
Ganz Deutschland bremst – nur Köln hält sich raus. Der Blitzermarathon 2025 hat begonnen, doch in der Rheinmetropole bleibt es überraschend ruhig. Während 14 Bundesländer mit großen Ansagen und mobilen Kontrollpunkten Jagd auf Raser machen, verzichtet die Polizei Köln erneut auf eine Teilnahme. Bereits in den vergangenen Jahren war man nicht dabei, und auch diesmal heißt es: Kein offizieller Blitzeinsatz unter dem Aktionslabel.
Trotzdem sollte man sich in Köln nicht zu sicher fühlen. Kontrolliert wird weiterhin, nur eben nicht unter dem Titel „Blitzermarathon“. Warum Köln ausschert, was Experten dazu sagen und ob der Blitzermarathon überhaupt etwas bringt – alle Hintergründe und Einschätzungen jetzt im Überblick.
1. Blitzermarathon läuft – ohne Köln

Am Montag (7. April) startete deutschlandweit die Aktionswoche gegen Raser – mit dem Ziel, verstärkt die Geschwindigkeit im Straßenverkehr zu kontrollieren. 14 von 16 Bundesländern nehmen teil. Neben Berlin verzichtet auch das Saarland auf die Teilnahme. Überraschend: Auch die Polizei Köln macht nicht mit, obwohl das Thema Verkehrssicherheit dort ebenso relevant ist. Die Stadt bleibt beim Blitzermarathon außen vor.
Die Entscheidung ist kein Einzelfall. Schon in den Vorjahren blieb Köln der Aktion fern. Die Polizei setzt auf eigene Maßnahmen, statt sich der bundesweiten Kampagne anzuschließen. Viele fragen sich: Warum? Laut Polizeisprechern soll so eine effizientere und flexiblere Verkehrsüberwachung gewährleistet werden. Doch bei vielen Bürgern sorgt das für Unverständnis – denn Köln bleibt damit erneut eine Ausnahme.
2. NRW überlässt es den Städten

In Nordrhein-Westfalen gibt es keine zentrale Regelung zum Blitzermarathon. Jede Polizeibehörde entscheidet selbst, ob sie sich an der bundesweiten Aktion beteiligt. Während viele Städte mitmachen – etwa Düsseldorf oder Essen – zieht Köln bewusst nicht mit. Die Domstadt verfolgt dabei ihren eigenen Weg in der Verkehrsüberwachung.
Diese dezentrale Handhabung sorgt für Diskussionen. Kritiker werfen dem System Inkonsequenz vor, denn Verkehrssicherheit ist ein überregionales Anliegen. Ein Flickenteppich an Regeln verunsichert Verkehrsteilnehmer und senkt die Wirksamkeit der Kampagne. Für viele bedeutet Kölns Rückzug eine verpasste Chance. Ein einheitliches Vorgehen hätte ein stärkeres Signal gesendet – so bleibt der Eindruck von Uneinigkeit im Land.
3. Köln kontrolliert trotzdem

Auch wenn Köln nicht offiziell teilnimmt: Die Blitzer schlafen nicht. Die fest installierten Anlagen wie an der Aachener Straße oder der Luxemburger Straße messen zuverlässig weiter. Zusätzlich kommen mobile Blitzer zum Einsatz, die im Stadtgebiet rotieren. Sie erfassen Temposünder auch ohne das Etikett „Blitzermarathon“.
Auch die Stadt Köln führt eigene Kontrollaktionen durch – unabhängig von bundesweiten Terminen. Der einzige Unterschied: Es gibt keine mediale Begleitkampagne. Für Autofahrer heißt das: Rücksicht und Tempokontrollen gelten weiterhin. Wer glaubt, jetzt sei freie Fahrt angesagt, irrt sich gewaltig. Köln geht eigene Wege – aber ohne die Verkehrssicherheit aus den Augen zu verlieren.
4. Aktion mit begrenzter Wirkung?

Trotz großem Aufwand sehen viele Fachleute den Blitzermarathon kritisch. Verkehrsforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg nennt ihn eine „Showveranstaltung ohne nachhaltige Wirkung“. Der kurzfristige Effekt sei zwar sichtbar, doch nach wenigen Tagen falle das Verhalten vieler Autofahrer wieder in alte Muster zurück. Besonders Temposünder seien laut Schreckenberg nicht durch kurzfristige Aktionen beeindruckt.
Der Experte fordert stattdessen härtere Sanktionen, insbesondere Fahrverbote bei wiederholten Verstößen. Nur durch klare Konsequenzen könne sich das Fahrverhalten langfristig ändern. Der Blitzermarathon sei gut gemeint, aber zu punktuell. Dauerhafte Maßnahmen und regelmäßige Präsenz der Polizei auf Straßen wären laut ihm deutlich effektiver als symbolische Aktionswochen.
5. Ziel: Leben retten

Trotz aller Kritik verfolgt der Blitzermarathon ein wichtiges Ziel: Menschenleben schützen. Überhöhte Geschwindigkeit gilt laut Statistik als eine der häufigsten Ursachen für schwere Verkehrsunfälle. Kontrolltage wie diese sollen nicht nur strafen, sondern Sensibilität schaffen – für die Gefahren, die Tempoüberschreitungen mit sich bringen. Besonders in Wohngebieten und Schulzonen kann jede Sekunde entscheidend sein.
Die Polizei betont, dass es nicht um das „Abkassieren“ gehe, sondern um Aufklärung und Prävention. Die Sichtbarkeit der Kontrollen sorgt dafür, dass Autofahrer über ihr Fahrverhalten nachdenken. Auch wenn der Effekt oft nur kurz anhält: Schon ein vermiedener Unfall rechtfertigt die Aktion – und rettet im besten Fall Leben.
6. Wo wird in Köln geblitzt?

Zwar macht Köln nicht offiziell mit – doch geblitzt wird dennoch. Stationäre Blitzeranlagen wie am Militärring, auf der Kalker Hauptstraße oder an der Zoobrücke sind weiterhin aktiv. Zusätzlich fährt die Stadt Köln regelmäßig mit mobilen Blitzern, um flexibel an Gefahrenstellen zu reagieren. Diese wechseln täglich und sind nicht immer vorher angekündigt.
Die Stadt veröffentlicht zudem regelmäßig Standorte für mobile Messungen auf ihrer Website. Wer glaubt, während des Blitzermarathons unbehelligt rasen zu können, liegt falsch. Auch ohne Teilnahme an der bundesweiten Aktion gilt: In Köln wird kontrolliert – konsequent und ohne Vorwarnung. Sicherheit bleibt oberstes Gebot.
7. Leser können mithelfen

Auch die Bürgerinnen und Bürger können zur Verkehrssicherheit beitragen. EXPRESS ruft auf, gefährliche Stellen im Stadtgebiet zu melden – besonders dort, wo häufig gerast wird. Mit Fotos und kurzen Beschreibungen können Leser Gefahrenzonen sichtbar machen, die bisher vielleicht übersehen wurden. Die Redaktion sammelt Hinweise und leitet sie weiter.
Gerade in Bereichen mit viel Fußgängerverkehr, vor Schulen oder in Tempo-30-Zonen ist Aufmerksamkeit wichtig. Zusammenarbeit zwischen Öffentlichkeit, Polizei und Medien kann echten Wandel bewirken. Auch ohne Blitzermarathon bleibt das Thema aktuell – und jeder kann mithelfen, Köln ein Stück sicherer zu machen.