Die schauerlichen Hygienegewohnheiten des Wilden Westens

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Man kann über den Wilden Westen sagen was man will, das Eine ist und bleibt eine Tatsache: Die Hygiene in der damaligen Zeit ließ wirklich zu Wünschen übrig.

So hübsch die Cowgirls auch aussehen, so attraktiv die Cowboys auch Lasso schwingend vom sich in der Sonne aufbäumenden Pferd lächeln, letztlich können wir froh sein, dass Fotos keine Gerüche wiedergeben können.

Natürlich kennt man einiges aus den Westernfilmen, man trifft sich im Saloon zum Umtrunk, schwingt die Colts und liefert sich das ein oder andere Schießduell. Aber wann wurden Zähne geputzt, wann wurde geduscht? Und wie stand es um „Das stille Örtchen“ von damals? Lesen Sie einige Fakten über den „wild, wild West“ der Sie direkt zur Flasche Desinfektionsmittel ziehen wird.

1. Die Seife von damals

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Morgens geht es für die meisten von uns als allererstes ins Bad und unter eine, je nach Jahreszeit, warme oder erfrischend kühle Dusche. Das gehört im Jahr 2020 einfach zur Standard-Morgenroutine dazu.

Natürlich dürfen duftende Seifen, Shampoos, Haarkuren und Co da nicht fehlen, diese runden schließlich unser Wellnesserlebnis ab und erfüllen auch haar- und hautpflegetechnisch ihren Sinn.

Man wusch sich mit Seifenkraut, dieses stammte von der mexikanischen Yuccapflanze. Es roch nicht gut, machte die Haare aber wunderbar weich. Es gab auch Seife, die aus Tierfett hergestellt wurde, aber diese war weitaus weniger luxuriös. Der Körpergeruch war dementsprechend zur damaligen Zeit eine unangenehme Begleiterscheinung. Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie lebendig es in den Betten der Cowboys und Cowgirls zuging.

2. Fiese Insekten

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Insekten verschiedenster Größe waren im Wilden Westen eine regelrechte gesundheitliche Bedrohung für die Gesellschaft. Überall, ob in den eigenen vier Wänden oder in öffentlichen Gebäuden wie Saloon oder Sheriffbüro wimmelte es nur so vor lästigen Krabbelviechern.

Die damaligen Strohbetten waren mit Sicherheit nicht annähernd so bequem wie unsere heutigen Boxspringbetten aber dennoch besser, als direkt auf dem harten Boden zu liegen. Was in so einem Strohballen allerdings so alles herumkriecht und krabbelt ist eine andere Geschichte.

Läuse, Milben und anderes Getier lebte zuerst im Heubett und kontaminierte im Anschluss das ein oder andere im Haus gelagerte Lebensmittel. Scheinbar waren es nicht nur die Banditen, die ein Cowboy damals zu fürchten hatte.

3. Tabak kauen

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Spucken gilt in unserer heutigen Zeit als widerlich und zeugt von furchtbar schlechtem Benehmen. Es ist einfach unhygienisch und ein Ärgernis jemanden dabei zu beobachten, wie er auf die Straße spuckt. Es gehört sich schlicht und ergreifend nicht.

Im Wilden Westen war es mit der Spuckerei etwas anders geartet. Die Männer saßen häufig einfach herum und kauten auf ihrem Kautabak. Wenn sie dann zwangsläufig irgendwann zu viel Speichel im Mund angesammelt hatten, spuckten sie die ekelhaft braune Flüssigkeit natürlich aus.

In den Saloons gab es extra dafür sogenannte Spucknäpfe, die über den Boden verteilt und mit Sägespänen gefüllt waren. Lecker und appetitlich ist ganz klar etwas anderes.

4. Braungebrannt? Lieber nicht!

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Heute, im Jahr 2020 gilt ein brauner, von der Sonne geküsster Teint als das Schönheitsideal schlechthin. Ob man sich unter die künstliche Sonne des Solariums begibt, auf dem eigenen Balkon vor sich hin brutzelt, oder mit Karottenöl und Selbstbräuner nachhilft, Bräune gilt als attraktiv.

