
Die Wogen rund um den Eurovision Song Contest 2025 glätten sich noch nicht – im Gegenteil. Nach seinem gefeierten Sieg sorgt der österreichische Künstler JJ jetzt für Schlagzeilen, die weit über die Musik hinausreichen. In einem Interview äußert er deutliche Kritik an der Teilnahme Israels und fordert eine Änderung für den nächsten Wettbewerb.
Mitten in der Euphorie um den ESC-Sieg erhebt sich nun eine Stimme, die politische und ethische Fragen neu entflammt. JJ, der mit seinem Song „Wasted Love“ den Titel nach Österreich holte, bringt das Thema Israel und Krieg in den Wettbewerb zurück – mit einer Forderung, die auf internationaler Bühne für Diskussion sorgen dürfte.
1. Zwischen Applaus und Ablehnung

Nur wenige Tage nach seinem Sieg beim ESC 2025 in Basel bringt JJ, mit bürgerlichem Namen Johannes Pietsch, ein Thema aufs Tapet, das unter vielen Künstlern und Fans bereits seit Monaten schwelt. Ohne die Bühne zu verlassen, nutzt der 24-Jährige seine Plattform für ein brisantes politisches Statement.
Sein Wunsch: Israel soll beim nächsten ESC nicht dabei sein. Diese Aussage fällt nicht im Eifer des Gefechts, sondern in einem Interview mit der renommierten spanischen Zeitung El País. Damit steht JJ nicht allein – doch seine neue Position als Sieger verleiht dem Ganzen eine neue Brisanz.
2. Kritik am Umgang der EBU

Israels Teilnahme beim diesjährigen ESC war bereits im Vorfeld von Kritik begleitet – und hat auch nach dem Wettbewerb für Diskussionen gesorgt. Zahlreiche Beobachter und Medien hinterfragen, ob der Auftritt eines Landes, das aktuell in einen schweren militärischen Konflikt verwickelt ist, mit dem friedlichen Grundgedanken des ESC vereinbar ist. Besonders der Umstand, dass Israel im Publikumsvoting auf Platz eins landete, obwohl die Fachjurys das Lied eher mittelmäßig bewerteten, hat viele zum Nachdenken gebracht.
Für einige steht fest: Die Teilnahme Israels war politisch aufgeladen, auch wenn der ESC offiziell keine Bühne für geopolitische Statements sein soll. Kritiker sprechen von einer Verzerrung des Wettbewerbs durch politische Stimmung und warnen vor einem Verlust der kulturellen Unabhängigkeit des ESC. Auch die dramatischen Ereignisse rund um die israelische Sängerin Yuval Raphael – inklusive eines vereitelten Angriffs während der Show – machten deutlich, wie emotional aufgeladen diese Debatte ist.
3. Ein Statement mit Vorläufern

Mit seiner Aussage zu Israel zeigt JJ, dass er nicht nur musikalisch, sondern auch politisch Position bezieht. Der 24-Jährige, eigentlich ausgebildeter Opernsänger, hatte sich schon im Vorfeld des Wettbewerbs mehrfach gesellschaftskritisch geäußert – stets mit ruhigem Ton, aber klarer Haltung. Dass er sich nun explizit gegen die Teilnahme eines ganzen Landes beim ESC ausspricht, ist ein starkes Signal. Besonders, weil der ESC offiziell als unpolitisches Event gilt, bei dem die Musik im Mittelpunkt stehen soll.
JJ betont, dass es ihm nicht um das israelische Volk, sondern um die politische Lage und deren Wirkung auf ein internationales Kulturevent geht. Mit seiner Haltung steht er nicht allein da – auch viele andere Künstlerinnen und ehemalige Teilnehmerinnen fordern eine Debatte über die ESC-Werte. Der ESC 2025 war für viele nicht nur ein Musikfest, sondern auch ein Symbol politischer Spannungen, und JJ hat sich mittendrin klar positioniert.
4. Der Hintergrund des Konflikts

Israel befindet sich seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 in einem andauernden Krieg gegen die militanten Gruppen im Gazastreifen. Der brutale Angriff begann mit einem Massaker auf dem Nova-Musikfestival, bei dem Hunderte getötet wurden. Die israelische ESC-Teilnehmerin Yuval Raphael war selbst an diesem Tag dort und konnte dem Anschlag nur knapp entkommen. Ihre Teilnahme am ESC wurde daher nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch aufgeladen wahrgenommen – für viele symbolisiert sie Widerstandskraft und nationale Trauer.
Im Zuge des Kriegs sind laut internationalen Organisationen bereits mehr als 50.000 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen. Während Kritiker Israel eine unverhältnismäßige militärische Reaktion vorwerfen, sehen Unterstützer darin eine notwendige Selbstverteidigung gegen terroristische Bedrohungen. Diese extreme Polarisierung spiegelt sich auch in der ESC-Debatte wider – ein Wettbewerb, der eigentlich unpolitisch sein soll, wird so unweigerlich zum Spiegel weltpolitischer Spannungen.
5. Raphael im Fokus der Diskussion

