
Er singt Schlager – doch was Heino verkörpert, spaltet bis heute. Für die einen ist er eine Ikone der deutschen Musik, für andere ein Symbol rückwärtsgewandter Ideale. Ob politische Aussagen, Auftritte in Südafrika oder schiefe Töne im Netz – Heino war nie nur Volksmusik.
Er pflegt ein konservatives Image, sagt, was er denkt, und eckt damit oft an. Doch genau das macht ihn seit Jahrzehnten so präsent. Ein Star mit Sonnenbrille – und scharfer Meinung.
1. Vom Bäcker zum Bühnen-Patriot

Heino, bürgerlich Heinz Georg Kramm, war nie ein Kind des Showbusiness. Seine Karriere beginnt mit Mehl und Brötchen – und endet auf Bühnen vor Millionen. Sein Vater stirbt im Krieg, die Mutter zieht ihn allein groß. Diese Geschichte, durchzogen von Verlust und Disziplin, prägt ihn bis heute.
Nach seiner Bäckerlehre beginnt er zu singen – erst erfolglos, dann plötzlich überall. Doch schon früh wird deutlich: Heino steht nicht für leisen Pop – sondern für lautstarke Heimat.
2. Der perfekte Schwiegersohn der 70er

Mit Songs wie „Blau blüht der Enzian“ wurde Heino zur Gallionsfigur konservativer Unterhaltung. In Lederjacke und Sonnenbrille sang er von Bergen, Blumen und Vaterland – und wurde geliebt. Doch wer ihn als harmlosen Schlagersänger abtut, verkennt seinen Einfluss.
Heino war schon immer mehr als nur Folklore: Er war Projektionsfläche für ein Deutschland, das sich nach Ordnung sehnte. Und das nutzte er – musikalisch clever, aber auch ideologisch aufgeladen.
3. Skandale als Teil der Marke

Heino eckte früh an. Als er 1983 und 1986 trotz Apartheid in Südafrika auftritt, hagelt es Kritik – ihm ist das egal. Auch seine Mitwirkung an einer Platte mit allen drei Strophen des Deutschlandlieds sorgt 1977 für Aufruhr.
Er sieht sich als Opfer einer linken Medienkampagne – viele sehen darin bewusste Provokation. Und vielleicht war es genau das: Heino weiß, wie Aufmerksamkeit funktioniert. Der Mann kennt das Spiel – und spielt es gerne hart.
4. Der Nazi-Vorwurf – und seine Folgen

2014 eskaliert die Debatte: Rapper Jan Delay nennt Heino öffentlich einen Nazi. Der Grund: Heino coverte Songs junger Künstler – für Delay ein Unding. Die Anschuldigung schlägt hohe Wellen. Heino klagt – und gewinnt. 20.000 Euro Schadensersatz.
Doch das Image bleibt beschädigt: Für die einen war Delay zu hart, für die anderen Heino zu rechtsextrem-nah. Fakt ist: Seine Nähe zu problematischen Symbolen und Aussagen hat er nie glaubwürdig distanziert.
5. Politisch rechts – und stolz darauf

2024 dann der nächste Knall: Heino fordert in einem Interview „einen deutschen Donald Trump“. Er spricht von „Messerstechern“, „Abschiebung im großen Stil“ und davon, dass er keine Angst vor gesellschaftlicher Ächtung habe.
Sein Tonfall erinnert an die Stammtische der 90er – nur lauter. Für viele ist das purer Rechtsruck, für andere mutige Klartext-Politik. Heino bleibt gelassen: „Ich bin 85 – mir ist das wurscht.“ Und genau darin liegt die Wucht seiner Worte.
6. Vom Schlager zur Provokation

Spätestens mit dem Album „Mit freundlichen Grüßen“ schlägt Heino ein neues Kapitel auf. Er covert Songs von Rammstein, den Ärzten und Peter Fox – und macht sich über sie lustig. „Ein Spiegel für alle, die mich belächelt haben“, sagt sein Management.
Für manche ist das Pop-Genie, für andere Geschmacklosigkeit. 2014 dann: Heino im Metal-Gewand. „Schwarz blüht der Enzian“ spaltet erneut die Meinungen. Und Heino? Lacht – und verkauft tausende Platten.
7. Ein Star zwischen Trauer und Bühne

Privat ist Heino dreimal verheiratet, erlebt Tragödien wie den Suizid seiner Tochter – und den Tod seiner geliebten Ehefrau Hannelore im Jahr 2023. „Ich vermisse sie jeden Tag“, schreibt er unter einem Post.
Doch selbst nach diesem Verlust steht er wieder auf der Bühne – zuletzt sogar am Ballermann. „Ich hab Bock auf Malle“, verkündet der 86-Jährige. Ein Widerspruch? Nein – es ist der Spagat zwischen Trauer, Tradition und Trash, den nur Heino beherrscht.
8. Ikone oder Irritation?

Heino bleibt ein Phänomen. Für manche steht er für Heimat und Werte, für andere für Provokation und politisches Unverständnis. Er sagt, was er denkt – auch wenn es polarisiert.
Seine Musik ist längst zur Nebensache geworden. Was bleibt, ist die Figur: ein Mann, der in Deutschland alles verkörpert, was spaltet. Und vielleicht ist genau das sein Erfolgsrezept.