
In Deutschland sorgt eine neue Statistik für Aufsehen: Die politisch motivierte Kriminalität hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Über 84.000 Delikte wurden registriert – so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Was steckt hinter dem rasanten Anstieg? Welche Gruppen sind besonders betroffen? Und wie will die Politik darauf reagieren?
Während sich Experten über Ursachen und Zusammenhänge austauschen, wächst die Sorge in der Bevölkerung. Einige Bereiche der Kriminalität explodieren förmlich, andere stagnieren oder sinken leicht. Innenminister Alexander Dobrindt warnt vor einer besorgniserregenden Entwicklung – und ruft zu konsequentem Handeln auf. Die kommenden Zahlen zeigen, wie tief die gesellschaftliche Polarisierung bereits reicht – und warum entschlossenes Eingreifen notwendig ist.
1. Gewalt erreicht Höchststand

2024 verzeichnete Deutschland mit 84.172 politisch motivierten Straftaten einen neuen Rekordwert. Das entspricht einem Anstieg um über 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung ist besonders alarmierend, da sie sich in nahezu allen Phänomenbereichen zeigt: Rechts, Links, religiös, ausländisch motiviert und sonstige Zuordnungen verzeichneten durchweg zweistellige Zuwächse.
Auch die Zahl der Gewalttaten legte deutlich zu – sie stieg um über 15 Prozent. Die Zahlen belegen eine zunehmende Radikalisierung in der Gesellschaft, die sich nicht nur in Sachbeschädigungen oder Beleidigungen äußert, sondern immer häufiger in körperlicher Gewalt endet. Dieser Trend ist seit Jahren erkennbar, doch 2024 zeigt sich eine regelrechte Eskalation, die viele Experten als Wendepunkt bezeichnen. Der Staat steht nun vor der Herausforderung, mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern.
2. Rechts motivierte Straftaten dominieren

Der größte Teil der politisch motivierten Straftaten im Jahr 2024 entfällt laut BKA auf den Bereich Rechtsextremismus. Mit 42.788 registrierten Fällen ist das fast die Hälfte aller Delikte – und ein Zuwachs von beeindruckenden 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders auffällig: Nicht nur Gewaltdelikte, sondern auch Beleidigungen, Volksverhetzung und Bedrohungen nehmen drastisch zu.
Viele dieser Taten finden im digitalen Raum statt, etwa in Form von Hasskommentaren oder Einschüchterung in sozialen Netzwerken. Dennoch steigt auch die Zahl der physischen Übergriffe. Rechtsextreme Ideologien bleiben damit die größte Bedrohung im Bereich politisch motivierter Kriminalität. Sicherheitsbehörden fordern mehr Ressourcen, um diese Entwicklung wirksam bekämpfen zu können.
3. Anstieg durch ausländische Ideologie

Ein besonders starker Zuwachs zeigt sich im Bereich der ausländischen Ideologie. Die Zahl der politisch motivierten Gewalttaten aus diesem Bereich hat sich fast verdoppelt. Hier sind es insbesondere islamistisch oder nationalistisch motivierte Delikte, die zunehmen.
Viele dieser Straftaten stehen im Zusammenhang mit internationalen Konflikten – vor allem dem Nahostkonflikt. In diesem Segment liegt die Hauptursache für den generellen Anstieg der Gewalt um 15,3 Prozent. Innenminister Dobrindt sieht darin ein Sicherheitsrisiko, das sich auch auf die Gesellschaft überträgt. Experten mahnen, dass soziale Prävention genauso wichtig ist wie polizeiliche Maßnahmen.
4. Antisemitische Delikte nehmen massiv zu

Ein besonders sensibles Thema sind die antisemitischen Straftaten, die laut Statistik deutlich zugenommen haben. 6236 Fälle wurden im Jahr 2024 gemeldet – ein Anstieg von über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders besorgniserregend: Fast die Hälfte dieser Delikte lässt sich dem rechtsextremen Spektrum zuordnen.
Doch auch Straftaten aus dem Bereich „ausländische Ideologie“ haben stark zugenommen – mit fast 64 Prozent mehr Fällen. Aus dem Bereich religiöser Ideologie wurden ebenfalls 685 antisemitische Vorfälle gemeldet. Dobrindt fordert daher einen gesamtgesellschaftlichen Schulterschluss gegen Antisemitismus und gezielte Prävention.
5. Hasskriminalität auf Rekordniveau

Die gesamte Hasskriminalität erreichte 2024 mit über 21.700 Fällen ein Allzeithoch – ein Anstieg von 28 Prozent. Dazu zählen Taten gegen Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder politischen Überzeugung. Ausländerfeindliche Straftaten allein stiegen um über 34 Prozent.
Diese Entwicklung zeigt: Immer mehr Menschen sind Ziel von Hass – online wie offline. Auch Hetze in sozialen Netzwerken eskaliert und schlägt oft in reale Gewalt um. Das BKA warnt vor wachsender Enthemmung, weshalb entschlossene politische Reaktionen als dringend erforderlich gelten. Hass darf nicht zur neuen Normalität werden.
6. Kritik und Konsequenzforderung von Dobrindt

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt bezeichnete die Zahlen als „nicht hinnehmbar“ und fordert eine Sicherheitsoffensive von Bund und Ländern. Besonders der massive Anstieg antisemitischer Straftaten ist ihm ein Dorn im Auge.
Dobrindt warnt zudem vor einem gefährlichen Schulterschluss von Linksextremen und Islamisten in ihrer Ablehnung Israels. Er will rechtlich nachschärfen, etwa durch höhere Mindeststrafen für Messerangriffe. Für ihn steht fest: Nur ein geschlossenes demokratisches Bündnis kann gegen die Gewalt ankommen – durch Justiz, Zivilgesellschaft und Bildung.
7. Reaktionen aus dem Bundeskriminalamt

Auch Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts, schlägt Alarm. Die Zahlen seien ein klares Zeichen für die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft, angetrieben durch globale Krisen und innenpolitische Spannungen.
Das BKA plant laut Münch neue Schwerpunkte in Prävention, Überwachung und Zusammenarbeit mit Geheimdiensten. Besonders wichtig sei die Aufstockung von Ressourcen und eine verbesserte Analyse extremistischer Netzwerke. Münch betont: Radikalisierung geschieht nicht nur am Rand – sondern mitten in unserer Gesellschaft.
8. Was jetzt politisch passieren muss

Die Rekordzahlen politisch motivierter Gewalt erfordern eine klare politische Antwort. Experten und Politiker sind sich einig: Ein einfaches „Weiter so“ kann es nicht geben. Innenminister Dobrindt fordert konkrete Maßnahmen, von mehr Polizeiressourcen bis hin zu härteren Gesetzen. Auch die Debatte über digitale Überwachung, Präventionsarbeit und Deradikalisierung dürfte an Fahrt aufnehmen.
Zugleich braucht es eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir mit wachsendem Hass, Antisemitismus und Radikalisierung umgehen wollen. Bildungsinitiativen, Demokratieprojekte und mehr Schutz für gefährdete Gruppen sind nur einige der Bausteine. Viele fordern ein entschiedenes Vorgehen – jenseits parteipolitischer Grenzen. Denn: Wenn der Staat jetzt nicht handelt, droht langfristig ein massiver Vertrauensverlust. Die aktuellen Zahlen sind ein Weckruf – für Politik, Behörden und die Gesellschaft insgesamt.