Feiertage in Gefahr: Kommt jetzt der Kahlschlag beim Urlaub?

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Was auf den ersten Blick wie ein Randthema wirkt, könnte schon bald jede Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer direkt betreffen. Es geht um mehr als nur zwei Tage weniger Freizeit – es geht um die Frage, wie viel Erholung, Gerechtigkeit und Balance in einer modernen Arbeitswelt überhaupt noch Platz finden.

Erste Stimmen aus der Wirtschaft fordern nun, die Zahl der gesetzlichen Feiertage in Deutschland zu reduzieren. Das Ziel: Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und mehr Arbeitszeit. Doch der Widerstand ist groß – auf Seiten der Arbeitnehmer, der Gewerkschaften und auch aus Teilen der Politik. Was sich hinter dieser Debatte verbirgt, könnte weitreichender sein, als es zunächst den Anschein hat.

1. Feiertagsdebatte – altbekannt und wieder brandaktuell

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Alle paar Jahre taucht sie wieder auf: Die Idee, Feiertage zu streichen, um die Wirtschaft zu stärken. Was früher als undenkbar galt, wird angesichts von Konjunkturflaute und Fachkräftemangel erneut diskutiert. Zwar handelt es sich aktuell nur um Vorschläge aus der Wirtschaft und Wissenschaft, doch sie stoßen in manchen politischen Lagern auf offene Ohren.

Die Argumente sind dabei nicht neu – aber der gesellschaftliche Kontext hat sich verändert. Wirtschaftlicher Druck, globale Konkurrenz und der demografische Wandel verleihen der Debatte neue Dynamik. Gleichzeitig treffen diese Vorschläge auf eine Bevölkerung, die bereits über hohe Arbeitsbelastung klagt. Ob daraus konkrete Pläne werden, bleibt offen – doch der Konflikt ist da.

2. Das sagt die Wirtschaft – mehr Arbeit, mehr Leistung

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Ökonomen und Wirtschaftsvertreter sehen in der Feiertagsstreichung eine Chance, die Wirtschaftsleistung zu steigern. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft könnte ein einziger zusätzlicher Arbeitstag das BIP um 8,6 Milliarden Euro erhöhen. Zwei Feiertage weniger bedeuteten demnach bis zu 0,8 Prozent mehr Arbeitszeit im Jahr. Besonders angesichts des Rückgangs der Erwerbsbevölkerung durch den Ruhestand der Babyboomer sei das Arbeitsvolumen entscheidend.

Auch Unternehmenschefs betonen, dass es dabei nicht nur um Zahlen geht, sondern um ein Signal für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Sie warnen: Wer nicht anpackt, könnte im internationalen Vergleich zurückfallen. Doch der Vorschlag hat nicht nur Befürworter – im Gegenteil.

3. Gewerkschaften laufen Sturm – Gerechtigkeit in Gefahr

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Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter zeigen sich empört. Zwei gestrichene Feiertage bedeuten mehr Arbeit bei gleichem Lohn – eine verdeckte Gehaltskürzung, so der Vorwurf. Yasmin Fahimi vom DGB spricht von einem Eingriff, der das Verhältnis von Leistung und Erholung gefährlich verschiebt. Schon heute leisten Beschäftigte in Deutschland jährlich über 1,3 Milliarden Überstunden, die Hälfte davon unbezahlt.

Weitere Belastungen könnten die Gesundheit und Motivation ernsthaft gefährden. Anstatt die Arbeitszeit auszudehnen, solle man lieber in Arbeitsmarktpolitik, Entlastungssysteme und faire Steuerregeln investieren. Aus Sicht der Arbeitnehmer ist die Forderung schlicht: Leistung ja – aber nicht um jeden Preis.