Diese Tatsache war allerdings nicht immer so. Während der damaligen Blütezeit galten im Wilden Westen völlig konträre Ideale in Bezug auf das Erscheinungsbild der Frauen. Blasse, nahezu Porzellan-artige Haut war der größte Wunsch der Frauen.

Die Frauen, die auf dem Feld arbeiten mussten, waren natürlich den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt und dementsprechend gebräunt. Die Edleren blieben der Sonne fern und halfen sogar mit Bleichmitteln nach. Gesund war das sicher nicht.

5. Sauberes Wasser – Ein Luxusgut

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Der menschliche Körper besteht zu 60-75 % aus Wasser. Wenn man sich das vor Augen hält, wird einem bewusst, was für eine enorme Wichtigkeit Wasser für die menschliche Existenz besitzt.

Wasser ist demnach für unser Überleben mit entscheidend. So viel sich auch in all den Jahren die zwischen damals und heute vergangen sind geändert hat, diese eine Sache ist bestehen geblieben.

Doch die Menschen im Wilden Westen hatten nicht in dem Maß, in dem sie es benötigt hätten, Zugang zu frischem und sauberem Wasser. Das stellte ein großes Problem dar. Gerade Trinkwasser, dass nicht mit Insekten verunreinigt war, war schwer zu bekommen. Der sicherste Weg war das Sammeln von Tau und Regenwasser in Zisternen.

6. Stürmische Zeiten

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Sandstürme – Die am meisten gefürchtete Naturgewalt im „Wilden Westen“. Die sandigen Stürme sind vergleichbar mit unseren Naturkatastrophen, beispielsweise Hochwassern oder Stürmen und in ihrer Heftigkeit standen sie diesen in nichts nach.

Sandstürme konnten ein unglaubliches Ausmaß an Verwüstung verursachen und das in kürzester Zeit. Sie kamen sprichwörtlich aus dem Nichts und bedeckten innerhalb weniger Minuten eine gesamte Stadt mit Dreck, Staub und dem feinkörnigen Sand, der sich in jede Ritze setzte.

Die verunreinigte Luft war auch in gesundheitlicher Sicht ein großes Risiko für die Lungen der damaligen Menschen. Der Staub war so fein, dass er mit einem normalen Besen auch nach mehrmaligem Aufkehren nicht völlig entfernt werden konnte und sich dadurch noch lange in den Häusern und der Luft hielt.

7. Wer ist mehr auf Sauberkeit bedacht?

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Wenn man sich klassische Rollenverteilungen und Vorurteile betrachtet, dann ist es wohl schon immer so, dass Frauen mehr auf Hygiene und ihr äußeres Erscheinungsbild bedacht sind, als die Männer.

Die Cowboys verbrachten oft mehrere Tage am Stück im Freien und bekamen in dieser Zeit natürlich keinen Tropfen Wasser zu Gesicht. Bei der staubigen Landschaft tagelang auf ein Bad zu verzichten war alles andere als hygienisch.

Die Frauen legten weitaus mehr Wert darauf sich zu Waschen und zu pflegen, angefangen beim Waschen der Hände, bis hin zum ausgiebigen Baden und Haare waschen. Wahrscheinlich waren die Frauen des Wilden Westens weniger geruchsempfindlich als wir es heute sind.

8. Nicht nur bei Frauen im Trend

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Lange Haare sind ein Sinnbild für Attraktivität und…- eigentlich in der Regel für Weiblichkeit. In der damaligen Zeit trugen allerdings gerade Männer unheimlich gerne die Haare lang.

Prinzipiell kein Problem, doch wenn man bedenkt, dass es in der damaligen Zeit noch keine praktischen Haargummis gab und die Männer ihr langes Haar ja nicht hochgesteckt, sondern offen trugen…

Wer kennt das widerliche Gefühl nicht, offene Haare an einem heißen, oder noch besser, schwülen Sommertag. Verschwitzte, nasse Haare, die wie ein schwerer nasser Lappen im Nacken kleben. Und das Ganze dann noch gepaart mit tagelangem Duschverzicht, Prost Mahlzeit.

