Die Grünen in Bayern sorgen aktuell mit einem Vorschlag für Aufsehen: Sie fordern die Abschaffung des Sitzenbleibens an Schulen. Die Partei argumentiert, dass das Sitzenbleiben pädagogisch ineffektiv sei und hohe Kosten verursache, die besser in individuelle Förderung investiert werden sollten. Die Debatte sorgt für Diskussionen im Landtag und in der Öffentlichkeit.
Grüne fordern Abschaffung des Sitzenbleibens – ein Umdenken in der Bildungspolitik

Die bayerischen Grünen setzen sich entschieden für das Ende des Sitzenbleibens ein. Gabriele Triebel, bildungspolitische Sprecherin der Grünen, betont, dass wissenschaftliche Studien längst belegen, dass Wiederholungen von Schuljahren wenig Lernfortschritt bringen. Statt Schüler durch Klassenwiederholung zu bestrafen, plädieren die Grünen für maßgeschneiderte Fördermaßnahmen zur Beseitigung von Lernlücken.
Diese Forderung ist nicht nur pädagogisch motiviert, sondern auch ökonomisch begründet. Das Sitzenbleiben verursacht jährlich hohe Kosten: Allein in Bayern summieren sich diese auf etwa 200 bis 240 Millionen Euro. Die Grünen schlagen vor, diesen Betrag in eine gezielte Lernförderung zu investieren, die langfristig bessere Bildungserfolge garantiert. Kritiker warnen jedoch vor einer möglichen Abwertung der schulischen Leistungsorientierung.
Weiter geht es mit den sozialen Auswirkungen und dem ungerechten Charakter des Sitzenbleibens.
Sitzenbleiben trifft besonders Kinder mit Migrationshintergrund – ein ungerechtes System?

Ein besonders kritischer Punkt der Grünen ist, dass Kinder mit Migrationsgeschichte überproportional oft vom Sitzenbleiben betroffen sind. Sie machen zwar knapp 28,5 Prozent der Schülerschaft in Bayern aus, stellen aber fast 40 Prozent derjenigen, die eine Klasse wiederholen müssen. Dieses Ungleichgewicht verdeutlicht nach Ansicht der Grünen die soziale Ungerechtigkeit des aktuellen Systems.
Die Grünen fordern deshalb eine engagierte Förderoffensive, die individuell auf die Bedürfnisse der Schüler eingeht und diese strukturellen Benachteiligungen reduziert. Der Verband sieht im Sitzenbleiben eine veraltete Praxis, die vor allem benachteiligte Kinder zusätzlich belastet und keinen nachhaltigen Lernerfolg sichert. Die aktuelle Politik, etwa unter Ministerpräsident Söder, hält jedoch weiterhin am Sitzenbleiben fest.
Als Nächstes werfen wir einen Blick auf positive Beispiele aus Bayern und anderen Bundesländern, die alternative Wege der Förderung vorzeigen.
Positive Beispiele aus Erlangen und Hamburg – So kann Lernen besser gelingen

Der grüne Landtagsabgeordnete Christian Zwanziger aus Erlangen hebt hervor, dass es auch in Bayern bereits Vorbilder für bessere Förderkonzepte gibt. Städte wie Erlangen und Hamburg setzen zunehmend auf individuelle Lernförderung statt auf Klassenwiederholungen. Dort profitieren Schülerinnen und Schüler von personalisierten Unterstützungsangeboten, die gezielt auf ihre Schwächen eingehen.
Diese Ansätze zeigen, wie ein Umdenken in der Bildungspolitik praktisch funktionieren kann. Statt Strafen in Form des Sitzenbleibens gibt es stärkere Hilfen und Förderprogramme, die auch langfristig zum schulischen Erfolg beitragen. Die Grünen sehen in diesen Modellen eine Blaupause für ganz Bayern und empfehlen, ähnliche Initiativen landesweit auszurollen.
Weiterhin relevant im Kontext der Schulpädagogik ist die aktuelle Debatte um digitale Ausstattung an Schulen.
Digitaler Rückschritt in Bayern – entschieden gegen moderne Medienbildung

Parallel zur Diskussion um das Sitzenbleiben sorgt ein anderer bildungspolitischer Rückschlag für Verunsicherung: der sogenannte „Tabletstopp“ unter der Söder-Regierung. Zahlreiche bayerische Schulen müssen ihre digitale Ausstattung zurückfahren, was gerade an Mittelschulen für Kritik sorgt. Lehrkräfte und Bildungspolitiker der Grünen sehen darin einen Schritt zurück in die Kreidetafel-Zeit.
Dabei sei gerade jetzt eine verstärkte Medienbildung notwendig, um Schüler*innen auf die Herausforderungen einer digitalen Welt vorzubereiten. Dieses Thema ist eng mit den Förderdebatten verknüpft, denn moderne Lernmittel können individuelle Lernprozesse unterstützen und so das Sitzenbleiben weiter reduzieren.
Als nächstes untersuchen wir, welche Alternativen zur Klassenwiederholung in anderen Bundesländern diskutiert werden.
Sitzenbleiben bundesweit im Wandel – welche Alternativen es gibt

Nicht nur in Bayern wird das Sitzenbleiben kritisch hinterfragt. In anderen Bundesländern wird teils bereits auf alternative Modelle gesetzt, die das reine „Wiederholen“ einer Klasse vermeiden. Dazu gehören Förderprogramme während des laufenden Schuljahres und individuelle Lernbegleitung, um rechtzeitig Lernrückstände auszugleichen.
Diese Konzepte zeigen Wirkung, indem sie Schüler nicht stigmatisieren, sondern gezielt unterstützen. Die Grünen fordern für Bayern eine ähnliche mutige Reform, die das Sitzenbleiben komplett ablösen soll. Dabei soll der Fokus auf Frühförderung und individuelle Betreuung gesetzt werden, um allen Schülern Chancen auf Erfolg zu geben.
Schließlich wird die gesellschaftliche Debatte um Leistungskultur und Bildungsgerechtigkeit greifen müssen, um Veränderungen nachhaltig zu etablieren.
Debatte um Leistungskultur – Mit Reformen zu mehr Bildungsgerechtigkeit

Die Forderungen der Grünen stoßen in Bayern auf teils starke Kritik von konservativen Kräften, die das Sitzenbleiben als wichtige Maßnahme zur Sicherung der Leistungsqualität verteidigen. Diese Debatte berührt fundamentale Fragen: Wie wird Leistung bewertet? Wie geht Schule mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen um?
Die Grünen machen klar, dass es nicht um Nachlässigkeit geht, sondern um moderne Bildungspolitik, die individuelle Förderung und Chancengerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt. Nur so könne langfristig eine leistungsfähige, gerechte Schule entstehen, die Schüler motiviert statt ausgrenzt.
Die Diskussion bleibt spannend und zeigt, dass Bayerns Bildungspolitik vor einem bedeutenden Umbruch steht. Im nächsten Abschnitt erfahrt ihr, wie Schüler und Eltern auf diese Debatte reagieren und welche Forderungen sie aufstellen.