Wie viel Fake steckt in der TV-Kultshow „Fixer Upper“?

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In den USA waren sie viele Jahre lang eine TV-Institution, auch in Deutschland haben sie mittlerweile eine größere Fangemeinde: In der Reality-Sendung „Fixer Upper“ verwandelt das Ehepaar Chip und Joanna Gaines baufällig anmutende Immobilien in Traumhäuser – Chip von außen, Joanna von innen.

Die Show des humorvoll-sympathischen Südstaaten-Pärchens wurde in Amerika 2017 abgesetzt, in Deutschland fesseln die Wiederholungen bei Sixx oder auf dem Online-Dienst Joyn aber immer noch viele Zuschauer – von denen sich aber auch nicht wenige fragen: Ist in der Show wirklich alles wie es scheint? Die Antwort kennt ein anderes Pärchen, das bei der Show mitgemacht hat – und über seine Erfahrungen ausgepackt.

1. Kein Kandidaten-Pärchen kennt Chip und Joanna Gaines besser

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Treue Fans von „Fixer Upper“ erinnern sich womöglich noch an die Fotografin Rachel Whyte und ihren Ehemann Luke: In der dritten Staffel ließen sich die beiden von Chip und Joanna ihr Traumhaus herrichten.

Ihr Erfahrungsbericht im Magazin „Country Living“ ist für Neugierige besonders spannend, denn es handelte sich bei den beiden nicht um irgendein Kandidatenpärchen: Rachel und Luke haben zusammen mit Chip und Joanna an der Baylor University im texanischen Waco studiert – und Rachel hat sogar für Magnolia gearbeitet, die gemeinsame Firma der Eheleute Gaines. Kein Kandidatenpärchen kennt die beiden und ihre Geheimnisse also besser …

2. Einer der beiden ist privat ein bisschen anders

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Rachel und Luke kannten Chip und Joanna also schon, bevor sie berühmt waren und können damit besser als jeder andere einschätzen. Die Frage, die sich vor diesem Hintergrund für die Reporter aufdrängte: Sind Chip und Joanna genauso, wie wir sie im TV erleben, wenn die Kamera aus sind? Die spannende Antwort: eine Hälfte des Pärchens ja, die andere nicht immer.

Joanna kann etwas reservierter sein, wenn sie mit ihrer Arbeit beschäftigt ist“, berichtete Rachel. Anders sieht’s beim Gatten aus: „Chip ist mehr oder weniger die ganze Zeit extrovertiert und plauder freudig – mit jedem, auf den er trifft.“ Ein echtes Original!

3. Beruf und privat – für Chip und Joanna nicht zu trennen!

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Ein bisschen gegensätzlich sind Chip und Joanna also – aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Und während es für manche Ehepaare ein Albtraum wäre, nicht nur ihr Privat-, sondern auch ihr Arbeitsleben miteinander zu verbringen, ist bei Chip und Joanna das Gegenteil der Fall!

„Wir haben eine ziemlich tolle Sache früh gelernt“, blickte Joanna im 2016 veröffentlichten, gemeinsamen Buch „The Magnolia Story“ zurück: „Je mehr Zeit wir miteinander verbracht haben, umso besser wurde unsere Beziehung.“ Das Ergebnis konnten Fixer-Upper-Fans jahrelang besichtigen: Zwischen Chip und Joanna stimmt die Chemie so sehr, wie man es sich als Paar nur wünschen kann.

4. Echte Liebe

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Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, umso besser geht es ihnen: Das ist bei Chip und Joanna nicht nur so dahingesagt. Joanna führt in „The Magnolia Story“ weiter aus: „Viele Paare haben das Bedürfnis, ab und zu getrennte Wege zu gehen, kleine Pausen voneinander zu machen.

Sie verbringt ein Wochenende mit den Mädels oder er macht einen Angelausflug mit den Jungs – und hinterher sind beide froh, sich wiederzusehen, weil sie gemerkt haben, dass sie sich vermisst haben. Bei uns war es immer das genaue Gegenteil und ist es noch immer.“ Echte Liebe, definitiv. Aber ist auch sonst alles echt bei „Fixer Upper“? Zurück zu Luke und Rachel …

5. Rachels und Lukes Weg zu „Fixer Upper“

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Für das mit Chip und Joanna beruflich vertraute Paar war nicht von Anfang an eine ausgemachte Sache, dass sie in ihrer Show erscheinen würden. Die beiden suchten rund um die Geburt ihres zweiten Kindes ein neues Zuhause. Sie stöberten Online nach renovierungsbedürftigen Häusern und fanden eine gewisse Auswahl – Rachel aber machte die Entscheidung von Chip und Joanna abhängig.

