Ein überraschendes Gesetzesbeben erschüttert Burkina Faso: Das westafrikanische Land kriminalisiert künftig jede Form homosexueller Handlung – mit drakonischen Strafen von bis zu fünf Jahren Gefängnis und hohen Geldbußen. Die Maßnahme kommt nur drei Jahre nach dem Militärputsch von 2022 und reiht sich in die wachsende Welle antihomosexueller Gesetze auf dem Kontinent ein.
Ein Paukenschlag aus Ouagadougou

Die Nachricht verbreitete sich am frühen Morgen wie ein Lauffeuer: 71 Mitglieder der Übergangsversammlung stimmten einstimmig für die Änderung des Personen- und Familienrechts, das Homosexualität nun ausdrücklich unter Strafe stellt. Für viele Beobachter war der Zeitpunkt strategisch gewählt, denn das Land steckt mitten in einer angespannten Sicherheits- und Wirtschaftslage.
Während sich die Bevölkerung noch sortiert, fragt man sich bereits, ob das Votum nur der Auftakt zu weiteren gesellschaftlichen Einschränkungen ist – und genau hier setzt die nächste Facette an.
Wie die Junta das Parlament auf Linie brachte

Seit dem Putsch von 2022 regiert Captain Ibrahim Traoré per Dekret. Kritikern zufolge wurde das Parlament gezielt mit loyale(n) Persönlichkeiten besetzt, damit unpopuläre Vorlagen problemlos durchgewinkt werden können. Das neue Gesetz verdeutlicht diese Machtbalance eindrucksvoll.
Allerdings lohnt ein Blick auf die juristischen Feinheiten und das konkrete Strafmaß – denn dort zeigt sich, wie weitreichend die Auswirkungen tatsächlich sind.
Zwei bis fünf Jahre Haft – und mehr

Die Strafandrohung umfasst nicht nur Freiheitsentzug: Hinzu kommen Geldstrafen von bis zu 15 000 Euro, die für viele Bürger ein Ruin bedeuten würden. Ausländer, die gegen das Gesetz verstoßen, müssen zusätzlich mit sofortiger Abschiebung rechnen.
Doch noch brisanter sind die unscharfen Formulierungen, die jede „Förderung homosexueller Praktiken“ einschließen – ein Freifahrtschein für willkürliche Auslegung, wie die kommenden Reaktionen im Land zeigen werden.
Zwischen Jubel und Angst: Stimmen aus Burkina Faso

Teile der konservativen Mehrheitsgesellschaft begrüßen das Gesetz als „Schutz traditioneller Werte“ und feierten bereits am Abend auf den Straßen. Gleichzeitig berichten LGBTQ-Personen von wachsender Furcht vor Denunziation, was ein abruptes Abtauchen vieler Communities ausgelöst hat.
Diese emotionale Spaltung im Land ruft nun internationale Beobachter auf den Plan, die deutlich warnen – und damit werfen wir den Blick nach außen.
Internationale Kritik und mögliche Sanktionen

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sprechen von einem „katastrophalen Rückschritt“. Erste Stimmen in der EU fordern eine Überprüfung von Entwicklungs- und Militärhilfen; selbst die Afrikanische Union zeigt sich ungewohnt kritisch.
Ob Druck von außen das Gesetz noch kippen kann, bleibt ungewiss – doch die langfristigen Folgen für die LGBTQ-Community und die gesamte Region werden jetzt schon heiß diskutiert.
Was bleibt? Ein Land vor der Zerreißprobe

In Burkina Faso könnte das neue Gesetz zum Lackmustest für die Zukunft des Landes werden: Setzt sich ein Klima der Angst durch, drohen nicht nur Menschenrechtsverletzungen, sondern auch soziale Spannungen, die die ohnehin fragile Sicherheitslage weiter anheizen. Sollte jedoch innerer oder äußerer Widerstand Wirkung zeigen, könnte das Gesetz zum Ausgangspunkt einer breiteren Debatte über Bürgerrechte in der Sahel-Zone werden.
Fest steht: Die Entscheidung von Ouagadougou sendet ein lautes Signal – und die Welt wird genau hinschauen, ob es das Land in die Isolation oder auf einen neuen, ungewissen Kurs führt.