4. Zwischen Gesundheit und Produktivität

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Feiertage sind mehr als Ruhetage – sie dienen der Regeneration. Gerade in einer Arbeitswelt, die durch ständige Erreichbarkeit, Druck und Stress geprägt ist, braucht es verbindliche Pausen. Gesundheitsexperten warnen, dass zusätzliche Arbeitstage langfristig zu mehr Krankheit, Burnout und Fehlzeiten führen könnten. Die vermeintliche Produktivitätssteigerung könnte sich damit ins Gegenteil verkehren.

Was auf dem Papier wie wirtschaftlicher Fortschritt wirkt, könnte in der Praxis eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bedeuten. Feiertage sind damit nicht nur Symbol für Freizeit, sondern entscheidender Faktor für das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben – gerade in Zeiten zunehmender psychischer Belastungen.

5. Blick ins Ausland – Vorbild oder Trugschluss?

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Befürworter der Streichung verweisen gern auf internationale Beispiele. In Ländern wie Dänemark oder Polen wird mehr gearbeitet, teils mit weniger Feiertagen. Dänemark etwa hat kürzlich einen Feiertag abgeschafft – mit dem Argument, die Armee besser finanzieren zu können. Doch Kritiker warnen: Solche Vergleiche seien oft nicht übertragbar.

Die Produktivität pro Arbeitsstunde unterscheidet sich erheblich, ebenso wie kulturelle Traditionen und Arbeitsmodelle. Auch die Rolle von Feiertagen im gesellschaftlichen Zusammenhalt sei in Deutschland besonders ausgeprägt. Was dort funktioniert, könnte hier zu massivem Widerstand und gesellschaftlicher Spaltung führen. Der Blick über die Grenze allein reicht nicht für eine gute Lösung.

6. Welche Tage sollen gestrichen werden?

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Die Diskussion ist emotional – deshalb werden konkrete Feiertage in der Regel nicht öffentlich genannt. Doch hinter den Kulissen kursieren Namen wie Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag oder sogar der zweite Weihnachtsfeiertag. Auch der Buß- und Bettag, der 1995 bereits zur Finanzierung der Pflegeversicherung abgeschafft wurde, wird oft als historisches Beispiel genannt.

Damals brachte die Maßnahme kaum wirtschaftliche Vorteile, belastete aber viele Beschäftigte. Ein bundesweit einheitlicher Beschluss wäre ohnehin schwer, da Feiertage Ländersache sind. Die föderale Struktur schützt regionale Traditionen, macht aber einheitliche Lösungen kompliziert. Damit bleibt unklar, was genau gestrichen werden soll – doch die Sorge wächst.

7. Gesellschaft am Scheideweg – mehr als nur zwei Tage

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Hinter der Debatte verbirgt sich mehr als eine bloße Rechenfrage. Es geht um das Verhältnis von Arbeit und Freizeit, um gesellschaftliche Solidarität und um die Frage, wer die Lasten künftiger Herausforderungen tragen soll. Die teils hitzige Diskussion zeigt: Viele Menschen fühlen sich bereits überfordert, nicht gesehen, ungerecht behandelt.

Zwei Feiertage weniger könnten zum Symbol einer größeren Unzufriedenheit werden – gerade, wenn politische Entscheidungen als einseitig zugunsten der Wirtschaft wahrgenommen werden. Die Frage ist also nicht nur: Arbeiten wir mehr? Sondern auch: Wie wollen wir leben? Diese Debatte betrifft jede und jeden – ob Angestellter, Unternehmerin oder Rentner.

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Oktopusse besitzen insgesamt neun Gehirne: eines zentral im Kopf und je eines in jedem der acht Arme. Diese zusätzlichen Gehirne in den Armen ermöglichen es den Oktopussen, ihre Arme unabhängig voneinander zu steuern und zu koordinieren. Diese außergewöhnliche neurologische Struktur macht sie zu einigen der intelligentesten und anpassungsfähigsten Meerestiere. Sie können Werkzeuge verwenden, aus komplexen Labyrinthen entkommen und sich sogar durch kleine Öffnungen zwängen.