
Was als unterhaltsames Element bei Großveranstaltungen gilt, kann in manchen Fällen weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Ein harmloses Konzertbesuchervideo, entstanden während eines Auftritts in Boston, hat sich binnen kürzester Zeit zu einem internen Sturm in einem US-Unternehmen entwickelt.
Ein öffentlicher Kuss, ungeplant eingefangen durch eine sogenannte „Kisscam“, brachte etwas ans Licht, das nun gleich zwei führende Köpfe ihren Posten kostete. Dabei geht es nicht nur um persönliche Verstrickungen, sondern auch um die Frage nach Verantwortung, Verhalten und unternehmensinterner Vorbildfunktion. Der Fall hat mittlerweile für nationale Schlagzeilen gesorgt – und könnte für die betroffene Firma erst der Anfang sein.
1. Auftritt vor tausenden Augen

Bei großen Konzerten oder Sportevents gehört sie längst zum Standardprogramm: die „Kisscam“, ein beliebtes Format zur Unterhaltung des Publikums. Auch beim Coldplay-Konzert in Boston war sie Teil der Inszenierung.
Für viele Paare bleibt der kurze Moment auf der Leinwand eine lustige Erinnerung. Doch in einem Fall wurde daraus eine Szene mit Folgen. Die Betroffenen: zwei ranghohe Mitarbeitende eines US-Techunternehmens. Ihre spontane Darstellung vor der Kamera blieb nicht privat – und entfaltete anschließend eine ganz eigene Dynamik. Noch war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen, dass dieser eine Clip Karrieren infrage stellen würde.
2. Was das Video auslöste

Kurz nach dem Konzert tauchte das Video der „Kisscam“-Szene in sozialen Netzwerken auf – millionenfach geteilt, kommentiert und weiterverbreitet. Dabei geriet weniger der Moment selbst in den Fokus als vielmehr, wer zu sehen war.
Denn einer der beiden abgebildeten Personen war ein verheirateter Geschäftsführer – mit Familie. Der Clip machte eine bis dahin nicht öffentlich bekannte Beziehung publik. Es dauerte nicht lange, bis Medien den Fall aufgriffen und das Unternehmen selbst reagieren musste. Das Bild, das intern vermittelt werden sollte, stand plötzlich unter öffentlicher Beobachtung. Und so begannen personelle Konsequenzen nicht nur mit einem Namen.
3. Rücktritte mit Signalwirkung

Zuerst trat der CEO des Unternehmens Astronomer, Andy Byron, zurück. Nur wenige Tage später folgte auch HR-Chefin Kristin Cabot, wie nun bekannt wurde. Beide hatten nach dem Video zunehmenden öffentlichen Druck zu spüren bekommen.
Das Unternehmen reagierte mit einer formellen internen Untersuchung. In einer Stellungnahme hieß es, man erwarte von Führungskräften höchste Standards in Verhalten und Verantwortlichkeit. Der Verwaltungsrat betonte dabei ausdrücklich, dass der Fall nicht ignoriert werden könne. Auch wenn offiziell keine disziplinarischen Maßnahmen benannt wurden, ist der Rücktritt beider Führungskräfte ein klares Zeichen für den Willen zu strukturierter Aufarbeitung.
4. Ein Neuanfang unter Beobachtung

Mit dem Rücktritt der beiden Spitzenkräfte beginnt für das Unternehmen nun eine Phase der Neuordnung. Als Interims-CEO wurde Pete DeJoy eingesetzt. Er kündigte an, Astronomer trotz des Skandals wieder zu stabilisieren.
Auch die Position der Personalführung soll kurzfristig neu besetzt werden. Gleichzeitig steht die Firma unter verschärfter öffentlicher Beobachtung. Der Fall zeigt deutlich, wie stark Privates und Berufliches in Führungspositionen verwoben sein können – vor allem, wenn solche Momente unbeabsichtigt öffentlich werden. Für Astronomer ist dies nicht nur eine interne Angelegenheit – sondern ein Drahtseilakt zwischen Glaubwürdigkeit, Kommunikation und Neuanfang.