
Der Eurovision Song Contest gilt seit Jahrzehnten als Bühne für musikalische Vielfalt, kulturellen Austausch und ein Bekenntnis zu Einheit in Europa – über politische Grenzen hinweg. Doch immer wieder geraten politische Themen in den Fokus, wenn Künstler ihre Stimme nicht nur zum Singen, sondern auch zum Positionieren nutzen.
Genau das sorgt aktuell für Aufsehen: Ein bekannter Schweizer Künstler, der zuletzt selbst große Erfolge beim ESC feierte, äußert sich kritisch zur Teilnahme eines bestimmten Landes – und entfacht damit eine hitzige Debatte.
1. Wenn Musik politisch wird

Der ESC versteht sich als unpolitisches Musikereignis, das die Vielfalt Europas feiern will. Trotzdem ist es kaum vermeidbar, dass gesellschaftliche Entwicklungen und politische Konflikte auf der Bühne und im Umfeld des Wettbewerbs Thema werden.
Immer wieder äußern sich Teilnehmer zu weltpolitischen Themen – manche subtil, andere offen und kontrovers. Die diesjährige Diskussion dreht sich um ein Land, dessen Rolle in einem andauernden Konflikt international stark beobachtet wird.
2. Ein Künstler mit klarer Meinung

Er gehört zu den bekanntesten Schweizer Musiker:innen der letzten Jahre und gewann 2024 sogar den ESC: Nemo. Seitdem gilt das Talent aus Biel als Stimme einer neuen Generation – sensibel, engagiert und unbequem.
Im Vorfeld des diesjährigen Wettbewerbs äußert sich der Künstler nun zu einem politischen Thema, das den diesjährigen ESC bereits überschattet.
3. Nemo fordert Ausschluss Israels vom ESC

In einem Interview mit der HuffPost UK äußert sich Nemo deutlich: Israel solle in diesem Jahr nicht am ESC teilnehmen. Der Künstler erklärt, dass die aktuellen Handlungen des Landes im Widerspruch zu den Werten des Wettbewerbs stünden – Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte.
Nemo stellt klar: Er unterstütze die Forderung, Israel aus dem Wettbewerb auszuschließen. Die ESC-Bühne solle nicht für Staaten offen sein, die – so seine Sicht – diese Grundwerte nicht vertreten.
4. Der politische Hintergrund der Forderung

Die israelische Kandidatin Yuval Raphael (24) überlebte den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023, was ihre ESC-Teilnahme besonders auflädt. Nemos Forderung trifft daher auf empfindliche politische Nerven.
Der ESC war nie völlig frei von politischen Spannungen – doch ein expliziter Ausschluss eines Landes ist ein seltener und hoch umstrittener Vorgang. Während viele Prominente Nemo unterstützen, sehen Kritiker darin eine gefährliche Politisierung der Musikveranstaltung.
5. EBU und SRG reagieren zurückhaltend

Die European Broadcasting Union (EBU), Veranstalterin des ESC, reagierte mit einer Grundsatzerklärung: Der Contest sei eine unpolitische Veranstaltung, die Verbindungen schaffen und Vielfalt feiern solle. Auch die SRG respektiert Nemos persönliche Meinung, erinnert aber daran, dass alle Teilnehmer den Code of Conduct unterschrieben haben.
Darin verpflichten sich Acts, während offizieller ESC-Events auf politische Botschaften zu verzichten – auch durch Gesten oder Symbole.
6. Nemo bleibt bei seiner Meinung

Bereits 2024 machte Nemo seine Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung deutlich. Ein Rückzug vom Wettbewerb kam für ihn trotzdem nie infrage. Seine Teilnahme sieht er als Chance, gesellschaftliche Missstände anzusprechen – solange dies nicht im Widerspruch zu den offiziellen Regeln steht.
Auch bei anderen ESC-Entscheidungen, wie dem Verbot von Pride-Flaggen, äußerte sich Nemo kritisch und nannte diese Regel „unfassbar dumm“.
7. Eine größere Debatte bahnt sich an

Über 70 Künstler haben sich mittlerweile öffentlich Nemos Meinung angeschlossen – darunter auch ehemalige ESC-Gewinner:innen. Ein Brief an die EBU fordert konkret den Ausschluss Israels. Gleichzeitig warnen viele Stimmen davor, den ESC zur politischen Bühne werden zu lassen.
Die Diskussion spaltet Fans und Künstler – doch sie zeigt, dass der ESC längst nicht mehr nur ein Liederwettbewerb ist. Die Frage bleibt: Wie politisch darf Musik sein?