
Er war einer der Männer, denen Millionen vertrauten: Ekkehardt Gahntz, langjähriger Moderator der „heute“-Nachrichten und journalistisches Urgestein des ZDF, ist im Alter von 79 Jahren verstorben.
Die Nachricht wurde im Rahmen der Sendung vom 16. Juni öffentlich gemacht und sorgte für stille Betroffenheit unter Kolleginnen und Kollegen. Doch wer war der Mann, dessen Stimme über Jahrzehnte die Nachrichten prägte – und wie kam er überhaupt zum Fernsehen? In sechs Etappen zeichnen wir den Lebensweg eines Journalisten nach, der der Öffentlichkeit bekannt, aber als Mensch stets zurückhaltend blieb.
1. Ein Leben, das mit Flucht begann

Geboren wurde Ekkehardt Gahntz 1945 in Pommern, in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs. Schon früh wurde sein Leben von Flucht und Neubeginn geprägt. Mit seiner Mutter kam er nach Schleswig-Holstein, wo er aufwuchs und zur Schule ging. Diese frühen Erfahrungen sollten ihn prägen – auch journalistisch.
Denn Gahntz galt später als Mann mit großer Sensibilität für politische Umbrüche, für Menschen in Not und historische Zusammenhänge. Seine Herkunft hat er nie zum Thema gemacht, doch sie wirkte stets leise im Hintergrund seiner Berichterstattung mit.
2. Die ersten Schritte zum Fernsehen

Nach dem Abitur verschlug es Gahntz nach Mainz – nicht ahnend, dass er dort Jahrzehnte später Fernsehgeschichte schreiben würde. Er studierte Geschichte, Politik und Publizistik, genau die Fächer, die seinen späteren Stil so sachlich und fundiert machten.
In dieser Zeit begann er auch, als freier Mitarbeiter beim ZDF zu arbeiten. Die Redaktion der „heute“-Nachrichten erkannte schnell sein Talent – und bot ihm 1971 eine Festanstellung an. Der Grundstein für eine außergewöhnliche Karriere war gelegt – ganz ohne großes Aufsehen.
3. Das Gesicht der „heute“-Nachrichten

Seit 1975 war er das Gesicht und die Stimme der „heute“-Sendung, wie es das ZDF selbst formulierte. Mit ruhiger, sachlicher Präsenz und einem klaren Gespür für Relevanz moderierte Gahntz die Nachrichtensendung zur besten Sendezeit.
Dabei ging es ihm nie um persönliche Eitelkeit. Zuschauer:innen schätzten seine unaufgeregte, verlässliche Art, mit der er selbst dramatischste Ereignisse in ein sachliches Licht rückte. Sein Name wurde zum Synonym für Nachrichtenkompetenz – ohne dass er je selbst in den Vordergrund trat.
4. Wandel durch Weiterentwicklung

1979 wechselte Gahntz zum neu gestarteten „heute-journal“, wo er als Moderator und Redakteur arbeitete. Zehn Jahre später entwickelte er das „Mittagsmagazin“ – eine Sendung, die bis heute im Programm besteht und bei Zuschauer:innen sehr beliebt ist.
Auch diese moderierte er persönlich. Dabei kombinierte er Aktualität mit Hintergrund und schuf ein Format, das auf Information ohne Sensationslust setzte. Gahntz war kein Mann für die Kamera allein – er entwickelte journalistische Formate weiter, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.
5. Rückkehr und Abschied

1990 übernahm Gahntz noch einmal Verantwortung in neuer Rolle: Er wurde Redaktionsleiter der „heute“-Nachrichten. Mit klaren Vorstellungen und ruhiger Autorität prägte er die inhaltliche Ausrichtung der Sendung – bis zu seinem Abschied im Jahr 2010.
Mit 65 Jahren ging er in den Ruhestand, ohne große Worte, aber mit dem Respekt aller Kolleg:innen. Was blieb, war sein Einfluss auf das ZDF-Nachrichtenprofil, das noch lange von seinen Maßstäben für Seriosität, Genauigkeit und menschliche Haltung zehren sollte.
6. Ein untrügliches Gespür für Nachrichten

IMAGO / Fotostand
Am 16. Juni 2025 machte Mitri Sirin den Tod von Ekkehardt Gahntz öffentlich. Der Sender würdigte ihn als „visionären Journalisten mit untrüglichem Gespür für Nachrichten“.
Seine Arbeit prägte das ZDF über Jahrzehnte hinweg, seine Integrität blieb unbestritten. Mit seinem Tod verliert der Sender nicht nur eine Identifikationsfigur, sondern auch ein Vorbild für eine ganze Generation von Nachrichtenschaffenden. Gahntz‘ Wirken bleibt – auch wenn seine Stimme für immer verstummt ist. Ein stiller Abgang, so würdevoll wie sein ganzes berufliches Leben.