Beliebter deutscher Schauspieler Fred Fussbroich nach langer Krankheit gestorben

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Nun hat wieder einmal ein beliebter deutscher Schauspieler das Zeitliche gesegnet. Nach langer Krankheit ist der erste Reality-Star im deutschen Fernsehen überhaupt verstorben. Fans und Familie trauern um den beliebten Schauspieler Fred Fussbroich. Die kultige TV-Familie „Die Fussbroichs“ hat in Deutschland das Genre des Reality-TV erschaffen.

Am 18. Oktober 2022 verstarb Fred Fussbroich, wie seine Familie nun bestätigte. Sein Sohn Fred ist ebenfalls durch Auftritte im Reality-TV bekannt. Im vergangenen Jahr nahm er am RTL Dschungelcamp teil. Vorher hat er bereits beim Sommerhaus der Stars mitgemacht. Der Reality-Star hat nach dem Tod seines Vaters seine Accounts in den sozialen Netzwerken mit einem Trauerflor ausgestattet.

1. Große Anteilnahme an der Trauer

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In den sozialen Medien haben Freunde und Fans ihr großes Beileid bekundet. Der Familie habe dies sehr viel Kraft gegeben. Noch drei Wochen vor dem Tod seines Vaters hatte Fred noch ein gemeinsames Bild veröffentlicht und dieses mit „Bester Papa“ kommentiert.

Mit dem Film „Die Fussbroichs – Eine Kölner Arbeiterfamilie“ hatte es Fred Fussbroich zu großer nationaler Bekanntheit gebracht. Selbst die Produzenten waren von dem großen Erfolg des Films überrascht.

Der Film kam so gut an, dass die Macher kurzerhand beschlossen, weitere Folgen in Form einer Reality-Show zu produzieren. Dies hat es bislang noch nicht im deutschen Fernsehen gegeben.

2. Renommierte Auszeichnungen für die Serie

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Show: Hollymünd Hollymünd

Durch die lockeren Sprüche und vor allem die wegen ihrer Art kam die Familie beim deutschen Publikum sehr gut an. Die Fussbroichs erhielten sogar den renommierten Grimme-Preis für die Serie. 2013 wurde mit „Die Fussbroichs – Heute“ ein weiterer Film gedreht.

Zu den genauen Todesumständen des Todes von Fred Fussbroich ist bisher nichts veröffentlicht. Seit Jahren hatte er mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Eine Diabeteserkrankung und eine Lungenkrankheit waren bekannt. Vor zwei Jahren hatte sich der Schauspieler außerdem mit dem Corona-Virus infiziert. Bleibt der Familie in den kommenden Wochen und Monaten viel Kraft zu wünschen.

3. Ein Philosoph aus Köln-Buchheim

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Film: Die Fussbroichs

Für viele ist Fred Fussbroich, der Arbeiter aus Köln, der erst deutsche Reality-Star. Solch ein Format gab es bislang noch nicht. Der Schauspieler prägte damit eine komplette Epoche. Die Filmemacherin Ute Diehl begann im Jahr 1989 damit, das Leben der Kölner Arbeiterfamilie Fussbroich für eine Dokumentation des WDR zu begleiten. Tatsächlich tat sie dies aus einem sozial- und kapitalismuskritischen Aspekt heraus. Und in gewisser Weise ist dieses Vorhaben gelungen.

Diehl wollte zeigen, wie die Menschen vom Konsum beherrscht und manipuliert werden. Sie kannte die Familie bereits aus früheren Recherchen. Allerdings entwickelte sich die Dokumentation dank Fred Fussbroich, den Star der Serie in eine andere Richtung.

4. Die Arbeiterfamilie aus Köln

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Film: Die Fussbroichs

Zwischen 1990 und 2003 wurden 100 Folgen von „Die Fussbroichs“ ausgestrahlt. Dokumentarfilmer Ute Diehl zeigte das Leben von Vorabeiter Fred und seiner Frau, der Sekretärin Annemie sowie dem gemeinsamen Sohn Frank und seinen wechselnden Partnerinnen.

Begleitet wurde die Arbeiterfamilie beim Einkaufen für die fragwürdig dekorierte Genossenschaftswohnung, im Fitnessstudio und bei Pauschalurlaben. Erstaunlich viel Sendezeit nahm auch eine Vielfalt von merkwürdigsten Schönheitsbehandlungen ein.

Jede Folge dauerte etwa 30 Minuten, in denen der ein oder andere Lebenshöhepunkt vor- und mit vielen Worten nachbereitet wurde. Im Mittelpunkt stand häufig der Konsum, als eine Art Droge für den Vier-Personen-Haushalt.

5. Auch wichtige Themen wurden behandelt

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Gerade in den Anfangszeiten begann Fred seine Weisheiten gern mit: „Der Arbeiter“ oder Ähnlichem. Das Ganze hatte auch immer einen gesellschaftspolitischen Aspekt. Daher kam die Familie so gut an, das deutsche Publikum fühlte sich mit den Fussbroichs verbunden.

Wurde der Rahmen des Konsums einmal verlassen, agierten die Familienmitglieder etwas kindisch und fast hilflos. So beispielsweise 1994 in der Episode „Die Qual der Wahl“. Hier debattierten Fred und Annemie in einer wahnsinnig unpolitischen Art über politische Themen.

