Ragasa“ hat binnen weniger Tage mindestens 27 Menschen in Taiwan und auf den Philippinen das Leben gekostet, Hunderte weitere sind verletzt oder gelten als vermisst. Orkanböen von bis zu 285 km/h, haushohe Wellen und sintflutartiger Regen legten Küstenstädte lahm, rissen Dächer ab und zerstörten Stromnetze.
Während die Behörden fieberhaft nach Vermissten suchen, wächst die Furcht, dass die Opferzahlen noch drastisch steigen – insbesondere weil viele abgelegene Bergdörfer bislang völlig von der Außenwelt abgeschnitten sind. Lassen Sie uns nun einen Blick auf das besonders hart getroffene Taiwan werfen, wo eine Naturkatastrophe der zweiten Art die Zerstörung potenziert hat.
Die Katastrophe von Hualien

In Taiwans Landkreis Hualien brach ein natürlicher Staudamm, der sich nach Erdrutschen gebildet hatte, und schickte rund 60 Millionen Tonnen Wasser ins Tal. Ganze Ortschaften wurden in nur wenigen Minuten von braunen Fluten verschluckt; Einsatzkräfte sprechen von „Schlammlawinen, die Häuser wie Spielzeug wegfegten“.
Viele Straßen sind unpassierbar, Hubschrauber bergen Verletzte von Hausdächern. Doch während Taiwan die Scherben zählt, richtet sich der Blick gen Süden – denn auf den Philippinen offenbart sich das wahre Ausmaß einer Tragödie, die längst nicht abgeschlossen ist.
Tragödie auf den Philippinen

Mehr als 190 000 Menschen wurden dort evakuiert, doch in vielen Notunterkünften fehlt es an sauberem Wasser und Medikamenten. Besonders hart traf es die Provinzen Cagayan und Isabela, wo Sturmfluten Reisfelder zerstörten und ganze Existenzen auslöschten.
Zu allem Überfluss verfolgt der tropische Sturm „Bualoi“ eine ähnliche Route und könnte bereits morgen erneut sintflutartige Regenfälle bringen – ein drohendes Déjà-vu, das die Nerven der Bewohner bis aufs Äußerste strapaziert. Doch auch weiter nördlich herrscht Alarmstufe Rot: Hongkong und Süd-China erwarten den Landfall von „Ragasa“ noch heute Abend.
Hochspannung in Hongkong und China

Der Flughafen Hongkong hat sämtliche Flüge gestrichen, während Behörden in Guangdong mehr als 300 000 Menschen aus Küstenregionen verlegen. Glasscheiben an Wolkenkratzern wurden mit X-förmigen Klebebändern gesichert, U-Bahn-Linien eingestellt und Schulen geschlossen.
Dennoch stürmten besorgte Bürger Supermärkte, bis die Regale leergefegt waren. Ob diese Vorsichtsmaßnahmen reichen, bleibt fraglich – denn parallel dazu entfalten sich vielerorts stille Heldengeschichten, die den Glauben an Menschlichkeit stärken.
Mut inmitten des Chaos

Freiwillige Taucher bargen in Hualien mehrere eingeschlossene Familien, während philippinische Fischer ihre Boote opferten, um Nachbarn in höher gelegene Gebiete zu bringen. In sozialen Netzwerken werden Hilfsaktionen koordiniert, Hotels bieten kostenlose Zimmer für Evakuierte an, und Spendentransporter rollen im Konvoi gen Katastrophenzonen.
Diese Solidarität schenkt Hoffnung – doch Meteorologen warnen, dass sich solche Super-Taifune künftig häufen könnten. Welche Lehren ziehen Regierungen daraus, und wie können Einwohner sich besser wappnen?
Blick in die Zukunft

Klimaforscher sehen steigende Meerestemperaturen als Turbo für immer heftigere Taifune. Asiatische Anrainerstaaten arbeiten bereits an einem gemeinsamen Frühwarnsystem, das Satellitendaten in Echtzeit austauscht und Evakuierungsfenster verlängern soll.
Doch bis diese Technik einsatzbereit ist, bleibt den Menschen nur Vorbereitung: Notfallrucksäcke packen, Evakuierungsrouten kennen – und die Alarmmeldungen ernst nehmen. Denn eines ist nach „Ragasa“ klar: Das nächste Unwetter kommt bestimmt, und wer heute Vorsorge trifft, rettet morgen vielleicht Leben.