Der Begriff ‚Evolution‘ ruft bei vielen Menschen die Vorstellung eines vergangenen Prozesses hervor, der uns den aufrechten Gang und einige andere Vorteile beschert hat. Doch die Evolution ist nicht wie ein Computer-Update, das stoppt, sobald die wichtigsten Komponenten installiert sind. Sie setzt unermüdlich fort und entdeckt immer wieder neue Ansatzpunkte und, um es weniger wissenschaftlich auszudrücken, Möglichkeiten für Aktualisierungen.
Daher befinden wir uns (du und ich) immer noch mitten im Entwicklungsprozess. Du kannst diesen Umstand an dir selbst deutlich erkennen, wenn du dir die folgenden sieben körperlichen Merkmale ansiehst, die als funktionslose Überreste der Evolution (Rudimente) gelten:
1. Gänsehaut
Die Haaraufrichtemuskeln in unserer Haut, die bei Kälte oder Wut eine Gänsehaut auslösen, sind ein deutliches Rudiment. Früher dienten sie dazu, die Fellhaare aufzurichten und so eine isolierende Luftschicht zwischen den Haaren zu schaffen.
Da wir jedoch heute keinen Fellmantel mehr tragen, hat die Gänsehaut ihre ursprüngliche Funktion verloren. Dennoch bleibt sie als evolutionäres Überbleibsel bestehen und tritt immer wieder auf, wenn wir bestimmten Reizen ausgesetzt sind.
2. Große und spitze Eckzähne
Unsere im Vergleich zu Backen- und Schneidezähnen großen und spitzen Eckzähne gehören ebenfalls zu den evolutionären Überbleibseln. Sie waren einst hilfreich beim Zerkleinern von zähem, rohem Fleisch und dienten als soziales Signal, um Feinde einzuschüchtern oder Artgenossen zu beeindrucken.
Bei vielen Tierarten sind diese Eckzähne noch immer stark ausgeprägt, während sie beim Menschen vergleichsweise schwächer entwickelt sind, da unsere Ernährung und sozialen Interaktionen sich im Laufe der Evolution verändert haben.
3. Weisheitszähne
Weisheitszähne sind ein weiteres Beispiel für evolutionäre Überbleibsel. Sie haben in der modernen Zeit keine nützliche Funktion mehr und neigen dazu, Entzündungen und Schmerzen zu verursachen. Daher werden sie in den meisten Fällen entfernt, da sie eher hinderlich als hilfreich sind.
Diese Zähne sind ein Relikt aus einer Zeit, als unsere Vorfahren eine andere Ernährung hatten und möglicherweise mehr Zähne benötigten, um ihre Nahrung zu zerkleinern. Die Evolution hat sich weiterentwickelt, während die Weisheitszähne zurückgeblieben sind.
4. Äußerer Ohrmuskel
Ja, ich bin mir dieses Phänomens bewusst. Das Wackeln der Ohren bei Menschen beruht auf dem Vorhandensein des äußeren Ohrmuskels, den wir vom evolutionären Erbe unserer Vorfahren geerbt haben. Bei Tieren dient dieser Muskel dazu, die Ohren aufzurichten, um Geräusche besser wahrnehmen zu können oder um Signale an andere Tiere auszusenden.
Beim Menschen hat dieser Muskel jedoch keine praktische Funktion mehr und wird in der Regel nicht bewusst kontrolliert. Es handelt sich also um ein Überbleibsel aus vergangenen evolutionären Entwicklungen, das bei einigen Menschen noch aktiviert werden kann.
5. 13. Rippe
Etwa acht Prozent der Bevölkerung tragen immer noch eine 13. Rippe, die ansonsten bei Gorillas und Schimpansen zu finden ist. Diese zusätzliche Rippe hat jedoch keine spezielle Funktion mehr beim Menschen und wird voraussichtlich im Laufe der evolutionären Entwicklung gänzlich verschwinden.
Es handelt sich um ein Beispiel für ein rudimentäres Merkmal, das in unserer Spezies seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat und allmählich in den Hintergrund tritt. Da sie keine nachweisbare Funktion mehr erfüllt, wird sie im Laufe der Zeit wahrscheinlich aus unserem genetischen Erbe verschwinden.
6. Zehen
Ausgeprägte Zehen sind für Affen beim Greifen und Klettern hilfreich. Beim Menschen haben sie sich im Laufe der Evolution allmählich zurückgebildet und dienten vorwiegend dem Gleichgewicht.
Da wir heute die Innenseite unseres Fußes für die Balance verwenden, zählen auch unsere Zehen zu den funktionslosen Überresten, die sich langfristig wohl zurückentwickeln werden. Das Endergebnis dieser Entwicklung mag jedoch eher unheimlich sein, wenn man es sich vorstellt, und könnte Albträume hervorrufen.
7. Das dritte Augenlid
Die kleine rosa Ecke im inneren des menschlichen Auges ist ein Überbleibsel der Nickhaut, einem transparenten Augenlid, das die Augen einst abdeckte. Bei einigen Vögeln, Reptilien und Fischen ist die Nickhaut immer noch voll funktionsfähig, während sie bei uns Menschen zu einem funktionslosen Überrest geworden ist.
Dieses rudimentäre Merkmal erinnert an unsere evolutionäre Vergangenheit und zeigt, wie sich die Anatomie im Laufe der Zeit verändert hat, da es keinen praktischen Nutzen mehr für die meisten von uns hat.
8. Die Mandeln
Mandeln sind Gewebeansammlungen im Hals, die Bakterien und Viren filtern, aber sie entzünden sich leicht, insbesondere bei Kindern, weshalb viele von ihnen entfernt werden. Tatsächlich leben viele von uns ohne diese evolutionären Überreste recht gut, und im Laufe des Lebens schrumpfen die Mandeln oft von selbst.
Dieser Prozess verdeutlicht, wie sich unser Körper im Laufe der Evolution an veränderte Bedingungen anpasst und einige einst wichtige Merkmale ihre Bedeutung verlieren.
9. Langer Hohlhandmuskel
Der Musculus Palmaris longus befindet sich auf der Beugeseite des Unterarms und war hauptsächlich bei Primaten entwickelt worden, um die Hände und Arme zu stärken, insbesondere beim Klettern. Mit der menschlichen Evolution verlor er seine Funktion, da das Klettern in Bäumen seltener wurde.
Dennoch ist dieser Muskel bei etwa 80 Prozent der Bevölkerung immer noch vorhanden, ein relikthaftes Überbleibsel aus unserer primaten Vergangenheit, das heute meist keine funktionale Bedeutung mehr hat.
10. Brustwarzen bei Männern
Die Brustwarzen bei Männern sind ein interessantes Beispiel für evolutionäre Entwicklung. Tatsächlich haben alle Föten zunächst eine weibliche Anlage, bis das Y-Chromosom die Entwicklung in Richtung eines männlichen Geschlechts bestimmt. Dies führt dazu, dass auch Männer Brustwarzen haben, da die Anlage dafür bereits in der frühen Entwicklungsphase des Fötus entsteht.
Obwohl sie keine direkte Funktion bei Männern haben, bleiben die Brustwarzen als evolutionäre Überreste erhalten, da es in der Evolution keinen selektiven Druck gab, der zu ihrer Beseitigung geführt hätte. Daher sind sie bei beiden Geschlechtern vorhanden, obwohl ihre Funktion bei Männern im Allgemeinen nicht genutzt wird.