„Ich wusste, dass ich kein solches Haus kaufen würde, wenn Magnolia es nicht herrichten würde. Ich wollte nicht, dass wir selber renovieren“, berichtete Rachel. Sie und Luke bewarben sich also bei „Fixer Upper“, bekamen nach ein paar Monaten den Zuschlag – und konnten so herausfinden, wie die Show wirklich abläuft …

6. Wie offen ist die Häuserwahl zu Beginn der Show wirklich?

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Ein zentraler Punkt der Show, bei dem der Realität für die TV-Dramaturgie wohl nachgeholfen wird: „Die vermeintlich gemeinsam mit Chip und Joanna getroffene Auswahl zwischen drei möglichen Häusern scheint inszeniert zu sein. Berichte von Medien und anderer Kandidaten legen nahe: Das Haus ist schon vorher gekauft, mindestens ausgewählt – die Sendungsverantwortlichen dementierten das nicht.

Rachels Schilderung klingt so, als ob der Inszenierungsvorwurf mindestens die halbe Wahrheit ist: „Wir waren ziemlich sicher, dass es das Haus werden würde, in dem wir jetzt wohnen.“ Sie sagt aber auch: „Wir haben die anderen beiden Möglichkeiten gezeigt bekommen und darüber nachgedacht, so wie man es in der Show gesehen hat.“

7. „Die Produzenten können von einem verlangen, bestimmte Dinge zu wiederholen“

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Rachel und ihr Mann Luke kannten ihre zur Verschönerung bestimmte Hausruine also schon vorher, trotzdem betont sie: „Meine Reaktion darauf, wie es bei der offiziellen Tour mit Chip und Jo aussah, war aufrichtig. Ich habe wirklich gezweifelt, dass sie es schaffen würden, es gut aussehen zu lassen.“

Wie real und wie inszeniert war dann, wie es weiterging? Rachel berichtet: „Was in der Show passiert, ist real.“ Reaktionen und Gespräche seien nicht gestellt. Einerseits. Anderseits: „Die Produzenten können von einem verlangen, bestimmte Dinge zu wiederholen, weil sie Szenen nochmal aus anderen Kamerawinkeln filmen wollen.“ Problem: „Es ist bei diesen Wiederholungen gar nicht so leicht, sich an die gesagten Dinge zu erinnern.“

8. Wie echt ist der Tag der Enthüllung?

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Eine andere oft gestellte Frage: Wie echt ist der „Reveal Day“, der Tag der großen Enthüllung des von Chip und Jo fertig renovierten Hauses? Rachels Antwort: „Es passiert im richtigen Leben so, wie es im TV zu sehen ist.“ In ihrem Fall war ihr aber wichtig, vorher zu wissen, ob das Traumhaus auch wirklich weiß gestrichen worden war – das war ihr ein Anliegen.

Rachel gibt auch zu, dass sie vor den Dreharbeiten selbst im TV-Bühnenmodus war und überrascht wirkende Gesichtsausdrücke einstudiert hatte. Was die Zuschauer auch nicht mitbekamen: Chip und Jo haben nicht alle Räume des Hauses eingerichtet. Rachel und Luke übernahmen es bei dreien selbst – und bereuten es hinterher.

9. Chip wurde die Show am Ende zu viel

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Man sieht: „Fixer Upper“ ist in weiten Teilen authentisch, für ein fernsehgerechtes Ergebnis wurde der Dramaturgie aber doch etwas nachgeholfen. Irgendwann verloren Chip und Jo im Lauf der Jahre aus genau dem Grund auch etwas die Freude an ihrem Projekt.

Am Ende der Show habe er sich „eingeengt und gefangen“ gefühlt, verriet Chip ein Jahr danach dem Magazin „Cowboys & Indians“: Es sei irgendwann unangenehm für ihn angefühlt, „wie, wenn ich dir die Kamera ins Gesicht halte und sage: Sag was Lustiges. Oder: Sag was Schlaues.“ Chip und Jo entschlossen sich 2017 daher, sich auf andere berufliche Projekte und ihr Familienleben zu konzentrieren. Die beiden haben mittlerweile fünf Kinder.