Österreich plant ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren, um deren Selbstbestimmung und Integration zu stärken. Dieses Verbot soll ab Herbst 2025 an Schulen gelten und bringt eine neue Debatte über Religionsfreiheit, Kindeswohl und gesellschaftliche Werte in Österreich mit sich.
Regierung will Kopftuchverbot ab Herbst 2025 einführen

Das geplante Verbot richtet sich gezielt an Schülerinnen unter 14 Jahren, da sie laut österreichischem Recht noch nicht religionsmündig sind. Familien- und Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) betont, dass das Gesetz Mädchen vor familiärem oder gesellschaftlichem Druck schützen soll, der oft das Tragen des Kopftuchs erzwingt. Schätzungen zufolge betrifft die Maßnahme etwa 12.000 Mädchen in Österreich, was die Tragweite der Regelung unterstreicht. Die Regierung verfolgt mit diesem Schritt einen harten Kurs gegen ethnokulturelle Entwicklungen und will zugleich die gesellschaftliche Integration fördern.
Dieses Vorhaben geht auf ein bereits 2019 beschlossenes, aber 2020 vom Verfassungsgerichtshof gekipptes Verbot zurück. Das frühere Gesetz war als diskriminierend gegenüber muslimischen Mädchen bewertet worden, da es gegen Gleichheitsgrundsätze und Religionsfreiheit verstieß. Die aktuelle Regierung arbeitet an einem überarbeiteten Konzept mit einem Stufenmodell, das Elterngespräche vorsieht und versucht, die Kritikpunkte rechtlich zu umgehen.
Die Debatte ist hoch emotional, da Kritiker darin eine Einschränkung religiöser Freiheiten und eine Diskriminierung der muslimischen Bevölkerung sehen. Befürworter dagegen sehen darin einen notwendigen Schutz der Kinderrechte und eine Stärkung der Gleichberechtigung.
Die nächsten Details beschäftigen sich mit der rechtlichen Grundlage und den politischen Allianzen, die das neue Gesetz stützen wollen.
Politische Unterstützung und rechtliche Herausforderungen

Die ÖVP setzt auf eine breite politische Unterstützung, um die geplante Regelung zu sichern. Besonders wichtig ist dabei die mögliche Mitarbeit der FPÖ, die das Verbot ebenfalls befürwortet. Die Grünen hingegen lehnen das Vorhaben kategorisch ab, woraus sich politische Spannungen für eine Verfassungsmehrheit ergeben.
Ministerin Plakolm argumentiert, dass „Religionsfreiheit dort endet, wo die persönliche Freiheit eingeschränkt wird“ und kritisiert, dass nur wenige Frauen sich öffentlich gegen das Kopftuch äußern. Die Politik versucht diesmal, die juristischen Probleme des früheren Verbots zu umgehen, indem sie das Kopftuchverbot in ein umfassenderes Stufenmodell eingebettet hat – mit Gesprächen und einer differenzierten rechtlichen Begründung.
Die nächsten Überlegungen betreffen, wie das Stufenmodell genau aussehen wird und wie praktische Maßnahmen an Schulen umgesetzt werden sollen.
Konzept mit Stufenmodell und Begleitmaßnahmen

Das geplante Stufenmodell sieht vor, in mehreren Schritten das Tragen des Kopftuchs durch Mädchen unter 14 Jahren an Schulen einzuschränken und schließlich zu verbieten. Ein zentraler Punkt ist der Dialog mit Familien, bei dem Eltern persönlich angesprochen und über das Vorhaben informiert werden sollen.
Dieses begleitende Maßnahmenpaket soll einerseits den Druck auf die Mädchen mindern, das Kopftuch zu tragen, und andererseits eine Brücke für Integration und gesellschaftliche Akzeptanz bauen. Das überarbeitete Konzept versucht damit öffentliche Diskussionen zu vermeiden und die Akzeptanz zu erhöhen.
Im nächsten Abschnitt wird genauer beleuchtet, warum der Verfassungsgerichtshof das vorherige Kopftuchverbot aufgehoben hat und weshalb sich die Regierung diesmal trotzdem Chancen auf Durchsetzung ausrechnet.
Vorgänger-Verbot vom VfGH kassiert

Das 2019 vom damaligen ÖVP-FPÖ-Bündnis beschlossene Kopftuchverbot für Volksschulkinder bis zehn Jahre wurde vom Verfassungsgerichtshof 2020 aufgehoben. Das Gericht führte aus, dass das Verbot gegen die religiöse Neutralität des Staates verstoße und gezielt muslimische Kinder diskriminiere, was gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoße.
Diese Entscheidung gilt als zentraler Grund, warum die aktuelle Regierung den Entwurf inkl. Stufenmodell ausarbeitet – um eine verfassungsrechtliche Absicherung zu erreichen. Ohne eine neue Grundlage würde ein einfaches Verbot erneut einkassiert werden. Die strategische Verzahnung mit politischen Bündnissen und der geplanten Verfassungsmehrheit ist daher von entscheidender Bedeutung.
Im nächsten Schritt wird erläutert, wie Befürworter und Gegner die gesellschaftlichen Folgen des Verbots bewerten.
Gesellschaftliche Resonanz und Debatte

Das geplante Kopftuchverbot stößt auf gespaltene Reaktionen: Befürworter sehen darin einen notwendigen Schutz der Kinderrechte und einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung und Integration. Sie argumentieren, dass das Kopftuch oft kein Symbol der freien Wahl, sondern vielmehr ein Zeichen von familiärem Druck sei.
Kritiker hingegen warnen vor einer Verschärfung von Diskriminierung und der Einschränkung grundrechtlich geschützter Religionsfreiheit. Sie sehen im Verbot einen Schritt, der muslimische Mädchen stigmatisieren und gesellschaftliche Spannungen verstärken könnte. Die Debatte um „Hat bei uns nichts verloren“ als Slogan bringt zudem die Frage nach Toleranz versus Assimilation auf die politische Agenda.
Im Abschluss widmen wir uns noch den praktischen Auswirkungen und der weiteren politischen Entwicklung.
Mögliche Folgen und Ausblick

Sollte das Kopftuchverbot tatsächlich umgesetzt werden, hätte dies weitreichende Folgen für betroffene Familien und Schulen. Die rund 12.000 betroffenen Mädchen könnten beim Schulbesuch künftig ohne Kopftuch auftreten müssen, was zu Konflikten in Familien und Gemeinschaften führen kann.
Politisch wird das Thema die Koalition und Opposition weiter fordern. Ob die Regierung die Verfassungsmehrheit für eine solche Regelung bekommt, bleibt offen, ebenso wie die gerichtlichen Nachspielungen. Damit bleibt das Thema eines der emotionalsten und umstrittensten Symbolfragen Österreichs im Jahr 2025.
Als nächstes stellt sich die Frage, wie andere europäische Länder mit ähnlichen Themen umgehen und welche internationalen Debatten das Thema anstößt.