Missbrauch für Likes: Rehkitz stirbt nach stundenlanger Irrfahrt

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Ein niedliches Video, viele Likes – und ein qualvoller Tod. In Leverkusen sorgt ein tragischer Fall von falsch verstandener Tierliebe für Empörung. Ein neugeborenes Rehkitz wurde von einer Frau über Stunden im Auto umhergefahren, auf dem Schoß gestreichelt und auf Social Media inszeniert – anstatt es sofort in fachkundige Hände zu geben.

Die Konsequenz: Das Tier überlebte die Strapazen nicht. Der Verein DogmanTierrettung machte den Vorfall öffentlich und appelliert nun an die Öffentlichkeit, junge Wildtiere niemals selbst mitzunehmen oder gar zu „kuscheln“. Was genau geschah, warum jede Minute zählte und was aus dem Tier wurde, zeigt die folgende Rekonstruktion.

1. Ein Video sorgt für Entsetzen

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Ein Social-Media-Video wurde zur tödlichen Falle für ein Rehkitz. Die Aufnahmen zeigen eine Frau aus Krefeld, die ein augenscheinlich neugeborenes Tier auf dem Schoß hält, es streichelt und kommentiert. Laut eigener Aussage habe sie das Tier „allein auf der Autobahn“ gefunden. Statt fachkundige Hilfe zu holen, entschied sie sich, das Rehkitz mit handelsüblicher Ziegenmilch zu füttern – ein fataler Fehler.

Das Video verbreitete sich schnell und stieß bei Tierschützern auf Empörung. Einzelfall oder Trend? Immer mehr Menschen scheinen Wildtiere für Online-Inhalte zu missbrauchen – mit teils tödlichen Folgen. Das Rehkitz war bereits seit Stunden unversorgt, als die Rettung endlich eintraf.

2. Falsche Milch, falsche Nähe

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Was als vermeintliche Rettung begann, wurde zur Belastung für das Jungtier. Die Finderin gab dem Kitz Ziegenmilch – für Rehkitze völlig ungeeignet. Die Nährstoffe stimmen nicht, es drohen Mangelerscheinungen und Verdauungsprobleme. Auch die körperliche Nähe war gefährlich: Durch stundenlanges Streicheln im Auto wurde das Kitz „fehlgeprägt“.

Tierschützer warnen seit Langem: Wildtierkinder dürfen nicht an Menschen gewöhnt werden. Eine solche Prägung verhindert später die Auswilderung und kann das Tier sozial entwurzeln. In diesem Fall war der Schaden bereits nach wenigen Stunden irreversibel – das Kitz konnte nicht mehr zurück in die Natur.

3. Eine Irrfahrt ohne Versorgung

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Mindestens sieben Stunden war das Kitz bereits unterwegs, als endlich fachliche Hilfe eintraf. In dieser Zeit erhielt es keine angemessene Wärme, keine geeignete Nahrung und keinen Schutz. Die Finderin fuhr mit dem Tier durch verschiedene Städte – von Krefeld bis Essen –, ehe sie nach mehreren Warnungen auf die Hinweise einer aufmerksamen Frau aus Velbert einging.

Diese alarmierte die Organisation DogmanTierrettung. Als deren Helfer eintrafen, fanden sie ein völlig erschöpftes, ausgekühltes Rehbaby vor. Die Zeit war längst gegen das Tier gelaufen. Was als Rettung gedacht war, hatte sich zur potenziell tödlichen Vernachlässigung entwickelt.

4. Notversorgung kam zu spät

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Dogman reagierte schnell, doch der Zustand des Tieres war kritisch. Das Kitz wurde sofort mit einer speziellen Rehkitzmilch versorgt, die ein erfahrener Jäger und Schäfer bereitstellte. Anschließend wurde es in eine professionelle Auffangstation gebracht, wo es tierärztlich untersucht und mit Aufbauspritzen stabilisiert wurde.

Doch der Körper war bereits zu schwach. Die lange Zeit ohne passende Nahrung, der körperliche Stress und die fehlende Ruhe hatten das kleine Wesen zu sehr geschwächt. Trotz aller Bemühungen verendete das Tier kurze Zeit später. Die Retter waren erschüttert – und wütend zugleich.

5. Mahnung der Tierschützer

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DogmanTierrettung wandte sich mit einem emotionalen Post an die Öffentlichkeit. Dort schildern sie den Ablauf des Falls, appellieren an gesunden Menschenverstand – und warnen eindringlich davor, Wildtiere anzufassen. Rehkitze sind keine Haustiere, keine Spielzeuge und erst recht keine Social-Media-Objekte.

„Lasst Wildtierkinder in Ruhe“, so der eindringliche Appell. Nur erfahrene Jäger oder Tierrettungsdienste dürfen eingreifen. Was gut gemeint ist, kann schnell lebensgefährlich werden – wie in diesem Fall. Die Retter hoffen nun, dass der tragische Tod des Kitzes andere Menschen zum Nachdenken bringt.

6. Fehlprägung mit fatalen Folgen

Bild: IMAGO / Depositphotos

Die sogenannte Fehlprägung war ein weiterer Faktor, der das Überleben des Kitzes erschwerte. Wird ein Wildtier zu lange und zu nah von Menschen betreut, verliert es den Bezug zur eigenen Art. Das ist besonders bei Rehkitzen gefährlich: Sie orientieren sich an Geruch, Stimme und Verhalten – und prägen sich schnell auf falsche „Eltern“ ein.

Eine Rückführung in die Wildnis wird damit nahezu unmöglich. Selbst wenn das Kitz überlebt hätte, wäre es wahrscheinlich niemals überlebensfähig gewesen. Solche Fehlprägungen sind irreversibel und oft ein Grund für spätere Einschläferung. Ein weiteres trauriges Kapitel in diesem Fall.

7. Aufklärung statt Kuscheln

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Tierschützer fordern nun mehr Aufklärung – vor allem über soziale Medien. Dort verbreiten sich Videos schneller als jede Warnung. Viele Menschen meinen es gut, handeln aber gefährlich naiv. Die Macht der Bilder wird dabei zur Falle: Likes und Kommentare werden wichtiger als artgerechtes Verhalten.

Dogman ruft dazu auf, bei Wildtierfunden sofort Fachleute zu kontaktieren – nicht zu filmen oder zu „pflegen“. Jedes Leben zählt – aber nur, wenn man es in Ruhe lässt. Dieser tragische Fall zeigt, dass Unwissen tödlich sein kann. Und dass Mitgefühl erst dann sinnvoll ist, wenn es richtig gelebt wird.

Interessant: Haben Sie sich jemals gefragt, warum Zebras Streifen haben?

Zebras sind für ihre charakteristischen schwarz-weißen Streifen bekannt, die als Tarnung dienen und Raubtiere verwirren können. Eine Theorie besagt, dass die Streifen helfen, Insekten abzuwehren, indem sie das Licht reflektieren und die Insekten irritieren. Darüber hinaus sind keine zwei Zebras gleich gemustert, was es ihnen ermöglicht, sich gegenseitig in großen Herden zu identifizieren.