9. „Stilles Örtchen“

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Wem rollen sich bei diesem Anblick nicht unweigerlich die Zehennägel hoch? Heutzutage verabschiedet man sich grußlos nach nebenan, schließt die Tür zwecks Diskretion hinter sich und verrichtet, was verrichtet werden muss.

Das war nicht immer so denkbar unkompliziert, hygienisch und diskret. Das was wir heute als Bad bezeichnen, verdient bestenfalls den Begriff „Schuppen“, wenn man zurückblickt auf den Wilden Westen.

Die Toilette war nicht mehr als ein Loch im Boden, das so lange benutzt wurde, bis es voll war. Dann wurde nebenan ein neues Loch gegraben und der Schuppen, der es vor Regen schützte, wurde umgesetzt. Was der Geruch für Insekten und Tiere anzog, können Sie sich bestimmt vorstellen.

10. Bitte nicht teilen!

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Wenn man sich einen Western Streifen im Tv ansieht, kann einen schon mal die Wehmut überfallen. Wie einfach das Leben von damals war, tagsüber ein paar Rinder zusammentreiben, nachmittags Kautabak kauend in die endlose Weite starren und ab frühen Abend im Saloon mit Freunden abhängen, ein Bier kippen und schönen Frauen nachschauen.

So weit die romantische Theorie. In so einem Saloon ging es allerdings ein wenig anders zu, als in der Lieblingskneipe oder Bar um die Ecke. Wenn man sich fragt, warum an der Theke Haken mit Stofflappen hängen, kommen wir direkt zum ekligen Teil.

Diese waren zum Sauberhalten der Räume gedacht, damit wischten sich die Männer Mund und Bärte trocken… Ja, alle in diesem einen Saloon mit ca. 4 Lappen. Lecker, oder?

11. Garantie für Krankheiten jeder Art

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Wenn man sich all die vorangegangenen Punkte vor Augen hält, zeichnet sich ein klares und ziemlich unhygienisches Bild des Wilden Westens ab.

Verdrecktes Trinkwasser, unsaubere Betten in denen es vor Krabbeltieren nur so wimmelte, widerliche Toiletten – all das war der ideale Nährboden für Keime und somit unmittelbar für Krankheitserreger.

Die am schlimmsten für eine Reduzierung der Bevölkerung verantwortliche Krankheit damals war Cholera. Cholera ist eine schwere, bakteriell verursachte Brechdurchfallerkrankung. In den meisten Fällen wurde die Krankheit durch das Konsumieren mit kontaminiertem Trinkwasser oder Lebensmitteln verursacht. Irgendwann grassierte die Krankheit so stark, dass es wahrscheinlicher war auf eine Stadt zu treffen, in der die Mehrheit krank war, als auf eine zu treffen, in der die meisten gesund waren.

12. Haarstyling mal anders

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So unhygienisch die Bewohner des Wilden Westens auch waren, so kreativ waren sie auch. Für alle Probleme wurde eine Lösung gefunden, so auch für das allgemeine Haarstyling-Desaster.

Zum Waschen wurde das bereits oben erwähnte Yucca-Palmenkraut benutzt, das eine seifenähnliche Wirkung hatte. Manch einer desinfizierte seine Haare sogar mit alkoholischen Getränken.

Die Damen veranstalteten damals schon so allerhand um Glanz und unter anderem auch Locken in ihre Haare zu bekommen. Ein gängiges Shampoo bestand zum Beispiel aus Rizinusöl, gemischt mit Whiskey, das am Ende der Waschprozedur mit Regenwasser ausgespült wurde. Als Lockenwickler benutzten die Cowgirls erhitzte Bleistifte, um die sie ihre Haare wickelten.

13. Die Tücher hatten einen bestimmten Zweck

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Bedruckte Tücher oder besser gesagt die heutigen „Bandanas“ haben seit ewigen Zeiten einen gewissen Stylefaktor und sind nie ganz aus der Mode gekommen.

Ob als Kopftuch, Gürtel, Zopfband oder lässig ums Handgelenk geknotet, Verwendungsmöglichkeiten gibt es für diese Art von Tuch so einige. In Zeiten des Wilden Westens allerdings waren die Bandanas sehr viel mehr als ein modisches Statement.

