Ein ganz normaler Sonntagabend in Bottrop – bis ein einziger Funke das Leben einer Familie für immer verändert.
Der alarmierende Anruf
Ein leises, fast beiläufiges Piepen löste den Notruf aus: Die Leitstelle registrierte ungewöhnliche Vitaldaten aus einem Smart-Armband – und schickte vorsorglich einen Rettungswagen in den Stadtteil Fuhlenbrock. Schon auf der Anfahrt ahnte niemand, welche unsichtbare Gefahr hinter der verschlossenen Wohnungstür lauerte.
Als die Sanitäter klingelten, öffnete niemand. Sekunden später brachen sie die Tür auf – und ihre Kohlenmonoxid-Warngeräte schlugen sofort aus. Die unsichtbare Bedrohung war überall in der Luft. Doch wie konnte das giftige Gas überhaupt in die Wohnung gelangen?
Die Antwort offenbarte sich erst, als die Retter tiefer vordrangen …
Atemlose Stille im Kinderzimmer
Im Flur lagen zwei Erwachsene benommen am Boden, im angrenzenden Zimmer drei Kinder – 11, 13 und 16 Jahre alt – mit glasigen Augen. Die Sanitäter setzten umgehend Sauerstoffmasken auf, während die erste Feuerwehr-Crew mit Atemschutz anrückte. Jeder Atemzug zählte: Kohlenmonoxid bindet 300-mal stärker an Hämoglobin als Sauerstoff – ein stiller Killer.
Die Eltern erlangten kurz das Bewusstsein zurück und flüsterten nur ein Wort: „Grill …“ Ein Kohlegrill? In der Wohnung? Die Einsatzkräfte tauschten entsetzte Blicke – doch noch fehlte der entscheidende Hinweis, warum die Familie das Risiko eingegangen war.
Ein Gang ins Wohnzimmer sollte das Rätsel lösen – und neue Fragen aufwerfen …
Glühende Kohlen und ein Regenguss
Dort stand er, noch warm: ein kleiner Holzkohlegrill auf dem Couchtisch, daneben geöffnete Fenster, die der Abendregen inzwischen geschlossen hatte. Offenbar hatte das wechselhafte Herbstwetter den geplanten Balkon-BBQ zunichtegemacht, sodass die Familie kurzerhand nach drinnen auswich. Eine fatale Entscheidung: Innerhalb von Minuten stieg der CO-Wert auf das Dreißigfache des zulässigen Grenzwerts.
Die Feuerwehr lüftete die Wohnung per Überdruckbelüfter, während zwei Familienmitglieder in eine Druckkammerklinik nach Gelsenkirchen gebracht wurden, drei weitere in die Bottroper Klinik. Alle fünf überleben – knapp.
Doch wer kommt für die Folgen auf, und welche rechtlichen Konsequenzen drohen?
Ermittlungen und offene Rechnungen
Polizei und Ordnungsamt prüfen nun, ob Fahrlässigkeit vorliegt. Ein Versicherungsexperte bestätigte bereits vor Ort: Ein Grill in geschlossenen Räumen verletzt nahezu jede Hausrat- und Haftpflichtpolice. Die Familie steht neben den gesundheitlichen Folgen womöglich vor vierstelligen Regressforderungen – allein der Feuerwehreinsatz kostete laut Stadt bis zu 2 000 Euro.
Derweil warnen Mediziner: Spätfolgen von CO-Vergiftungen können Tage später auftreten – von Gedächtnisstörungen bis zu Herzrhythmusproblemen. Die Familie bleibt zur Beobachtung, doch ein weiterer Schock kündigt sich an …
Denn die dramatischste Erkenntnis machen die Retter erst bei der Nachkontrolle am Folgetag.
Die beinahe vergessene Lebensversicherung
Beim erneuten Check finden Feuerwehrleute einen funktionslosen CO-Melder in der Schublade – noch originalverpackt. Ein Gerät für 25 Euro hätte das Drama verhindert. Die Familie gelobt Besserung, während die Stadt Bottrop eine Aufklärungskampagne startet: Gratis-CO-Melder für einkommensschwache Haushalte und Informationsplakate in Baumärkten.
Damit endet eine Nacht voller Schreckmomente – und beginnt eine neue Debatte über Sicherheitsbewusstsein in den eigenen vier Wänden. Wer denkt, so etwas könne nur anderen passieren, sollte einen Blick auf den kleinen Karton werfen, der fast fünf Leben gerettet hätte …
Und genau dort setzt die kommende stadtweite Präventionsoffensive an.