Europas Rekord-Sommer hat nicht nur Schweißperlen, sondern auch eine Schockzahl hinterlassen – und die neue Studie aus London verspricht, unsere Wahrnehmung von Hitze endgültig zu verändern.
Heiße Städte, heiße Fragen

Während des Dreimonats-Hitzemarathons von Juni bis August schien halb Europa im Glutofen festzustecken. Asphalt flimmerte, Klimaanlagen liefen am Limit – doch plötzlich flammte die Debatte wieder auf: Stirbt man wirklich häufiger an Hitze, oder ist das nur eine gefühlte Bedrohung?
Klimaforscher:innen hatten längst gewarnt, aber ihr Appell verhallte in den Straßenfesten und Urlaubs-Selfies. Jetzt rücken brandneue Zahlen nach und versprechen Klarheit.
Gleich erfahren wir, wie rasant das Forschungsteam auf die Spur dramatischer Details kam.
Alarm aus dem Labor

Ein britisches Konsortium aus dem Imperial College London und der London School of Hygiene & Tropical Medicine jagte frische Temperaturkurven durch Hochleistungscomputer, verglich sie mit tödlichen Hitzerekorden und setzte alles in ein neues Modell. Das Ergebnis wurde bewusst „Rapid Analysis“ getauft – denn anders als klassische Studien musste diese Auswertung schon vor dem Winter auf dem Tisch liegen.
Noch läuft die Peer-Review-Phase, doch die Forschenden wollten nicht warten: Zu viele Leben, so ihr Credo, hingen vom sofortigen Handeln ab.
Was sie zuerst fanden, lässt den Atem stocken – und doch ist es nur die Spitze des Eisbergs.
Erste Totenbilanz

Rund 24.400 Menschen verloren in 854 europäischen Metropolen innerhalb von 90 Sommertagen ihr Leben, weil das Thermometer neue Höchststände erklomm. Die Statistik zeigt, dass vor allem hitzegestresste Herzen und Kreisläufe versagten.
Viele dieser Todesfälle tauchen in amtlichen Dokumenten nicht als „Hitzetote“ auf – der Begriff verschwindet hinter Diagnosen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Doch das wirklich Erschütternde folgt jetzt: Wie viele dieser Tragödien wären ohne die Klimakrise niemals passiert?
Die Zahl, die schockiert

Laut Studie gehen 68 Prozent dieser Verluste – das sind etwa 16.500 Menschenleben – direkt auf den menschengemachten Temperaturbonus von durchschnittlich 2,2 °C in den Städten zurück. Ohne zusätzliche Treibhausgase, so die Modellrechnung, hätten zwei von drei Opfern noch leben können.
Die Autor:innen sprechen von einem „blutroten Warnsignal“: Jede weitere Tonne CO₂ schicke real existierende Menschen in Europas dicht gepflasterte Hitze-Hotspots.
Doch wo brannte es am heftigsten? Wer musste den höchsten Preis zahlen? Weiter geht’s mit einer schockierenden Rangliste.
Wo die Hitze am meisten tötet

Italien führt die düstere Liste an: 4.597 Klimatote in Städten wie Rom, Mailand und Neapel. Spanien folgt mit 2.841, gefolgt von Deutschland, wo 1.477 Stadtbewohner ihr Leben ließen. Süd- und Mitteleuropa zeigen, wie gnadenlos Betonwüsten glühen können.
Bemerkenswert: 85 Prozent aller Hitzeopfer waren über 65 Jahre alt. Wer allein lebt, keine Kühlung hat oder an Vorerkrankungen leidet, steht in der ersten Reihe, wenn das Thermometer explodiert.
Doch selbst diese Zahlen unterschätzen das Problem. Warum die Dunkelziffer so hoch sein dürfte, erklärt der nächste Abschnitt.
Versteckte Opfer, unterschätzte Gefahr

Die meisten Betroffenen starben hinter verschlossenen Türen, oft in Wohnungen ohne Ventilator. Hitze taucht selten in Totenscheinen auf – Ärzte dokumentieren lieber das unmittelbare Organversagen. Die Forscher:innen vermuten daher eine erhebliche Untererfassung.
Gleichzeitig verschiebt die Klimakrise das Risiko geografisch: Früher als „gemäßigt“ geltende Regionen erleben tödliche Tropennächte, aus denen es kein Entkommen gibt.
Ist das Schicksal besiegelt – oder gibt es einen Ausweg? Die Schlussfolie liefert Antworten.
Was jetzt passieren muss

Städteplaner:innen sprechen von kühlenden Grünachsen, hellen Fassaden und Hitze-Frühwarnsystemen. Ärzteverbände fordern mobile Teams, die Senior:innen täglich checken. Und die Klimawissenschaft betont: Ohne einen raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wird jeder Sommer gefährlicher.
Ob Europa diesen Weckruf hört, entscheidet sich schon in den nächsten Haushalts- und Klimagipfeln. Bis dahin bleibt die Mahnung der Studie: Das Thermometer ist eine tickende Uhr – und jedes Zehntelgrad kostet Menschenleben.
Bleiben Sie dran, wenn wir demnächst zeigen, welche Städte schon heute erfolgreich gegen die Hitze kämpfen.