Wenn die Cowboys durch die Prärie ritten, wirbelten die Hufe der Pferde einiges an Staub und feinkörnigem Sand auf. Unschön, wenn man das bei teilweise tagelangen Ritten ununterbrochen einatmen musste. Schutz bot, sie haben es sicher bereits geahnt, dass Bandana, welches vor dem Mund verlief und am Hinterkopf zugeknotet wurde.

14. Pilzinfektionen

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Krankheiten wie Cholera und die Entstehung durch verunreinigte Lebensmittel haben wir ja bereits erörtert. Durch das seltene Waschen aber dauernde Schwitzen war die Kleidung der Cowboys meistens ununterbrochen feucht und die Poren verstopft.

Warm und feucht, das hört sich nach dem idealen Klima für Pilzwachstum an, finden sie nicht? Leider reden wir nicht von schmackhaften Champignons oder Pfifferlingen, sondern von fiesen Hautpilzen.

Wenn die Haut erst einmal befallen war, war es nahezu unmöglich den Pilz schnell wieder loszuwerden. Tagelang, wochenlang, manchmal monatelang ohne Duschen oder frische Kleidung, dafür zahlten die Männer von damals unmittelbar mit ihrer Gesundheit und das war ein hoher Preis.

15. Die Zahngesundheit

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Wie stand es eigentlich damals mit der Mundhygiene im Wilden Westen?So etwas, wie die uns heute bekannte Zahnpflegeroutine gab es jedenfalls nicht.

Die meisten Menschen in der damaligen Zeit hatten schwarze Löcher in ihren Zähnen und entzündetes Zahnfleisch sowie Karies. Zahnbürsten, Zahnpasta, Zahnseide? Fehlanzeige! Natürlich gab es auch schon selbsternannte, meist reisende Zahnärzte, die mit einem Planwagen von Stadt zu Stadt fuhren und mittels Alkohol betäubten, um dem ein oder anderen Mund dann mit der Zange zuleibe zu rücken.

Diese „Ärzte“ waren meist nichts anderes als Quacksalber und entzogen sich durch rasche Weiterfahrt dem Zorn des Behandelten, wenn dieser am nächsten Tag noch schlimmere Schmerzen hatte als zuvor.

16. Was riecht hier denn so?

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Jetzt müssen sie nochmal ganz ganz tapfer sein. Die Ekelskala hat sich bisher kontinuierlich gesteigert und auch dieser Punkt, wird den vorangegangenen noch einmal übertreffen.

Wie wir alle wissen, beinhaltete das Leben eines Cowboys unendliche Stunden auf dem Rücken der Pferde. Das Klima im Wilden Westen war heiß und teilweise schwül, die Pferde hatten zudem einen entsprechenden Eigengeruch der irgendwann auf den nicht duschenden Besitzer des Tieres überging.

Wenn man einen Saloon betrat war das ein Geruchserlebnis, das man sich heute nicht mehr vorzustellen vermag. Vielleicht war das Cowboyleben, ganz nüchtern betrachtet, weitaus weniger glamourös und romantisch wie Hollywood uns glauben machen will.

17. Eine Transformation der Frisur – Für die Männer

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Was die Hygienestandards der Männer betraf, trugen diese, wie bereits erwähnt eine ganze Zeit lang offene, lange Haare. Als das Jahrhundert sich dann wendete, fand das Verständnis für Sauberkeit und der damit unweigerlich verbundenen Gesundheit immer mehr Zugang zum Bewusstsein der Bevölkerung von damals.

Man akzeptierte, dass dichte, Dickicht ähnliche Gesichts- und Körperbehaarung zwar männlich anmutete, aber nicht unbedingt der eigenen Gesundheit zuträglich war. Aus diesem Grund rasierten die Männer sich und schnitten ihre Haare kürzer.

Es gab mit einem Mal immer mehr Haarpflegeprodukte, die sowohl von Frauen, als auch Männern dankbar und mit großem Interesse angenommen wurde. Wenn man all diese Fakten betrachtet, sind wir froh die damalige Zeit nur von der Couch aus zu kennen.