Beliebtes Abnehmmedikament Semaglutid könnte Risiko für Augenerkrankung erhöhen

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Semaglutid ist ein Medikament, das in der Behandlung von Typ-2-Diabetes und zur Gewichtsreduktion eingesetzt wird – unter anderem unter den Markennamen Ozempic und Wegovy. Millionen Menschen vertrauen auf dessen Wirkung. Doch nun wird ein möglicher Zusammenhang mit einer ernsten Augenerkrankung diskutiert.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie sorgt für Aufmerksamkeit – nicht nur in Fachkreisen. Erhöht das Medikament das Risiko, an einer seltenen, aber gefährlichen Augenkrankheit zu erkranken? Die bisherigen Erkenntnisse werfen viele Fragen auf. Noch gibt es keine abschließenden Beweise, doch die Diskussion ist eröffnet. Was bedeutet das für Betroffene? Welche Risiken bestehen tatsächlich? Und wie geht die Forschung mit diesen Hinweisen um?

1. Plötzlich im Fokus

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Semaglutid gilt seit Jahren als vielversprechende Lösung für Diabetes und Adipositas. Mit teils beeindruckenden Ergebnissen bei der Gewichtsabnahme und der Blutzuckerkontrolle hat es weltweit Aufmerksamkeit erhalten.

Nun wird jedoch ein neuer Aspekt diskutiert, der so bisher nicht im Mittelpunkt stand: mögliche Nebenwirkungen auf das Auge. Für viele stellt sich nun die Frage: Wie sicher ist Semaglutid wirklich?

2. Die Krankheit hinter der Warnung

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Im Zentrum der aktuellen Diskussion steht die sogenannte nicht-arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (NAION). Dabei handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Sehnervs, die zu plötzlichem Sehverlust auf einem Auge führen kann.

Betroffene bemerken die Symptome meist ohne Vorwarnung. Besonders problematisch: Es gibt bisher keine gezielte Therapie, um den Sehverlust rückgängig zu machen. Menschen mit Diabetes gelten ohnehin als Risikogruppe für diese Erkrankung. Dass ein Medikament zur Behandlung von Diabetes selbst mit dieser Erkrankung in Verbindung stehen könnte, macht die Sache besonders brisant.

3. Was die Studie zeigt

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Das Forschungsteam analysierte die Gesundheitsdaten von 16.827 Patientinnen und Patienten. Darunter befanden sich 710 Menschen mit Typ-2-Diabetes und 979 mit Adipositas, die entweder Semaglutid oder ein anderes Medikament erhielten.

Das Ergebnis: In der Semaglutid-Gruppe traten signifikant häufiger Fälle von NAION auf als bei jenen mit anderen Therapien. Bei Diabetikern lag das Risiko bei 8,9 % im Vergleich zu 1,8 %. Bei übergewichtigen Personen: 6,7 % gegenüber 0,8 %. Ein auffälliger Unterschied – der jedoch noch keine klare Kausalität beweist.

4. Kein Beweis, aber ein Warnsignal

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Die Forschenden betonen ausdrücklich: Die Ergebnisse weisen auf einen Zusammenhang hin, beweisen aber nicht, dass Semaglutid die Ursache ist. Weitere Studien seien nötig, um die mögliche Risikobeziehung zu bestätigen oder zu widerlegen.

Trotzdem sei es wichtig, dass Ärztinnen und Patientinnen über diesen Hinweis informiert sind. Gerade bei bereits bestehenden Augenproblemen oder anderen Risikofaktoren sollten mögliche Nebenwirkungen künftig mitbedacht werden. Vorsicht sei geboten – ohne vorschnelle Schlüsse zu ziehen.

5. Warum gerade das Auge betroffen sein könnte

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Die genauen Mechanismen, wie Semaglutid mit NAION in Verbindung stehen könnte, sind noch nicht vollständig verstanden. Einige Expert*innen vermuten, dass das Medikament den Blutfluss zum Sehnerv beeinflussen könnte.

Auch die möglichen Effekte auf den Blutdruck oder die Gefäßfunktion könnten eine Rolle spielen. Semaglutid verändert unter anderem die Insulin- und Glukosewerte, was ebenfalls auf die Mikrozirkulation wirken kann. Doch alle diese Überlegungen bleiben bisher hypothetisch. Klar ist nur: Die Augen sind ein empfindliches Organ – und auch ein kleiner Eingriff kann große Folgen haben.

6. Bedeutung für die Praxis

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Für Ärzt*innen stellt sich nun die Frage, wie sie mit den neuen Erkenntnissen umgehen sollen. Warnungen aus der Forschung sind ernst zu nehmen, bedeuten aber noch keinen Behandlungsstopp.

Viele Fachleute empfehlen derzeit, die Situation genau zu beobachten und Patient*innen mit Sehproblemen verstärkt auf mögliche Symptome von NAION hinzuweisen. Eine individuelle Risikoabwägung bleibt entscheidend. Für Menschen mit besonderer Veranlagung könnte ein Wechsel des Medikaments sinnvoll sein – immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin.

7. Was Betroffene jetzt tun können

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Wer Semaglutid einnimmt und unsicher ist, sollte nicht sofort in Panik verfallen. Plötzliche Sehstörungen, wie ein Schleier oder ein Lichtverlust auf einem Auge, sollten jedoch sofort medizinisch abgeklärt werden.

Auch ein Gespräch mit der Hausärztin oder dem Diabetologen kann helfen, das persönliche Risiko besser einzuschätzen. Regelmäßige Augenuntersuchungen sind ohnehin bei Diabetes empfohlen – diese könnten nun noch wichtiger werden. Generell gilt: Nicht eigenmächtig absetzen, sondern immer erst fachärztlichen Rat einholen.

8. Wie es weitergeht

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Die Studienlage zu Semaglutid und Augenerkrankungen ist noch jung. Fachkreise erwarten nun weitere Untersuchungen, um den Zusammenhang eindeutig zu klären.

Die aktuelle Debatte zeigt, wie wichtig eine kontinuierliche Forschung auch nach der Zulassung von Medikamenten ist. Ob Semaglutid tatsächlich das Risiko für NAION erhöht oder ob andere Faktoren eine Rolle spielen, bleibt vorerst offen. Transparenz, Aufklärung und ein wachsames Auge bei möglichen Nebenwirkungen sind jetzt das Gebot der Stunde – für Ärzt:innen, Forschende und Patienten gleichermaßen.

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