
Wenn zur besten Sendezeit das TV-Programm geändert wird, steckt dahinter meist ein einschneidendes oder trauriges Ereignis. Doch in diesem Fall geht es um einen würdevollen, emotionalen Abschied: Die ARD und der rbb ehren Ulli Zelle, den langjährigen Reporter und das „Fernsehgesicht Berlins“, mit einer glanzvollen Sondersendung. Nach rund 40 Jahren im Dienst der Hauptstadtregion verabschiedet sich Zelle von der Bildfläche – und bekommt zum Dank eine Bühne, die seiner Bedeutung mehr als gerecht wird.
Die Gala „Mach’s gut, Ulli – 40 Jahre Reporterlegende“ läuft am Freitag, den 6. Juni 2025, um 20:15 Uhr im rbb Fernsehen – also in der prestigeträchtigsten Fernsehzeit überhaupt. Wer Ulli Zelle in den letzten Jahrzehnten begleitet hat, erkennt sofort: Hier endet nicht nur eine Karriere, sondern eine Ära regionaler Fernsehgeschichte. Ein Abschied mit großem Herzen, der auch online in der ARD Mediathek nacherlebt werden kann.
1. Eine Programmänderung mit Herz: Der rbb sagt Danke

Es kommt nicht oft vor, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender sein Primetime-Programm ändert – schon gar nicht für eine Einzelperson. Doch bei Ulli Zelle macht der rbb eine Ausnahme. Die Entscheidung, die Abschiedssendung zur Hauptsendezeit auszustrahlen, ist Ausdruck tiefer Wertschätzung für einen Mann, der jahrzehntelang mit Kamera, Mikrofon und Neugier durch die Berliner Kieze zog – stets auf der Suche nach den kleinen und großen Geschichten des Alltags.
Diese Gala ist daher nicht einfach ein Rückblick, sondern eine echte Liebeserklärung an einen Reporter, der für viele Menschen zur Stimme und zum Gesicht Berlins wurde. Zelle wurde nie zu groß für die kleinen Geschichten – genau das macht ihn so besonders.
2. Ulli Zelle – Der „kleine Reporter“ mit großer Wirkung

Ulli Zelle war nie der Typ für große Reden – dafür aber für ehrliche Geschichten. Geboren in Obernkirchen (Niedersachsen), zog es ihn früh nach Berlin, wo er beim Sender Freies Berlin (SFB) – dem Vorläufer des heutigen rbb – seine journalistische Karriere begann. Seit 1984 im Hörfunk, ab 1985 im Fernsehen unterwegs, erwarb sich Zelle schnell den Ruf eines echten „rasenden Reporters“. Sein Markenzeichen: immer nah an den Menschen, empathisch, schnell, unermüdlich.
In einer Zeit, in der Journalismus zunehmend auf Effekte setzte, blieb Zelle nahbar und authentisch. Er selbst bezeichnete sich stets bescheiden als „kleinen Reporter“, obwohl er über die Jahre zu einem echten Publikumsliebling und zu einer journalistischen Institution wurde. Ein Mann mit Haltung, Herz und Humor – unverzichtbar für Berlin.
3. „Mach’s gut, Ulli“ – Die Gala als Spiegel eines Reporterlebens

Die 90-minütige Abschiedssendung „Mach’s gut, Ulli – 40 Jahre Reporterlegende“ ist mehr als eine Hommage – sie ist ein emotionales Zeitdokument. Gefilmt im ehrwürdigen Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks, kommen Wegbegleiter, Prominente und Musiker zusammen, um Zelle zu feiern. Rund 1000 Gäste sind vor Ort – ein Beweis für die große Anerkennung, die Zelle weit über den rbb hinaus genießt.
Musikalische Höhepunkte liefern „Ulli & Die Grauen Zellen“, Zelles eigene Rockband, ebenso wie Stars wie Patti Smith und Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker. Emotional wird es vor allem durch die Verabschiedung von Klaus Wowereit, dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister, der Zelles Bedeutung für die Stadt Berlin mit bewegenden Worten würdigt. Eine Sendung, die Persönliches, Politisches und Künstlerisches kunstvoll vereint.
4. Von der Provinz zur Hauptstadtlegende – Zelles beeindruckender Weg

