
Es gibt Namen, die stehen wie ein Fels – für Standhaftigkeit, Pflichtbewusstsein und unternehmerische Verantwortung. Wolfgang Grupp ist einer davon. Als langjähriger Trigema-Chef wurde er zur Symbolfigur des Mittelstands: unbequem, konsequent, menschlich. Doch nun zeigt er sich von einer Seite, die viele überrascht – und tief bewegt.
Ein öffentlicher Brief offenbart einen schmerzlichen Einschnitt in seinem Leben. Ohne Pathos, aber mit großer Klarheit spricht der 83-Jährige über einen Moment, in dem Verzweiflung über Stärke siegte. Mit diesem Schritt will er mehr tun als nur erzählen. Er will aufrütteln, sensibilisieren – und anderen helfen, die im Stillen leiden. Ein mutiger Appell an eine Gesellschaft, die gerne wegsieht.
1. Eine Nachricht, die betroffen macht

Als der Brief bekannt wird, ist die Reaktion gewaltig. Wolfgang Grupp, Symbolfigur des deutschen Unternehmertums, spricht offen von einem Selbstmordversuch. Viele können es kaum glauben. Jahrzehntelang war er die Verkörperung von Stabilität, nun teilt er seine schwerste Stunde.
Doch der Unternehmer tut dies nicht aus einem Impuls heraus – sondern bewusst, klar und mit Zustimmung. Er will damit ein Tabu brechen, das gerade ältere Menschen betrifft: Depression im Alter. Die Nachricht bewegt nicht nur seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – sie geht weit über Burladingen hinaus. Denn plötzlich bekommt das Thema ein Gesicht, das man nicht erwartet hätte. Ein Gesicht, das vielen Mut machen könnte.
2. Der offene Brief an seine Belegschaft

In 25 Zeilen, mit Füller geschrieben, beschreibt Grupp in seinem Brief, wie er sich am Morgen des 7. Juli 2025 das Leben nehmen wollte. Es ist ein Dokument der radikalen Ehrlichkeit – und der Hoffnung.
Er spricht von Altersdepression, innerer Leere und dem Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Dass er überlebt hat, bezeichnet er als Wendepunkt. Der Brief ist keine Klage, sondern ein offenes Eingeständnis menschlicher Verletzlichkeit. Zehn Tage später wendet er sich an die Menschen, mit denen er jahrzehntelang gearbeitet hat – und appelliert: „Suchen Sie professionelle Hilfe.“ Was viele als Niederlage sehen würden, macht er zu einem Akt der Stärke.
3. Familie und Fürsorge als Rettungsanker

Neben der professionellen Hilfe war es vor allem seine Familie, die Wolfgang Grupp Kraft gab. Seine Frau Elisabeth und die Kinder Bonita und Wolfgang jr. waren in dieser Zeit seine wichtigste Stütze. Der 83-Jährige schreibt: „Ich bin sehr stolz auf meine Frau und meine Kinder.“
Bereits 2024 hatte er Trigema an die nächste Generation übergeben. Eine bewusste Entscheidung, die ihm nun ermöglicht, loszulassen – und gleichzeitig zu erkennen, dass er nicht allein ist. In seinen Worten wird deutlich, wie viel Dankbarkeit und Liebe ihn trotz allem umgeben. Auch sein Dank an das Klinikpersonal zeigt, dass Grupp die helfenden Hände erkennt – und wertschätzt. Seine Offenheit macht ihn nicht schwächer. Sie macht ihn menschlich.
4. Ein Appell gegen das Schweigen

Wolfgang Grupp will kein Mitleid – er will Aufklärung und Veränderung. Sein Schreiben soll anderen helfen, die im Stillen leiden. Deshalb bittet er, mit Respekt und Offenheit auf seine Worte zu reagieren. Der Unternehmer nutzt seine Stimme, um ein Tabu zu brechen, das zu viele das Leben kostet.
Gerade ältere Menschen scheuen oft den Schritt zur Hilfe. Grupp fordert dazu auf, Depressionen ernst zu nehmen und sich behandeln zu lassen. Es ist ein gesellschaftlicher Appell – nicht nur an Betroffene, sondern auch an Familien, Ärzte, Unternehmen. Dass ein Mann, der jahrzehntelang Stärke demonstrierte, öffentlich um Hilfe bittet, ist ein Signal. Vielleicht sogar ein lebensrettendes. Denn das Wichtigste, was Wolfgang Grupp nun sagt, ist: „Ich möchte, dass andere nicht denselben Fehler machen.“