Stammwähler Fred stellte klar, dass ein Kölner die SPD wählt. Seine Frau als Wechselwählerin spielte hingegen mit dem Gedanken, die Grünen zu wählen. Diese Diskussion hatte natürlich nicht viel mit politischen Inhalten zu tun.

6. Die Gesellschaft konnte sich mit der Familie identifizieren

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Legendär ist auch eine Episode, in der die Familie mit dem eigenen Wagen zu einem kurzentschlossenen Trip in die Eifel aufbrach. Bereits auf der Kölner Stadtautobahn hatte sie sich das erste Mal verfahren. In solchen Geschichten fand sich die Gesellschaft der 1990er Jahre wieder.

Der westdeutsche Arbeiter jener Epoche ist zum Konsumbürger mit allen Annehmlichkeiten aufgestiegen. Es war kein Problem, sich einen All-inclusive-Urlaub zu leisten. Der Kapitalismus machte die Proletarier zu sehr entfremdeten Menschen. Sie hatten Schwierigkeiten, sich in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld zurechtzufinden. Stellvertretend stand dafür die Familie Fussbroich, die mit einfachen Dingen wie einem Autoatlas nicht mehr umgehen konnte. Fred wäre am liebsten einfach nach Holland gefahren.

7. Ein Fanal zur Überwindung der Konsumgesellschaft

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Fred kam einfach gut beim Publikum an. Leider änderte sich diese Wahrnehmung mit der Zeit. So werden die Fussbroichs in der Rückbetrachtung leider eher als leichte Unterhaltung gesehen, als ein Fanal zur Überwindung der Konsumgesellschaft.

Mit dem Aufkommen der sozialen Medien und somit Jahre nach Ausstrahlung der Serie wurde der einstige Arbeiter und Musterbürger jedoch als abgehoben wahrgenommen.

Auch Sohn Frank hatte später so einige Probleme. Eine Zeit lang sorgte er mit kleineren Straftaten anstatt mit seiner Schauspielkunst für Schlagzeilen. Jetzt versucht er in der Welt der Reality-Stars Fuß zu fassen.

8. Ein Rheinländer mit dem Herz am rechten Fleck

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Ute Diehl hat in den Jahren von 1990 bis 2003 einen Fred Fussbroich mit dem Herz am rechten Fleck präsentiert. Wie ein echter Rheinländer sagte er, was ihm in den Sinn kam. Die Leute sahen ihn gerne und hörten ihm genauso gerne zu. Auf seine eigene Art und Weise erklärte er die Welt.

Aber statt Unsinn zu reden, schuf er stets kohärenten Sinn. Ute Diehl selbst beschreibt Fred als einen ausgesprochen intelligenten Menschen. Dem damaligen durchschnittlichen Arbeiter ging es offensichtlich zu gut. Dabei blieb leider die politische Bildung auf der Strecke.

9. Ein einfacher, authentischer und anständiger Mann

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Fred war ein einfacher, authentischer und anständiger Mann. Es war seine selbstbewusste, freundliche und verbindliche Art, die ihn so glaubwürdig machte. Er war stets an anderen interessiert. Mit seiner Frau Annemie führte er eine hervorragende und offensichtlich kommunikative Ehe. Das Format hat einfach in die damalige Zeit gepasst.

Heute könnte Fred nicht so frei von der Leber weg reden. So mancher Spruch würde wegen Rassismus oder Sexismus auf großen Wiederstand stoßen. Aber nach seinem Tod lässt sich festhalten, dass Fred eine bemerkenswerte mediale Erscheinung war. Er sprach offen über Themen wie Wohlstand, Ökonomie und Gesellschaft.

10. Legendäre politische Statements

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Legendär waren auch seine politischen Statements. Bekannt war er als loyale SPD-Wähler. Die Grünen sah er schon vor fast 30 Jahren als Verbotsdatei. Wenn diese regieren würden, hätten wir 20 Millionen Arbeitslose.

Es war ein großer Verdienst von Ute Diehl, Fred solch einen Spielraum zu geben. Oft wird es so dargestellt, als habe sie mit der Familie Fussbroich zufällig das Reality-TV erfunden. Das dies nicht so wahr ist heute daran zu erkennen, wie Frank in anderen Formaten wahrgenommen wird. Frank hat seinen Vater viel zu danken. Dies hat er mittlerweile selbst erkannt.

11. Keine Objekte für die Kamera

Bild: Imago / Horst Galuschka
Film: Die Fussbroichs

Die damalige Serie ist mit ähnlichen heutigen Formaten nicht zu vergleichen. Bei den Fussbroichs gab es einen entscheidenden Unterschied. Hier wurde kein Konflikt inszeniert. Die Familienmitglieder waren keine Objekte für die Kamera, sondern traten immer als Protagonisten auf.

Daher handelt es sich bei der Erfolgsserie aus den 1990er Jahren weder um Unterhaltung, noch um Dokumentation. Es war einfach ein Format, das perfekt in die damalige Zeit gepasst hat. Bei all den Sorgen und Konflikten hat Fred die Dinge stets weniger verbissen dargestellt. Leider ist der beliebte Schauspieler kürzlich im Alter von 81 Jahren verstorben.