Zelles journalistischer Weg begann nicht im Rampenlicht, sondern ganz bodenständig. Er absolvierte eine Ausbildung zum Werbekaufmann, studierte dann Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste und später Publizistik an der FU Berlin. Noch während des Studiums arbeitete er als freier Journalist für Zeitungen und Agenturen, bevor er beim SFB durchstartete.
Die Themen, die Zelle behandelte, reichten von Kiezkultur bis zur Weltpolitik. Interviews mit Michael Gorbatschow, Helmut Kohl, Yoko Ono oder Mick Jagger gehören ebenso zu seinem Lebenswerk wie Berichte von Straßenfesten, Brückenbaustellen oder Schulhöfen. Er war dort, wo Berlin lebte – und er brachte diese Welt in die Wohnzimmer.
5. Der Sänger unter den Reportern: „Ulli & Die Grauen Zellen“

Neben dem Mikrofon fürs Fernsehen hatte Zelle immer auch eines auf der Bühne. Mit seiner Band „Ulli & Die Grauen Zellen“ spielte er Rockklassiker – von The Beatles über The Rolling Stones bis Eric Burdon. Die Band ist längst Kult in Berlin und war ein festes Highlight bei Stadtfesten, Open-Air-Events und Fernsehauftritten.
Sein Humor zeigt sich schon im Bandnamen – und auch auf der Bühne war Zelle das, was ihn als Reporter ausmachte: echt, unterhaltsam, mitreißend. Dass seine Band auch bei der Gala spielt, ist daher kein Gimmick, sondern konsequenter Teil seiner Biografie. Ulli Zelle verabschiedet sich singend – so wie er gelebt hat: mit Freude und Leidenschaft.
6. Ein Chronist im Wandel: Zelle als Zeitzeuge

Kaum ein Reporter hat den Wandel Berlins so intensiv begleitet wie Zelle. Er berichtete vom geteilten Berlin, vom Fall der Mauer, von der Wiedervereinigung, vom Aufstieg der Hauptstadt zur internationalen Metropole. Zelle war ein Chronist im besten Sinne – sachlich, nahbar, glaubwürdig.
Mit seiner Sendung „Ullis Nachtcafé“, die seit 2016 lief, zeigte er auch seine Stärken als Gastgeber. 2024 veröffentlichte er zudem sein Buch „Mein Berlin, mein Leben“, das persönliche Erinnerungen, Beobachtungen und Liebeserklärungen an die Stadt vereint. Ein Vermächtnis, das bleibt. Sein Abschied ist daher nicht nur persönlich, sondern auch ein kulturelles Ereignis.
7. Wo und wie Sie die Sendung sehen können

Die Gala wird am Freitag, den 6. Juni 2025, um 20:15 Uhr im rbb Fernsehen ausgestrahlt. Wer diesen besonderen Abend nicht live mitverfolgen kann, hat die Möglichkeit, die Sendung in der ARD Mediathek jederzeit abzurufen. Damit können auch Zuschauer außerhalb der Hauptstadtregion oder langjährige Fans in anderen Teilen Deutschlands Abschied nehmen von einem der letzten großen Reporter-Typen im deutschen Fernsehen.
Mit dem Ende von Ulli Zelles Karriere endet ein Kapitel Berliner Fernsehgeschichte. Doch sein Einfluss bleibt. „Mach’s gut, Ulli“ ist mehr als nur ein Sendetitel – es ist ein emotionaler Gruß an einen Mann, der Berlin nicht nur beobachtet, sondern geprägt hat.