Ein bislang selten beachteter Krankenhauskeim rückt in den Fokus: Der multiresistente Pilz Candida auris breitet sich rasend schnell in Europas Kliniken aus – und stellt Ärzte wie Patienten vor völlig neue Herausforderungen.
Was ist Candida auris?

Candida auris – offiziell inzwischen als Candidozyma auris geführt – ist ein Hefepilz, der erst 2009 identifiziert wurde, aber in Kliniken rund um den Globus immer öfter auftaucht. Er kann bei geschwächten Patienten schwere Blutbahn-, Wund- oder Ohrinfektionen auslösen und überlebt wochenlang auf Oberflächen sowie medizinischen Geräten.
Noch vor zehn Jahren galt der Erreger als Rarität, doch inzwischen melden immer mehr Länder steigende Fallzahlen. Warum die Entwicklung gerade jetzt eskaliert, erfahren wir gleich genauer, wenn wir uns die aktuelle europaweite Statistikerhebung ansehen.
Ein rasanter Anstieg, der beunruhigt

Die jüngste Auswertung der EU-Seuchenschutzbehörde zeigt einen dramatischen Trend: 2023 wurden bereits 1.346 Fälle in 18 europäischen Ländern registriert – ein Drittel aller jemals gemeldeten Infektionen hierzulande. Allein von 2022 auf 2023 stieg die Zahl um mehr als 60 Prozent.
Das Problem verschärft sich, weil viele Infektionen unentdeckt bleiben. Welche besondere Eigenschaft den Pilz so gefährlich macht und weshalb Standardtherapien oft versagen, beleuchten wir gleich – und damit wird es erst richtig brisant.
Die unheimliche Resistenz

Candida auris trotzt den gängigen Antimykotika: Über 90 Prozent der Stämme sind gegen mindestens ein, fast 30 Prozent gegen zwei der drei verfügbaren Wirkstoffklassen resistent. Wer im Krankenhaus schon geschwächt ist, hat dadurch ein deutlich höheres Sterberisiko.
Gleichzeitig wirkt nicht jedes Desinfektionsmittel gegen das zähe Pathogen – es kann selbst nach gründlicher Reinigung auf Plastikwannen, Matratzen oder Infusionspumpen verbleiben. Doch wo wütet der Pilz am heftigsten und wie steht es um Deutschland? Der Blick auf Europas Hotspots folgt jetzt.
Europas Hotspots – und Deutschlands Lage

Spanien, Griechenland, Italien und Rumänien führen die Negativstatistik an; Griechenland meldet inzwischen fast 900 Fälle, Spanien liegt knapp davor. Deutschland rangiert auf Platz fünf: 120 bestätigte Infektionen, davon 77 allein im vergangenen Jahr.
Besorgniserregend ist, dass Fachleute in manchen Regionen schon nicht mehr zwischen einzelnen Ausbrüchen unterscheiden können – der Pilz gilt dort als praktisch endemisch. Wie sich Klinikpersonal und Patientinnen schützen können und weshalb das Personal zunehmend alarmiert ist, zeigt die nächste Folie.
Klinikalltag unter Druck

Isolationseinheiten, engmaschiges Screening und kontaktfreie Pflegekonzepte gehören inzwischen zum Alltag vieler Stationen. Doch das kostet Zeit, Geld und Personal – Ressourcen, die nach Jahren der Pandemie ohnehin knapp sind.
Pflegende berichten von zusätzlicher Schutzkleidung, gesperrten Zimmern und verlängerten Bettenstopp-Phasen, wenn C. auris nachgewiesen wird. Welche konkreten Maßnahmen die ECDC jetzt fordert und warum schnelles Handeln entscheidend ist, klären wir im finalen Slide.
Was jetzt passieren muss

Die ECDC ruft alle Mitgliedstaaten zu sofortigem Ausbau der Überwachung, verpflichtenden Meldesystemen und strikten Hygieneprotokollen auf. Frühdiagnostik per PCR und Sequenzierung soll Standard werden, um Übertragungswege lückenlos nachzuverfolgen.
Nur wenn Kliniken gemeinsam handeln – von konsequenter Isolation bis zur Entwicklung neuer Antimykotika –, lässt sich eine flächendeckende Etablierung des Keims noch verhindern. Ob Europa diese Herausforderung meistert, entscheidet sich in den kommenden Monaten – und damit endet unsere aktuelle Lageanalyse.