Yuval Raphael, die 24-jährige Sängerin aus Israel, sorgte beim diesjährigen ESC in Basel für Diskussionen. Obwohl sie beim Publikumsvoting mit Abstand den ersten Platz belegte, landete sie im Gesamtergebnis nur auf Rang zwei – geschlagen von Österreichs JJ. Der Grund: Die internationalen Fachjurys bewerteten ihren Auftritt deutlich zurückhaltender, was erneut die Kluft zwischen öffentlicher Meinung und Experteneinschätzung offenbarte. Für viele Zuschauer war das Ergebnis unverständlich – andere wiederum begrüßten die Gewichtung der Jurystimmen als notwendige Korrektur.
Zusätzliche Brisanz erhielt der Abend durch einen versuchten Angriff auf Yuval Raphael, der von der Sicherheitscrew verhindert werden konnte. Der Vorfall erschütterte viele – denn er zeigte, dass politische Spannungen nicht nur symbolisch, sondern auch ganz real in die Veranstaltung eindringen. Für Raphael bedeutete ihre ESC-Teilnahme mehr als Musik – sie wurde zur Projektionsfläche eines internationalen Konflikts.
6. Die Reaktion der Politik

Nicht nur Künstler, sondern auch Politiker mischen sich inzwischen ein. Pedro Sánchez, Spaniens Regierungschef, forderte offen den Ausschluss Israels vom ESC. Als Begründung verwies er auf den Umgang mit Russland nach dem Angriff auf die Ukraine. Damals wurde Russland vom Wettbewerb ausgeschlossen. Sánchez betonte, dass „doppelte Standards“ in der Kultur nicht akzeptabel seien – ein Signal an die EBU, künftig konsequenter zu handeln.
Auch in den Medien wächst der Druck. Kommentatoren werfen dem Veranstalter vor, aus politischen Motiven nicht entschieden genug zu handeln. In Leserbriefen, Talkshows und sozialen Netzwerken wird heftig debattiert. Die zentrale Frage lautet für viele: Hat Israel im ESC unter diesen Umständen noch einen Platz? Der ESC wird zunehmend zur Bühne geopolitischer Fragen.
7. Was bedeutet Neutralität im ESC?

Offiziell wird der Eurovision Song Contest als unpolitische Veranstaltung geführt. Doch wer den Wettbewerb seit Jahren verfolgt, erkennt schnell: Politik war immer Teil der Show – wenn auch oft unterschwellig. Nationale Interessen, kulturelle Allianzen und Sympathien zwischen Nachbarländern spiegeln sich regelmäßig in der Punktevergabe wider. Oft stimmen Länder geografisch oder historisch bedingt füreinander, was ein rein musikalisches Urteil infrage stellt.
Diese Dynamik bringt viele Beobachter dazu, die offizielle Linie der Unparteilichkeit zu kritisieren. „Unpolitisch“ wirkt oft nur wie ein Etikett, das nicht mit der Realität übereinstimmt. Die Aussagen von JJ zeigen deutlich: Auch Künstler werden zu politischen Stimmen, wenn ein Musik-Wettbewerb zur Bühne globaler Konflikte wird – und das Publikum genau hinsieht.
8. Wie geht es jetzt weiter?

Die EBU hat bisher auf die Aussage von JJ nicht offiziell reagiert, doch die Diskussion ist entfacht. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Forderung nach einem politisch neutraleren ESC stärker wird – auch innerhalb der teilnehmenden Länder. Es stellt sich die Frage, wie ernsthaft die Veranstalter den kulturellen Anspruch des Wettbewerbs noch umsetzen wollen. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob die Europäische Rundfunkunion bereit ist, grundlegende Veränderungen einzuleiten – oder ob alles beim Alten bleibt. Die Welt schaut nun genauer hin. Denn ein so internationaler Event wie der ESC steht heute mehr denn je unter Beobachtung.
JJ selbst stellt klar: Er habe als Künstler eine Meinung, wolle diese aber nicht instrumentalisieren. Dennoch ist seine Botschaft deutlich: Ein Musikfestival sollte nicht Schauplatz globaler Spannungen sein. Seine Hoffnung ist ein Wettbewerb, der Verbindung statt Spaltung schafft, der für Vielfalt, Frieden und gegenseitigen Respekt steht. Ob das 2026 in Wien gelingt, hängt nicht nur von der Musik, sondern auch vom Mut der Organisatoren ab, klare Werte zu vertreten.