Ein Routine-Dienstagabend in Berlins pulsierendem Zentrum endet abrupt, als eine vollbesetzte Tram mit einem leer fahrenden Reisebus kollidiert – ein Crash, der nicht nur Schaulustige an die Mollstraße lockt, sondern auch Fragen nach der Sicherheit im Großstadtverkehr lauter stellt.
Albtraum am Alex: Sekunden der Kollision

Es ist kurz nach 18 Uhr, als der grüne Reisebus beim Abbiegen auf der Mollstraße die Gleise kreuzt – und genau in diesem Moment rauscht die Tram der Linie M5 heran. Ein ohrenbetäubender Knall, splitterndes Glas und kreischendes Metall markieren den Zusammenstoß, der den Straßenbahnzug aus den Schienen hebt.
Während Passanten entsetzt innehalten, dringt dichter Staub aus der aufgerissenen Front der Tram. Notrufe überschlagen sich, noch bevor die ersten Sirenen in der Ferne aufheulen.
Nächster Blickpunkt: Wie konnte es so weit kommen?
Ein rotes Licht, ein fataler Fehler

Nach ersten Ermittlungen übersah der 48-jährige Busfahrer offenbar eine rote Ampel. Er wollte Richtung Alexanderstraße abbiegen, war aber laut Polizei durch Navigationsansagen abgelenkt. In den Sekundenbruchteilen bis zum Aufprall blieb dem 34-jährigen Tramfahrer nur die Notbremsung – zu wenig Zeit, zu viel Masse.
Der Crash drückt den Bus quer über zwei Fahrspuren; die Tram entgleist, rutscht mehrere Meter und kommt erst am Mast der Oberleitung zum Stehen. Stromleitungen reißen, Funken sprühen – ein Szenario, das an Actionfilme erinnert, aber reale Verletzte zurücklässt.
Jetzt wird’s persönlich: Wer saß in der Tram – und wie erlebten sie das Drama?
Mitten drin: Eine Berliner Schulklasse

Rund 20 Sechstklässler einer Tempelhofer Grundschule sind auf Projektwochen-Tour, als das Unglück passiert. „Es hat geruckelt, dann sind wir durch den Gang geflogen“, erzählt Klassenlehrerin Anja S. später. Zwei Kinder erleiden Prellungen, mehrere stehen unter Schock; Rettungskräfte betreuen sie noch am Gleisbett mit Kuscheldecken.
Auch erwachsene Fahrgäste kämpfen mit Schürfwunden und Kopfschmerzen, während Feuerwehrleute Fenster einschlagen, um die verklemmten Türen zu umgehen. Die Szene ist chaotisch – aber die Retter arbeiten routiniert, professionell und beinahe lautlos.
Die große Frage: Wie geht es dem schwer verletzten Busfahrer?
Zwischen Leben und Tod: Der Zustand der Opfer

Der Busfahrer erleidet schwerste Thorax-Verletzungen, wird noch vor Ort intubiert und in eine Spezialklinik geflogen. Ärzte bezeichnen seinen Zustand als „kritisch, aber stabil“. Insgesamt zählen die Behörden zwölf Verletzte, darunter zwei leicht verletzte Tram-Passagiere und der traumatisierte Zugführer.
Die meisten Betroffenen können die Krankenhäuser nach kurzer Beobachtung verlassen; doch der Busfahrer bleibt vorerst auf der Intensivstation. Für ihn und seine Familie steht die Uhr still, während die Stadt längst wieder Funktion aufnehmen will.
Aber was bedeutet das für die Berliner Verkehrsinfrastruktur?
Stadt im Stau: Stunden des Stillstands

Die Mollstraße ist bis 23 Uhr komplett gesperrt, acht Straßenbahnlinien werden umgeleitet. Ein 80-Tonnen-Kran richtet den entgleisten Zug millimetergenau zurück ins Gleis – eine Operation, die Schaulustige in schwindelerregender Nachtkälte verfolgen. Autofahrer irren derweil durch Seitenstraßen, Touristen schleppen Koffer über Gleise, und BVG-Mitarbeiter verteilen geduldig Umsteigepläne.
Kurz nach Mitternacht rollt der erste Zug wieder, doch die Bilder des zerbeulten Busses bleiben. Für viele ist es eine Mahnung, dass Großstadtmobilität ein fragiles System ist, das von Sekunden und Aufmerksamkeit abhängt.
Bleibt die Frage: Welche Konsequenzen ziehen Politik und Verkehrsbetriebe?
Ermittlungen und Konsequenzen: Mehr als nur ein Unfall

Noch in der Nacht übernimmt ein Fachkommissariat für Verkehrsdelikte den Fall. Überwachungsvideos, Tachodaten und Zeugenaussagen werden ausgewertet, Gutachter rekonstruieren die letzten fünf Sekunden vor dem Aufprall. Die Berliner Verkehrsbetriebe prüfen, ob zusätzliche Schutzampeln an der viel befahrenen Kreuzung installiert werden können.
Verkehrssenatorin Jana Müller kündigt zudem eine Task-Force „Sichere Schnittstellen“ an, die besonders konfliktträchtige Tram- und Busachsen identifizieren soll. Doch bis Maßnahmen greifen, bleibt der Alexanderplatz ein Mahnmal – und die Stadt ein Ort, an dem jede Fahrt eine Geschichte schreiben kann.