Kaum hat Finanzminister Lars Klingbeil neue Sparvorgaben ausgerufen, überrascht sein Ressort mit einer Ausschreibung über fast 600.000 Euro: Gesucht wird ein exklusiver Pool aus Foto- und Videoprofis, der ihn bis 2027 auf Schritt und Tritt begleiten soll.
Wenn Sparen teuer wird

Sein Ministerium verlangt von allen Ressorts den Rotstift, doch für die eigene Öffentlichkeitsarbeit darf es üppig sein: Der Rahmenvertrag sieht maximal 580.000 Euro netto vor – mit Steuern kratzt der Auftrag an der 620.000-Euro-Marke. Laufzeit: zunächst zwei Jahre, mit Option auf weitere zwei Verlängerungen.
Besonders pikant: Die Ausschreibung ist EU-weit veröffentlicht, damit sich laut Ministerium „die besten Kreativtalente“ bewerben können. Für viele Steuerzahler klingt das nach Doppelstandard.
Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, wie luxuriös dieser Service wirklich werden soll …
Luxus im Halbstundentakt

Zwischen 175 und 225 Einsätze pro Jahr sind vorgesehen – nicht nur in Berlin, sondern bundes- und im Ausnahmefall weltweit, 24 Stunden am Tag, auch an Feiertagen. Klingbeil will jedes Pressestatement, jedes Schul- und Werksbesuch-Selfie in Profi-Qualität verewigt wissen.
Im Paket inbegriffen sind Stylisten, Visagisten und Assistenten für Licht-Set-ups sowie aufwendige Video-Schnitttechnik. Selbst kurzfristige Termine sollen binnen 30 Minuten besetzt werden können.
Doch wer darf überhaupt an die Kamera, wenn es um den deutschen Finanzminister geht?
Wer darf ran an den Minister?

Bewerberinnen und Bewerber brauchen mindestens vier Jahre Erfahrung in politischer Event-Fotografie, ein belastbares Team und ein kompromissloses Auge für „besondere Momente“. Wer die Kriterien erfüllt, muss kurzfristig mobil sein – Kommandoeinsätze um fünf Uhr morgens nicht ausgeschlossen.
Neben Bild- und Tonrechten fordert das Haus sämtliche Rohdaten – Klingbeil will jede Einstellung in eigener Hand behalten. Stillschweigen über Motive, Drehorte und Make-up-Listen ist Pflicht.
Weshalb treibt ein solches Prestige-Projekt die Kritiker jetzt besonders auf die Barrikaden?
Die Rechnung zahlen andere

Während Gemeinden über Zuschüsse für Kitas und Schwimmbäder streiten, geht es hier um eine halbe Million Euro für Hochglanz-PR. Opposition und Verbände sprechen von einem „falschen Signal in Zeiten knapper Kassen“.
In sozialen Netzwerken trendet bereits der Hashtag #Fotobudget, unter dem Nutzer ironisch ihr eigenes „Klingbeil-Sparfoto“ posten. Das Ministerium verteidigt sich und verweist auf vergleichbare Budgets anderer Ressorts – doch der Sturm im Netz nimmt Fahrt auf.
Bleibt also nur die Frage: Welcher Plan steckt strategisch hinter dem teuren Objektiv?
Was steckt wirklich dahinter?

Offiziell soll der Vertrag den „Informationsauftrag der Bundesregierung“ erfüllen – eine Formulierung, die manche als PR-Verschleierung empfinden. Intern heißt es, Klingbeil wolle seine Finanzpolitik emotionaler erklären und dafür professionelle Storyteller.
Doch der Haushaltsausschuss prüft nun, ob der Preis gerechtfertigt ist oder ob der Minister bei seinem eigenen Glamourprojekt kürzen muss. Die Entscheidung könnte zum Lackmustest werden, ob Sparappelle in der Regierung mehr sind als Kamera-gerechte Worte.
Wie sich diese Bilder am Ende wirklich aufs Budget auswirken, dürfte das Publikum schon bald zu sehen bekommen.